25. Februar 2025, 15:38 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Weintrauben sind zwar verglichen mit anderen Obstsorten relativ reich an Zucker, enthalten darüber hinaus aber auch verschiedene gesundheitsförderliche Nährstoffe. Die Ergebnisse einer neuen Studie liefern nun einmal mehr Gründe dafür, regelmäßig zuzugreifen – und zwar vor allem Frauen, wenn sie den Erhalt ihrer Muskeln unterstützen wollen.
Wer an Lebensmittel denkt, die den Aufbau oder Erhalt von Muskelmasse fördern, hat wahrscheinlich zunächst Proteinlieferanten wie beispielsweise Hühnerfleisch oder als vegetarische Option etwa Magerquark vor Augen. Doch auch in der Obst- und Gemüseabteilung findet sich die eine oder andere pflanzliche Nährstoffquelle, die zur Muskelgesundheit beitragen kann. Neben beispielsweise Wassermelonen und Roter Beete sind Trauben zu nennen. Diese enthalten den Pflanzenstoff Resveratrol, der vor allem in Kombination mit gezieltem Training nachweislich das Muskelwachstum fördern kann.1 Eine aktuelle Studie untersuchte jetzt den Einfluss von Trauben auf die Muskeln allgemeiner. Und ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass ihr Verzehr möglicherweise altersbedingtem Muskelschwund entgegenwirken kann.
Übersicht
Studie zum Potenzial von Trauben gegen Muskelschwund
Etwa ab dem 30. Lebensjahr beginnt der Körper, Muskelmasse und -kraft abzubauen. Dieser als Muskelschwund bekannte Prozess (Fachbegriff: Sarkopenie) schreitet mit zunehmendem Alter fort. Betroffene bemerken ihn selbst nicht zuletzt daran, dass mehr Arbeit und begleitend eine höhere Proteinzufuhr nötig ist, damit ihr Krafttraining einen Effekt zeigt. Vor allem Frauen, die insgesamt stärker von den Auswirkungen von Hormonveränderungen betroffen sind, haben es spätestens ab den Wechseljahren noch schwerer, Muskeln zu erhalten, geschweige denn aufzubauen.
Die Frage, mit welchen Mitteln der Erhalt der Muskelmasse unterstützt werden kann, ist entsprechend für einen großen Bevölkerungsanteil von Bedeutung. Sie beschäftigt die Wissenschaft schon länger. Grundlage der hier vorgestellten Studie war der hohe Anteil gesundheitsförderlicher Pflanzenstoffe in Trauben – genauer gesagt: deren Wirkweise. Diese Stoffe könnten bei der Vorbeugung verschiedener Krankheiten helfen, wie es in der Einleitung der Studie heißt.2 Dabei wirken sie nicht durch chemische Reaktionen, sondern indem sie die Gene der Konsumenten direkt beeinflussen. Das Forscherteam unter der Leitung von Dr. John Pezzuto von der Western New England University, Massachusetts, wollte herausfinden, wie sich der langfristige Verzehr von Trauben auf die Genaktivität speziell im Muskelgewebe auswirkt.
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Details zur Untersuchung
Die Forscher arbeiteten mit 480 Zuchtmäusen – die eine Hälfte Weibchen, die andere Männchen. Sie teilten die Tiere in vier Gruppen auf, bzw. die Weibchen und Männchen jeweils in zwei Gruppen. Von diesen erhielt eine Gruppe normales Futter und die andere ein spezielles mit Traubenzusatz. Die in den Trauben-Gruppen verabreichten Mengen entsprächen beim Menschen 252 Gramm des Lebensmittels pro Tag, erklärten die Studienautoren.
Als die Mäuse ein Jahr alt waren, teilten die Wissenschaftler sie nur noch in zwei Gruppen auf: Eine Standardfutter-Gruppe und eine, die zusätzlich Traubenpulver erhielt. Nach insgesamt 2,5 Jahren – die Mäuse hatten nun etwa 80 Menschenlebensjahre erreicht – untersuchten sie Muskelgewebeproben der Versuchstiere.
Ergebnisse: Bessere Genaktivität der Muskeln dank Trauben
Die Analyse zeigte deutliche Unterschiede in der Genaktivität in den Muskeln der verschiedenen Gruppen. Besonders bemerkenswert war, dass sich bei den weiblichen Tieren, deren Futter einen Traubenzusatz enthalten hatte, die genetischen Muster denen der männlichen Mäuse angenähert hatten. Warum dies positiv zu werten ist? Beim männlichen Geschlecht spielt Testosteron eine wichtige Rolle beim Muskelaufbau und trägt zu einer stärkeren Muskelmasse und -funktion bei. Die Angleichung der Genmuster der weiblichen Mäuse an die der männlichen Mäuse könnte auch bei ihnen mit einer besseren Fähigkeit zur Aufrechterhaltung der Muskelmasse verbunden sein.
Und tatsächlich. Bei den betreffenden Mäusen hatten von 25 Schlüsselgenen, die eine Rolle für die Muskelaktivität spielen, elf ihre Aktivität erhöht – diejenigen, die mit magerer Muskelmasse in Verbindung gebracht werden. Zehn andere Gene hingegen, die den Forschern zufolge mit einem Abbau von Muskelmasse in Verbindung stehen, reduzierten ihre Aktivität. Das Team deutete dies als Beleg für eine verbesserte Muskelgesundheit.
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Bedeutung der Studie – und Einschränkungen
„Diese Studie liefert überzeugende Beweise dafür, dass Trauben das Potenzial haben, die Gesundheit der Muskeln auf genetischer Ebene zu verbessern“, erklärte Studienautor Dr. John Pezzuto in einer Pressemitteilung.3 Die Beobachtungen basieren allerdings bislang einzig auf Versuchen mit Tieren sowie von Zellen. Die Autoren planen nun weiterführende Forschung am Menschen, wovon sie sich „spannende“ Erkenntnisse erwarten. Der Einsatz von Trauben zur Unterstützung des Muskelerhalts wäre eine vielversprechende, risikoarme und leicht verfügbare Maßnahme, betonen sie.
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Selbst wenn die Ergebnisse sich bestätigen lassen sollten, sprich Trauben einen günstigen Effekt auf die Muskeln haben – viel hilft viel, gilt deshalb nicht. Gerade Menschen mit einer gesundheitlichen Vorbelastung, die eine Regulierung der täglichen Zuckerzufuhr erfordert (z. B. Diabetes mellitus), sollten nicht zu viel Obst und speziell Trauben zu sich nehmen. Denn die Früchte bestehen zu rund 15 Prozent aus Zucker.4 Wer sich etwa an eine aus dieser Studie ableitbare Verzehrempfehlung von 252 Gramm Trauben am Tag hält, wäre allein dadurch bereits bei rund 37,8 Gramm Zucker. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), der Deutschen Diabetes-Gesellschaft und der Deutschen Adipositas-Gesellschaft sollten Erwachsene täglich insgesamt maximal 50 Gramm Zucker zu sich nehmen.5
Wichtiger Hinweis
Die Studie wurde teilweise von der California Table Grape Commission finanziert. Diese vertritt die Interessen kalifornischer Tafeltrauben-Produzenten und wird wiederum selbst durch Abgaben von Traubenbauern unterstützt. Die Tatsache, dass die Organisation von positiven Forschungsergebnissen profitiert, muss nicht automatisch bedeuten, dass die Ergebnisse verzerrt sind. Es ist aber auch nicht gänzlich auszuschließen. In der Studiendokumentation wird betont, dass die Kommission keinerlei Einfluss auf Design, Auswertung sowie Veröffentlichung der Studie gehabt hätten.