29. Juli 2024, 17:05 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das biologische Alter muss nicht mit dem kalendarischen Alter übereinstimmen. Es wird nämlich durch den Zustand des Körpers und der Organe bestimmt. Wer also besonders ungesund lebt oder viel Stress ausgesetzt ist, erhöht sein biologisches Alter. Doch laut einer Studie kann man diesen Prozess mit der richtigen Ernährung verlangsamen.
Jünger sein, als das chronologische Alter angibt? Das klingt nicht nur gut, sondern ist mit dem richtigen Lebensstil auch machbar. Denn das biologische Alter gibt an, in welchem Zustand sich der Körper wirklich befindet. Dabei spielen Genetik, Ernährung, Bewegung, Stress und Umweltexpositionen eine wichtige Rolle. Wer einen gesunden Lebensstil pflegt, kann durchaus seinen biologischen Altersprozess positiv beeinflussen. Eine neue Studie zeigt nun, wie man die biologische Alterung beispielsweise durch die Ernährung entschleunigen kann.
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Übersicht
Eineiige Zwillinge ernährten sich unterschiedlich
Um herauszufinden, inwiefern die Ernährung das biologische Alter beeinflusst, zogen die Wissenschaftler an der Stanford University eineiige Zwillingspaare heran.1 Man schloss diejenigen aus, auf die ein oder mehrere Punkte zutrafen:
- Unkontrollierter Bluthochdruck
- Stoffwechselerkrankungen
- Diabetes
- Krebs
- Herzerkrankungen
- Nierenerkrankungen
- Lebererkrankungen
- Schwangerschaft
- Stillzeit
- Einnahme von Medikamenten, die das Körpergewicht oder den Energieverbrauch beeinflussen.
Die Teilnehmer mussten außerdem älter als 18 Jahre sein, einen BMI unter 40 und Low-density-Lipoprotein-Werte (LDL-C) unter 190 Milligramm pro Deziliter aufweisen. So ergab sich eine Studiengröße von 21 eineiigen Zwillingspaaren.
Nach dem Zufallsprinzip unterzog sich jeweils ein Zwilling einer omnivoren, der andere Zwilling einer veganen Ernährung – acht Wochen lang. Die Erhebungen begannen im März 2022 und dauerten bis Mai desselben Jahres an. Im Juli erfolgten Nachuntersuchungen.
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Ernährungsinterventionen
Die Untersuchungen wurden in zwei vierwöchige Phasen unterteilt. In Phase eins erhielten die Teilnehmer unabhängig ihrer Ernährungsform von einem ausgewählten Ernährungsunternehmen fertige Gerichte. In Phase zwei durften die Probanden ihre Mahlzeiten selbst zubereiten – dafür wurden sie vorab von einem Gesundheitspädagogen darüber geschult, wie sie möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel verwenden und sich ausgewogen ernähren.
Die Gruppe, die sich der omnivoren Ernährung unterzog, erhielt obendrein Zielwerte für tierische Produkte: Bspw. sollten sie ungefähr 180 bis 230 Gramm Fleisch, ein Ei und 1,5 Milchprodukte konsumieren. Der Umfang sowie die Qualität der Nahrungsaufnahme wurden anhand von Protokollen und Interviews abgefragt. Zu Beginn und zum Ende der Studie füllten die Probanden Umfragen aus, die den allgemeinen Gesundheitszustand, Müdigkeit, Stress und körperliche Aktivität abfragten.
Blutproben
Um Veränderungen nachweisen zu können, entnahm man den Probanden zu Beginn, in Woche 4 und in Woche 8 Blut. Anhand bewährter Verfahren unterzog man die Proben umfassender epigenetischer Analysen, darunter auch eine sogenannte Profilierung der DNA-Methylierung. Dieses Verfahren dient dazu, die Veränderung der Expression eines oder mehrerer Gene nachzuvollziehen.
Im Anschluss bewertete man mithilfe verschiedener epigenetischer Uhren und anderer Analysewerkzeuge die Veränderungen des biologischen Alters, die Zusammensetzung der Immunzellen und die Stoffwechselmarker.
Vegane Ernährung entschleunigte biologische Alterung
Die Untersuchungen der Blutproben ergab, dass die Gruppe mit veganer Ernährung einen signifikanten Rückgang verschiedener epigenetischer Alterungsbeschleunigungswerte aufwies. Des Weiteren zeigten die verbesserten Werte organspezifischer Alterungsmarker, dass die biologische Alterung durch die vegane Ernährung verlangsamt wurde – und das nur innerhalb von acht Wochen. Unter anderem wiesen das Herz, das Hormonsystem, die Leber und Entzündungs- sowie Stoffwechselsysteme positive Veränderungen auf im Vergleich zur omnivoren Gruppe.
Ein weiterer Effekt der veganen Ernährung bemerkte man beim Gewicht der Teilnehmer. Sie verloren durchschnittlich zwei Kilogramm mehr im Vergleich zur omnivoren Gruppe – auch das kann das biologische Alter positiv beeinflussen.
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Einordnung der Studie
Die Studie macht deutlich, dass das Einhalten einer gesunden veganen Ernährung definitiv die biologische Alterung verlangsamen kann. Dennoch sollte man die Ergebnisse nicht einfach hinnehmen, sondern kritisch hinterfragen, denn: Die Studiendauer von acht Wochen ist sehr gering und setzt sich nicht mit einer langfristigen Auswirkung auseinander. Die Stichprobengröße von 21 Zwillingspaaren (42 Personen) fällt ebenfalls sehr gering aus.
Zu Anfang, bei der Hälfte und am Ende der Untersuchungen fragte man zwar den Gesundheitszustand ab, die aber auf einer subjektiven Wahrnehmung beruhten. Außerdem wurden Lebensstilfaktoren, welche die Ergebnisse beeinflussen könnten, nicht berücksichtigt.
Finanzierung
Die Studie wurde unter anderem von TruDiagnostic Inc. finanziert – ein Unternehmen, welches Tests verkauft, die das biologische Alter verraten sollen. Zusätzlich wirkten auch Mitarbeiter des Unternehmens an den Untersuchungen mit. Deshalb ist nicht auszuschließen, dass hinter der Studie mit ihren durchaus interessanten Erkenntnissen ein wirtschaftlicher Gedanke steckt. Auch die Marke Beyond Meat, welche veganen Fleischersatz herstellt, finanzierte die Studie mit.
Davon abgesehen untermauert die Studie einmal mehr, was schon andere Forschungsarbeiten herausgearbeitet haben: dass Fleischverzicht zugunsten pflanzlicher Ernährung gesundheitliche Vorteile mit sich bringt.