16. April 2022, 8:09 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wer Kartoffeln zu lange oder falsch gelagert hat, kennt das Problem: Aus den Knollen sprießen grünlich-gelbe Keimtriebe. Und jetzt? Einfach die Triebe wegschneiden oder doch lieber die ganze Kartoffel entsorgen?
FITBOOK erklärt, wie giftig keimende Kartoffeln wirklich sind und was man tun kann, um die Knollen möglichst lange frisch und nährstoffreich zu halten.
Übersicht
Sind keimende Kartoffeln giftig?
Kartoffeln enthalten von Natur aus giftige Glykoalkaloide wie Solanin. Diese Stoffe reichern sich vor allem in grünen, keimenden und beschädigten Knollen sowie in der Schale an. Ein Glykoalkaloidgehalt von bis zu 100 Milligramm pro Kilogramm Speisekartoffeln wird vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als unbedenklich eingestuft.1
Zuvor lag der Maximalgehalt sogar bei 200 Milligramm. Dieser wurde herabgestuft, nachdem eine Familie im November 2015 nach einer Mahlzeit mit Kartoffeln schwere Vergiftungserscheinungen erlitten hatte. Wie eine Untersuchung ergab, lag der Glykoalkaloidgehalt der verzehrten Kartoffeln bei 236 Milligramm pro Kilogramm.
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Woran erkennt man eine Solanin-Vergiftung?
Ein bitterer Geschmack kann ein Anzeichen für einen zu hohen Gehalt an Solanin sein. Die Kartoffel sollte dann auf keinen Fall mehr verzehrt werden.
Bei einer leichten Vergiftung können folgende Anzeichen auftreten:
- Übelkeit
- Bauchschmerzen
- Durchfall
- Erbrechen
- Fieber
In schweren Vergiftungsfällen können zusätzliche Symptome hinzukommen, wie:
- Bewusstseinsstörungen
- schnelle Atmung und Atemnot
- Krämpfe
- schneller und schwacher Puls
- niedriger Blutdruck
Die Symptome können innerhalb weniger Minuten, aber auch bis zu zwei Tage nach dem
Verzehr belasteter Kartoffeln auftreten. Besteht der Verdacht einer Vergiftung, sollte sofort ein Arzt gerufen werden.2
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Darf man keimenden Kartoffeln noch zubereiten?
Keimende Kartoffeln muss man nicht zwingend komplett entsorgen. Es reicht, kleine Triebe und grüne Stellen großzügig wegzuschneiden. Kartoffeln mit vielen und großen Keimen sollte man aber besser nicht mehr verzehren. Ebenso Kartoffeln, die bereits größtenteils grün verfärbt oder eingetrocknet sind. Als Faustregel gilt: Wenn die Keime länger als einen Zentimeter sind, sollten Sie die Kartoffel besser entsorgen.
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Kartoffeln richtig lagern
Um Kartoffeln möglichst lange frisch zu halten, sollte man sie dunkel, trocken und kühl lagern. Eine Temperatur zwischen 4 und 6 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent sind optimal. Wer keinen Keller hat, kann die Knollen draußen – z. B. auf Balkon oder Terrasse – in einer abgedeckten, mit Stroh ausgelegten Kiste frostfrei lagern.
Wichtig ist, dass die Kartoffeln regelmäßig kontrolliert werden. Falls es doch mal passiert, dass eine faulig wird oder keimt, kann man diese rechtzeitig entfernen und so den Rest schützen.
So kann man das Risiko einer Solanin-Vergiftung zusätzlich verringern
- Kochwasser von Kartoffeln nicht weiterverwenden
- Kartoffeln vor dem Verzehr schälen (gilt insbesondere für Kinder)
- Vorsicht bei Frühkartoffeln: Sie sind besonders gefährdet, Solanin zu entwickeln und sollten deshalb nicht lange gelagert werden
- Frittierfett von Kartoffeln regelmäßig austauschen
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Quellen
- 1. Bundesinstitut für Risikobewertung. Speisekartoffeln sollten niedrige Gehalte an Glykoalkaloiden (Solanin) enthalten. (aufgerufen am 8.4.22)
- 2. Ökotest. Sind grüne und keimende Kartoffeln giftig? (aufgerufen am 8.4.22)