1. Dezember 2023, 13:33 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Schwarzen Kümmel kennt man vorwiegend aus dem Gewürzregal. Aus den Samen kann man auch ein Öl gewinnen, auf dessen heilsame Wirkung man im Nahen Osten schon seit mehreren Jahrtausenden schwört. FITBOOK sagt, welche Inhaltsstoffe Schwarzkümmelöl enthält und ob diese auf die Gesundheit wirken, wie es eingenommen und dosiert wird und wieviel man für ein gutes Produkt ausgeben sollte.
Schwarzkümmelöl wird aus den Samen der Schwarzkümmelpflanze, botanisch „Nigella sativa“, gewonnen. Gefundene Papyrusrollen belegen, dass schon die alten Ägypter Schwarzkümmelöl als das „Gold der Pharaonen“ bezeichneten. Im Grab von Pharao Tutanchamun fand man eine Flasche davon. Schwarzkümmel war aber nicht nur Teil der antiken griechisch-römischen Heilkunde, sondern auch im persisch-arabischen Raum weit verbreitet. Auch in allen Weltreligionen hat es einen festen Platz. Aus der Bibel beispielsweise sind die kleinen, schwarzen Samen als „Ketzah“ bekannt, mit denen man üblicherweise Fladenbrote bestreute. Das wohl bekannteste Zitat wird aber dem Propheten Mohammed aus dem Islam nachgesagt, der die Pflanze in einem seiner heiligen Bücher mit dem Satz würdigt: „Schwarzkümmel heilt jede Krankheit, außer den Tod.“ Im Mittelalter führten vor allem die Klöster Schwarzkümmel in die europäische Medizin ein, danach geriet es aber lange in Vergessenheit. Neue Forschungsergebnisse erklären den wiedergeborenen Hype um das Schwarzkümmelöl. Was ist dran? FITBOOK hat sie sich angesehen und mit einer Lebensmittelexpertin über Anwendung, Dosierung und mögliche Nebenwirkungen gesprochen.
Übersicht
- Herstellung und Inhaltsstoffe von Schwarzkümmelöl
- Wogegen soll Schwarzkümmelöl helfen?
- Ist die gesundheitliche Wirkung wissenschaftlich belegt?
- Einnahme, Anwendung und Dosierung
- Mögliche Nebenwirkungen
- Wer kein Schwarzkümmelöl einnehmen sollte
- Was kostet ein gutes Produkt und worauf ist beim Kauf zu achten?
- Expertenfazit: Schwarzkümmelöl ersetzt keine Medikamente
Herstellung und Inhaltsstoffe von Schwarzkümmelöl
Aus Schwarzkümmel kann man zwei verschiedene Ölsorten herstellen: ein normales Speiseöl sowie ein ätherisches Öl. Zur Herstellung des Speiseöls werden die Samen der Schwarzkümmelpflanze zunächst getrocknet und anschließend kalt gepresst. So sollen die Inhaltsstoffe besser erhalten bleiben. Das ätherische Öl gewinnt man durch einen speziellen Verdampfungsprozess. Für einen Liter werden bis zu 60 Kilogramm der Schwarzkümmelsamen benötigt.
Selbst herstellen könnte man das Speiseöl theoretisch auch: Dafür gibt man etwa 500 Gramm Schwarzkümmelsamen gemeinsam mit einem Liter Olivenöl in ein Einmachglas und lässt das Ganze für etwa drei Wochen an einem warmen Ort stehen. Anschließend filtert man die Samen wieder heraus. Die Inhaltsstoffe der Selfmade-Variante lassen sich allerdings nicht mit denen eines maschinell kaltgepressten Öls vergleichen.
Schwarzkümmelöl besteht zu 60 Prozent aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren, gefolgt von 20 bis 25 Prozent an einfach ungesättigten Fettsäuren. Am höchsten ist der Anteil an Ölsäure, Linolsäure sowie Saponinen, letztere gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen. Außerdem enthält es ätherische Öle sowie essenzielle Aminosäuren wie L-Phenylalanin und L-Tyrosin. Diese wiederum sind Grundbausteine der Botenstoffe Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin. Schwarzkümmelöl enthält neben den Mineralstoffe Biotin, Selen und Magnesium auch verschiedene Vitamine – wie das Provitamin A, diverse B-Vitamine, sowie Vitamin C und Vitamin E.
Auch interessant: Sind Kernöle wirklich ungesünder als Olivenöl?
Wogegen soll Schwarzkümmelöl helfen?
Schwarzkümmelöl werden unzählige gesundheitliche Wirkungen in den verschiedensten Bereichen nachgesagt. In der Naturheilkunde wird es insbesondere bei folgenden Beschwerden angewandt:
- Allergien
- Asthma
- Bluthochdruck
- Diabetes
- Hauterkrankungen wie Akne oder Neurodermitis
- Linderung der Begleiterscheinungen einer Chemotherapie
- Rheumatoide Arthritis
- Verdauungsbeschwerden
Außerdem soll Schwarzkümmel das Immunsystem stärken und entzündungshemmend wirken.
Ist die gesundheitliche Wirkung wissenschaftlich belegt?
Vermeintliche „Allheilmittel“ gibt es gerade in der pflanzlichen Heilkunde viele und bei der Recherche zum Thema Schwarzkümmelöl stößt man auf zahlreiche unterschiedliche Studien, die Beweise für die Wirksamkeit liefern sollen. Aber lässt sich diese auch wissenschaftlich belegen? „Ja, es gibt tatsächlich einige Studien, die Hinweise liefern, dass Schwarzkümmel in verschiedener Hinsicht eine gesundheitliche Wirkung hat“, bestätigt Sabine Hülsmann, Fachberaterin für Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Bayern, gegenüber FITBOOK. Viele dieser Studien hätten jedoch eine eher geringe Probandenzahl – seien also nicht wirklich aussagekräftig. Gleiches gelte für Studien an Tieren, die sich nicht so leicht auf den Menschen übertragen ließen.
Auch interessant: Diese Speiseöle können Ihrer Gesundheit schaden
Einnahme, Anwendung und Dosierung
Schwarzkümmelöl lässt sich sowohl innerlich als auch äußerlich anwenden. Hülsmann: „Da das Öl sehr intensiv schmeckt und riecht, lässt es sich in die alltägliche Ernährung eher schwierig integrieren. Deshalb führt man es in der Regel zusätzlich zu, unter anderem wird es auch in Kapselform angeboten.“ Mit Blick auf die Mengen, die in Studien gegeben wurden, empfiehlt sie bis zu fünf Milliliter Öl, was einem halben bis ganzen Esslöffel entspricht, oder drei Gramm Samen. Nicht außer Acht lassen sollte man die dadurch zusätzlich aufgenommen Kalorien. Bei der äußerlichen Anwendung, beispielsweise gegen Akne, kann man das Öl unverdünnt auf die betroffenen Hautstellen auftragen. Wer hingegen unter Neurodermitis leide, sollte das Schwarzkümmelöl zusätzlich mit einem Trägeröl verdünnen. Dafür eigne sich zum Beispiel Arganöl.
Auch interessant: Wirkung von Spirulina als Nahrungsergänzungsmittel
Mögliche Nebenwirkungen
Grundsätzlich würden bei der Anwendung oder Einnahme von Schwarzkümmelöl nur selten Nebenwirkungen auftreten. „In den Studien wurde gelegentlich über Juckreiz oder Übelkeit berichtet“, erläutert Hülsmann. In einer anderen Studie sei es außerdem zu einem geringen Abfall des Blutzuckers gekommen. Nur selten seien allergische Hautreaktionen aufgetreten. Eine Kontaktallergie bei lokaler Anwendung ist laut Expertin nicht ausgeschlossen. Schwarzkümmelöl sollte nicht auf leeren Magen eingenommen werden, da es die Magenschleimhaut reizen kann. Ein weiterer, möglicher Nebeneffekt sei vermehrtes Aufstoßen.
Wer kein Schwarzkümmelöl einnehmen sollte
Generell rät die Expertin dazu, die Behandlung mit Schwarzkümmelöl bei Anzeichen von Nebenwirkungen sofort zu beenden. Auch Schwangere sollten von einer Einnahme in konzentrierter Form sicherheitshalber eher absehen, da eine wehenfördernde Wirkung nicht ausgeschlossen werden kann. Aber keine Sorge: Das ganz normale Kümmelbrötchen sei hingegen weiterhin ungefährlich.
Was kostet ein gutes Produkt und worauf ist beim Kauf zu achten?
Beim Kauf von Schwarzkümmelöl sollte man besonders auf die Qualität achten und immer zu hochwertigem, kaltgepresstem Öl aus biologischem Anbau greifen, rät die Expertin. Es gibt sowohl gefiltertes als auch ungefiltertes Schwarzkümmelöl zu kaufen. Zwar ist die ungefilterte Variante naturbelassener, geschmacklich gilt das gefilterte Öl allerdings als milder und deshalb bekömmlicher. Zu kaufen gibt es das Naturprodukt in Apotheken, Reformhäusern, Bioläden, gut sortierten Drogerien und auch online. Für 100 Milliliter kaltgepresstes Bio-Schwarzkümmelöl kann man schon mal 6 bis 13 Euro berappen; für einen Liter sollte man um die 24 bis 30 Euro rechnen. Kapseln kosten, je nach Menge und Hersteller, zwischen 20 und 70 Euro.
Auch interessant: Hat CBD-Öl eine Wirkung? Das sagen Experten
Nachgefragt bei der Expertin Was bringen Flohsamenschalen für die Gesundheit?
Heilkraut Cumin Herkunft, Verwendung und Wirkung von Kreuzkümmel
Gesundes Heißgetränk Wirkung und richtige Zubereitung von Fencheltee
Expertenfazit: Schwarzkümmelöl ersetzt keine Medikamente
Abschließend hält die Ernährungsexpertin fest, dass es sich, trotz aller nachgesagten gesundheitlichen Wirkungen, bei Schwarzkümmel lediglich um ein Nahrungsergänzungs-, aber kein Heilmittel handelt. „Bei Nahrungsergänzungsmitteln sollte man wissen, dass diese rechtlich zu den Lebensmitteln zählen. Sie sind nicht dafür da, Krankheiten vorzubeugen, zu lindern oder zu heilen. Das ist immer noch die Aufgabe von Arzneimitteln“, erklärt Hülsmann. Das liege auch daran, dass Nahrungsergänzungsmittel vor dem Verkauf keiner Prüfung unterzogen und auch nicht die enthaltenen Mengen an Inhaltsstoffen festgelegt würden. Von einer Einnahme rät Hülsmann dennoch nicht ab: Wem das Öl guttue, der könne es – entsprechend dosiert – zu sich nehmen. Eine bewiesenermaßen gesundheitliche Wirkung habe Schwarzkümmelöl aber nicht.