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Ernährung der Zukunft?

Was steckt hinter der Planetary Health Diet?

planetary health diet kritik: Frau hält Kohlkopf in der Hand
Bei der Planetary Health Diet spielt regionales und ökologisch angebautes Gemüse eine wichtige Rolle. Foto: Getty Images
Nadja Demel Redakteurin

25. Februar 2022, 4:41 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Dass unser Konsumverhalten in direktem Zusammenhang mit der Umwelt steht, ist keine Neuigkeit. Dennoch gelingt es uns bisher nicht, die weltweite Ernährung so anzupassen, dass weder Mensch noch Natur davon Schaden nehmen.

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Das Konzept der Planetary Health Diet bietet einen Lösungsvorschlag für dieses Problem. Sie stellt nicht nur die Gesundheit des Menschen, sondern auch die ökologische Nachhaltigkeit in den Fokus und liefert eine Ernährungsform, die uns satt und gesund machen soll, ohne den Planeten auszubeuten und die Umwelt zu belasten. Doch kann das wirklich funktionieren? Und welcher Kritik müssen sich die Erfinder der Planetary Health Diet stellen?

Entwicklung der Planetary Health Diet

Ein internationales Team aus 37 Forschern, die EAT-Lancet-Kommission, entwickelte die Planetary Health Diet und veröffentlichte sein Konzept 2019 in der Fachzeitschrift „The Lancet“. Die Ergebnisse sind im „EAT Lancet Commission Summary Report“ festgehalten. Die Experten stammen aus unterschiedlichen Bereichen, wie Agrarwissenschaft, Klimaschutz und Ernährungswissenschaft. Ihr Ziel: Die Entwicklung einer gesunden und nachhaltigen Ernährungsform. Denn Prognosen zufolge soll die Weltbevölkerung bis 2050 auf zehn Milliarden Menschen ansteigen. Die Planetary Health Diet will ein Konzept zur Ernährung der Menschheit liefern, das die Ressourcen der Erde schont und globale Probleme wie Zivilisationskrankheiten und den Klimawandel unter Kontrolle bringt.1

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Der Speiseplan der Planetary Health Diet

Der Speiseplan legt eine tägliche Zufuhr von 2500 Kalorien zugrunde. Diese setzen sich zusammen aus:

  • Gemüse: 300 g (200-600 g)
  • Milchprodukte: 250 g (0-500 g)
  • Vollkorngetreide (z. B. Reis, Weizen etc.): 232 g
  • Obst: 200 g (100-300 g)
  • Hülsenfrüchte: 75 g (0-100 g)
  • Nüsse: 50 g (0-75 g)
  • Stärkehaltiges Gemüse (z. B. Kartoffeln): 50 g (0-100 g)
  • Zucker (alle Süßungsmittel): 31 g (0-31 g)
  • Geflügel: 29 g (0-58 g)
  • Fisch: 28 g (0-100 g)
  • Rotes Fleisch (z. B. Rind, Schwein): 14 g (0-28 g)
  • Eier: 13 g (0-25 g)
  • Ungesättigte Fette: 40 g (20-80 g)
  • Gesättigte Fette: 11,8 g (0-11,8 g)

Bei den angegebenen Mengen handelt es sich um Richtwerte, die täglich variieren können. Die Werte in Klammern beziehen sich auf die jeweilige Spannbreite, sodass die Planetary Health Diet auch nach Berücksichtigung bestimmter Ernährungsweisen, z. B. als Vegetarier oder Veganer, befolgt werden kann.

Es zeigt sich: Im Vergleich zu unseren derzeit vorherrschenden Ernährungsstandards müsste der Konsum von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen ungefähr verdoppelt werden, der Verzehr von Fleisch und Zucker hingegen halbiert.

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Ökologische Belastungsgrenzen beachten

Neben der veränderten Ernährungsweise beinhaltet das Konzept der Planetary Health Diet auch die Verbesserung der Lebensmittelproduktion sowie das Reduzieren von Lebensmittelabfällen. Außerdem definiert die „EAT-Lancet-Kommission“ weitere Ziele, um die empfohlenen Lebensmittelmengen innerhalb der ökologischen Belastungsgrenzen der Erde produzieren zu können.

Prof. Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Co-Leiter der „EAT-Lancet-Kommission“, fasst diese zusammen: „Unsere Definition von nachhaltiger Lebensmittelproduktion setzt voraus, dass wir die Landnutzung nicht ausweiten, dass wir die existierende biologische Vielfalt erhalten, den Wasserverbrauch reduzieren und verantwortungsvoll mit Wasser umgehen, die Schadstoffbelastungen durch Stickstoff und Phosphor erheblich einschränken, die CO2-Emissionen auf null senken und keine weitere Zunahme der Emissionen von Methan und Stickoxiden verursachen. Es gibt zwar kein Wundermittel, um schädliche Produktionspraktiken zu bekämpfen, aber indem ein sicherer Bereich für Ernährungssysteme definiert wird, kann eine Ernährungsweise identifiziert werden, die die menschliche Gesundheit und die ökologische Nachhaltigkeit fördert.“2

Bewertung des Konzepts durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung äußert keine Kritik an der Planetary Health Diet, denn sie stimme „weitgehend mit den DGE-Empfehlungen zur vollwertigen Ernährung überein.“ Demnach liegen die empfohlenen Lebensmittelmengen im Bereich der Orientierungswerte der DGE. Positiv hervorgehoben wird der große Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, Nüssen und hochwertigen Pflanzenölen. Die empfohlenen Fleischmengen seien „gering bis moderat“, ebenso der Anteil an zugesetztem Zucker.3

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Kritik an der Planetary Health Diet

Doch es gibt auch Kritik am Konzept der Planetary Health Diet. Zum einen bemängeln Kritiker die Unflexibilität in der empfohlenen Kalorienzufuhr. Für Menschen, die körperlich schwer arbeiten, sind 2500 Kalorien nicht ausreichend. Für eine Person, die einer sitzenden Tätigkeit nachgeht, zu viel. 2500 Kalorien können demnach allenfalls ein Richtwert sein. Zum anderen stehen den Menschen in vielen ärmeren Gebieten der Erde deutlich weniger Kalorien pro Tag zu Verfügung.

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Ein weiterer Punkt, der für Kritik an der Planetary Health Diet sorgt: Die kulturell und regional bedingten Essensgewohnheiten werden zu wenig berücksichtigt. Für die Menschen in Nordamerika würde die weltweite Halbierung des Verzehrs von rotem Fleisch bedeuten, dass nur noch ca. ein Siebtel der heute üblichen Menge konsumiert werden dürfe. In vielen afrikanischen Ländern dürfe hingegen nur noch ein Siebtel der heute üblichen Menge an stärkereichen Pflanzen verzehrt werden. Die Planetary Health Diet würde demnach einen radikalen Einschnitt in die derzeitigen Ernährungsgewohnheiten darstellen.

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Quellen

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