11. Juni 2024, 16:57 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Für einen schnellen Schluck aus dem Hahn begnügen sich viele Menschen auch mal mit lauwarmem Wasser. Doch davon würde das Umweltbundesamt abraten. Warum es grundsätzlich kaltes Wasser aus der Leitung sein sollte, auch etwa bei der Zubereitung von Lebensmitteln, lesen Sie bei FITBOOK.
Warmes Wasser ist förderlich für die Verdauung und für den Körper insgesamt bekömmlicher; darauf geht FITBOOK in einem eigenen Beitrag zur idealen Trinktemperatur ausführlicher ein. Kommt das Wasser jedoch aus der Leitung, sieht der Fall etwas anders aus. Laut dem Umweltbundesamt sollte es stets „frisches und kühles Wasser“ sein. Dies gilt auch dann, wenn man es in der Küche (z. B. beim Kochen) weiterverarbeitet. Doch warum?
Übersicht
Umweltbehörde mahnt zu kaltem Leitungswasser
Wie das Umweltbundesamt auf seiner Website schreibt, ist warmes Wasser aus der Leitung zum Trinken ungeeignet – und ebenso z. B. zum Waschen von Lebensmitteln! „Denn es hat sich durch die Zirkulation im Warmwassersystem länger in den Rohren aufgehalten“, heißt es zur Begründung. Diese Zirkulation sei nicht bloß notwendig, damit das Wasser in einer entsprechenden Temperatur aus dem Hahn fließen kann, sondern vor allem zur Vermeidung einer Legionellenbildung. Legionellen sind Bakterien, die speziell in Süßwasser bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad vorkommen. Sie sammeln sich etwa in Rohleitungen an, die über längere Zeiträume nicht genutzt wurden und/oder durch die nicht ausreichend erhitztes Wasser fließt.
Warmes Wasser aus der Leitung womöglich schadstoffbelastet
Konkret warnt die Behörde also vor einer Schwermetallbelastung des Trink- bzw. Kochwassers. Denn es sei möglich, dass sich im Zuge des längeren Aufenthalts im Leitungswassersystem bedenkliche Stoffe aus den Rohren gelöst haben. „Auch wenn die Mengen gering sind, sollten Sie für die Zubereitung von Lebensmitteln stets frisches Wasser aus dem Kaltwasserhahn verwenden.“
Dass man diese Mahnung ernst nehmen sollte, bestätigt Ernährungswissenschaftler Uwe Knop auf FITBOOK-Nachfrage. Sollten entsprechende Schadstoffe z. B. ins Kochwasser gelangt sein, würde auch ein starkes Erhitzen nichts gegen sie ausrichten. Denn anders als etwa die meisten Krankheitserreger lassen sich Schwermetalle durch Abkochen nicht entfernen. Bei z. B. Blei und Arsen geht man davon aus, dass sie schwere allergische Reaktionen auslösen sowie das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können, wenn man sie in hohem Maße aufnimmt.
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Rohrleitungen prüfen und ggf. sanieren lassen
Wenn Sie sich nicht ganz sicher sind, ob die Leitungssysteme in Ihrem Zuhause in puncto Bau und Betrieb den gängigen Standards entsprechen, mahnt das Umweltbundesamt zur Kontaktaufnahme mit Ihrer Hausverwaltung bzw. dem Vermieter. Derartige Sorgen wären demnach etwa dann begründet, wenn im Haus noch Bleirohre vorhanden sind.
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Vor dem Trinken von Leitungswasser Menge eines Glases ablaufen lassen
Nun kann es natürlich sein, dass einige Wochen vergehen, bis die von Ihnen monierten Bleirohre ausgetauscht werden. Bis dahin sei es wichtig, Leitungswasser vorsorglich ablaufen zu lassen, erklären Experten von „Stiftung Warentest“: „In Mehrfamilienhäusern können das etliche Liter sein.“ Wenn die Temperaturen spürbar sinken, können Sie das – „sofern die Hausanschlussleitung unbelastet ist“ – als Hinweis deuten, dass wahrscheinlich genügend Wasser abgelaufen ist. Es sei übrigens nie ganz ausgeschlossen, dass sich Schwermetalle z. B. aus den Messingteilen der Armaturen lösen. Deshalb wird empfohlen, vor dem Trinken von Leitungswasser stets etwa die Menge eines Glases ablaufen zu lassen.
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Bakteriengefahr trotzdem nicht gebannt
Und noch ein letztes Mal zu den Legionellen. Zwar geht von ihnen keine Gesundheitsgefahr aus, wenn man sie mit der Nahrung aufnimmt. Doch ihre Aerosole können durch Eindringen in die Atemwege eine schwere Form der Lungenentzündung auslösen.
Wie das Umweltbundesamt in einer anderen Veröffentlichung schreibt, in der es um einen umweltschonenden und kostensparenden Umgang mit Warmwasser geht, können Legionellen prinzipiell auch in Kaltwasserleitungen wachsen. „Warm- und Kaltwasserleitungen sollten daher gut wärmeisoliert sein und regelmäßig genutzt werden.“ Dass Fachleute das gesamte Warmwassersystem ordnungsgemäß auf Legionellen untersucht haben, sei von grundlegender Bedeutung.