27. Januar 2023, 12:10 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Jeder weiß, dass Äpfel sehr gesund sind. Doch woran liegt das genau? Kleiner Spoiler: in erster Linie nicht an ihren Vitaminen, denn da können andere Früchtchen deutlich mehr. Und hätten Sie gewusst, dass Apfel nicht gleich Apfel ist, was ihre Gesundheitswirkung betrifft?
Klar, Äpfel sind gesund, da gibt es keinen Zweifel. Andererseits: Kann es – Stichwort ausgewogene Ernährung – wirklich ausreichen, mit nur einem Apfel pro Tag seinen Obstbedarf zu decken? Natürlich nicht. Dennoch sind Äpfel wichtige Lieferanten von Vitaminen und wichtigen Pflanzenstoffen. Was sie – und welche Apfelsorten im Speziellen – so gesund macht, erklärt ein Ernährungsmediziner.
Übersicht
- Sind Äpfel das gesündeste Obst?
- Welche Apfelsorten sind besonders gesund?
- Plantage vs. Streuobstwiese: Auch die Lage macht den Apfel gesund
- Welche Inhaltsstoffe machen Äpfel gesund?
- Sollte man die Schale mitessen?
- Ist auch das Kerngehäuse gesund?
- Obstschale oder Kühlschrank: Wie lagert man Äpfel idealerweise?
- Quellen
Sind Äpfel das gesündeste Obst?
„Es ist nicht sinnvoll, von DEM gesündesten Obst zu sprechen“, stellt der Hamburger Ernährungsmediziner und Internist Dr. Matthias Riedl im Gespräch mit FITBOOK richtig. Fest stehe aber: Äpfel sind extrem gesund – „ihren Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen sei Dank“. Vor allem sekundäre Pflanzenstoffe seien in hohen Mengen enthalten, was den Apfel besonders wertvoll mache. Aus Ernährungssicht ebenfalls relevant: Äpfel gehören zu den nur mäßig zuckerreichen Obstsorten.
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Welche Apfelsorten sind besonders gesund?
„Alte Apfelsorten sind gesünder als vom Ursprung weggezüchtete“, so Dr. Riedl. Beispiele hierfür sind „Berlepsch“, „Boskoop“, „Cox Orange“ und „Idared“. Der Grund ist die Menge an enthaltenen Polyphenolen – sekundäre Pflanzenstoffe, die hochgezüchtete Sorten wie bsp. „Jonagold“, „Granny Smith“ oder „Pink Lady“ quasi nicht mehr enthalten. Warum ist das so? Polyphenole werden herausgezüchtet, weil sie Äpfel sauer machen und schneller braun werden lassen. Besonders viele Polyphenole enthalten laut Riedl die Apfelsorten „Idared“ und „Boskoop“. Übrigens: Polyphenole machen auch das Apfelallergen schädlich – deshalb sind die alten Apfelsorten auch für Allergiker die einzig richtige Wahl.
Alte und neue Apfelsorten (Beispiele)
Alte Apfelsorten sind beispielsweise
- „Berlepsch“
- „Boskoop“
- „Cox Orange“
- „Idared“
Zu den neuen Apfelsorten zählen u.a.
- „Jonagold“
- „granny Smith“
- „Pink Lady“
Plantage vs. Streuobstwiese: Auch die Lage macht den Apfel gesund
Polyphenole sind der natürliche Schutz von Äpfeln gegenüber Insekten- und Pilzbefall. Wächst ein Apfel in einer steril gehaltenen Plantage auf und wird im schlimmsten Fall auch noch gespritzt, muss er nur wenige bis gar keine Polyphenole bilden – schließlich ist ein Selbstschutz gar nicht mehr nötig. Anders sieht die Situation bei alten Apfelsorten auf, die häufig noch auf Streuobstwiesen wachsen und sich selbst gegen äußere Einflüsse schützen müssen – eine hohe Anreicherung mit Polyphenolen ist garantiert.
Eine Ausnahme unter den alten Apfelsorten bildet der „Golden Delicious“. Da die Sorte sehr anfällig für Pilz- und Schädlingsbefall ist, wird sie fast immer gespritzt.
Welche Inhaltsstoffe machen Äpfel gesund?
Wenn man über Obst spricht, denken viele, dass ein hoher Vitamin-C-Gehalt das Maß aller Dinge ist. Darum schicken wir gleich mal vorweg: Greifen Sie zu Zitrusfrüchten, Brokkoli, Paprika oder sogar Sauerkraut, um Ihren täglichen Bedarf an Vitamin C zu decken, aber nicht unbedingt zu Äpfeln – auch wenn Hersteller neuerer Sorten gerne den ach so hohen Vitamin-C-Gehalt preisen. Die gute Nachricht: Was Obst zu einem so gesunden Nahrungsmittel macht, hat mitnichten immer mit seiner Menge an Vitamin C zu tun – oder überhaupt mit Vitaminen, was das betrifft.
Äpfel sind vor allem so gesund, weil sie neben den genannten sekundären Pflanzenstoffen auch noch Flavonoide, Catechin und Kaempferol enthalten. Der Gesundheitseffekt dieser Stoffe beruht auf einer starken antioxidativen Eigenschaft. Antioxidantien wirken entzündungshemmend und schützen die Zellen vor freien Radikalen, die durch Stress und äußere Umwelteinflüsse hervorgerufen werden und somit im besten Fall auch vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Arthritis, wie Studien nahelegen.1
Zudem sind sie reich an Ballaststoffen. Die tun unserem Körper gleich in zweifacher Hinsicht gut. Einerseits sanieren sie die Darmflora, andererseits werden Ballaststoffe im Darm zu kurzkettigen Fettsäuren umgewandelt, die der Darmschleimhaut als Energielieferant dienen. Außerdem sagt man dem Ballaststoff Pektin nach, dass er den Blutzuckerspiegel konstant hält und somit unser Hungergefühl dämpft – was für Leute, die abnehmen wollen, sehr interessant sein kann. Überdies sind Äpfel ein wertvoller Kalium-Lieferant.
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Sollte man die Schale mitessen?
Die meisten Vitamine, sekundären Pflanzenstoffe und Ballaststoffe sitzen in oder direkt unter der Schale. Äpfel sollten daher nicht geschält werden.
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Ist auch das Kerngehäuse gesund?
Wer schon einmal hineingebissen hat, weiß: Das Kerngehäuse eines Apfels schmeckt äußerst bitter. Und unsere Sinne täuschen uns nicht: Kerne enthalten Bitterstoffe, die – wenn sie erst mal zerkaut werden – von unserem Körper zu Blausäure umgewandelt werden. Diese kann Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen. Darum kann man das Kerngehäuse ohne schlechtes Gewissen der Biotonne überlassen.
Obstschale oder Kühlschrank: Wie lagert man Äpfel idealerweise?
Auch an dieser Frage scheiden sich die Geister: Gehören Äpfel in die Obstschale oder in den Kühlschrank? Der Ernährungsmediziner tendiert zum Kühlschrank: Er empfiehlt, Äpfel bei zwei bis fünf Grad zu lagern. Wer allerdings einen Keller hat, sollte Äpfel wegen der hohen Luftfeuchtigkeit dort lagern. Was übrigens auch gegen die Obstschale spricht: Früchte sollten sich am besten nicht gegenseitig berühren. Wichtig ist, dass Verbraucher die Äpfel wöchentlich kontrollieren, um faule Früchte auszusortieren. So halten sich Lageräpfel laut Bundesgesundheitsministerium drei bis fünf Monate.
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Quellen
- 1. Boyer, J. und Liu R.H.: „Apple phythochemicals and their health benefits“ Nutrition Journal (2004)
- 2. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2021) „Äpfel richtig lagern, damit sie nicht in der Tonne landen“ (aufgerufen am 27.01.2023)