5. Oktober 2023, 11:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Diabetes ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist. Folgen können Schäden am Herzen, den Nieren, Nerven oder Augen sein. Die richtige Ernährung spielt in der Prävention eine wichtige Rolle. Besonders interessant: Bereits mehrere Tassen Tee pro Tag sollen vorbeugend wirken – zumindest laut einer neuen Studie, wie FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke erklärt.
Weltweit sind etwa 422 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, und jedes Jahr werden 1,5 Millionen Todesfälle direkt auf die Zuckerkrankheit zurückgeführt. Aktuell steigt dieser Trend weiter.1 Auf der diesjährigen Jahrestagung der „European Association for the Study of Diabetes (EASD)“ in Hamburg wurden jedoch die Ergebnisse einer vielversprechenden Querschnittsstudie vorgestellt: Laut einer Pressemitteilung des australisch-chinesischen Forschungsteams könnte das tägliche Trinken von Tee das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, signifikant senken.2
Übersicht
Ablauf der Studie
Insgesamt umfasste die Querschnittsstudie 1.923 Erwachsene, davon 562 Männer und 1.361 Frauen im Alter von 20 bis 80 Jahren. Alle lebten während der Studie in China. 1.135 der Teilnehmenden hatten normale Blutzuckerwerte, 436 waren bereits zum Studienbeginn an Typ-2-Diabetes erkrankt und 352 wiesen Prädiabetes auf.
Zu den Probanden gehörten nicht nur Tee-Fans. Auch Personen, die zuvor noch nicht regelmäßig Tee tranken oder immer die gleiche Sorte, zählten dazu. Alle Teilnehmer wurden befragt, wie häufig sie Tee tranken (nie, gelegentlich, oft und jeden Tag) und welche Sorten sie nutzen (grüner, schwarzer, dunkler oder anderer Tees).
Der Untersuchungsparameter, welcher die Wissenschaftler interessierte, war die Glukoseausscheidung im Urin und wie diese mit der Art und Häufigkeit des Teekonsums zusammen hing. Denn Menschen mit Diabetes weisen oft eine erhöhte Fähigkeit zur Glukoserückresorption auf. Hierbei nehmen ihre Nieren mehr Glukose auf und verhindern, dass diese mit dem Urin ausgeschieden wird. Auf diese Weise erhöht sich der Blutzuckerspiegel.
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Besonders dunkler Tee hatte einen deutlichen Effekt
Das tägliche Teetrinken führte dazu, dass die Glukoseausscheidung im Urin der Teilnehmer anstieg. Nach Einbezug von weiteren Faktoren wie Alter, Geschlecht und klinischen sowie Lebensstilfaktoren zeigte sich, dass das Risiko an der Vorstufe Prädiabetes zu erkranken um 15 Prozent reduziert war. Das Risiko an der Krankheit Typ-2-Diabetes an sich zu erkranken, war sogar um 28 Prozent reduziert. Am deutlichsten zeigten sich die positiven gesundheitlichen Auswirkungen, wenn dunkler Tee getrunken wurde. Einer der bekanntesten dunklen Tees ist übrigens Pu-Erh-Tee.
Studienautor Professor Wu erläutert: „Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Wirkung bioaktiver Verbindungen in dunklem Tee direkt oder indirekt die Glukoseausscheidung in den Nieren modulieren kann.“
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Was bewirkt der Tee im Körper?
„Über die erheblichen gesundheitlichen Vorteile von Tee, einschließlich eines verringerten Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes, wurde in den letzten Jahren in mehreren Studien berichtet, aber die Mechanismen, die diesen Vorteilen zugrunde liegen, waren unklar“, so Wu.
Die Teeklassifizierung in China basiert auf den Verarbeitungsmethoden. Beispielsweise unterliegt grüner Tee keiner Fermentation, während die einzigartige Eigenschaft von dunklem Tee die mikrobielle Fermentation ist. Bei diesem Prozess entstehen bioaktive Verbindungen wie Alkaloide, freie Aminosäuren, Polyphenole, Polysaccharide und deren Derivate, die antioxidativ und entzündungshemmend wirken. Ebenso sind diese Verbindungen dafür bekannt, die Insulinsensitivität sowie die Leistung der Insulin-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zu verbessern und die Darmflora positiv zu beeinflussen.
Dazu erklärt Wu: „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Wirkungen bioaktiver Verbindungen in dunklem Tee die Glukoseausscheidung in den Nieren direkt oder indirekt modulieren können, eine Wirkung, die bis zu einem gewissen Grad die von Natrium-Glukose-Co-Transporter-2-Hemmern nachahmt; einer neuen antidiabetischen Medikamentenklasse, die nicht nur bei der Vorbeugung und Behandlung von Typ-2-Diabetes wirksam ist, sondern auch erhebliche Schutzwirkungen auf Herz und Nieren hat.“
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Wie sind die Ergebnisse zu bewerten?
Trotz der vielversprechenden Ergebnisse warnen die Autoren, dass die Ergebnisse der Beobachtungsstudie keinen kausalen Zusammenhang beweisen können. Zusätzlich ist es möglich, dass Restverfälschungen durch andere Lebensstil- und physiologische Faktoren die Ergebnisse beeinflusst haben. Allerdings legen sie nahe, dass sie den Zusammenhang zwischen Teetrinken und verbesserten Blutzuckerwerten durch eine erhöhte Glukoseausscheidung im Urin für wahrscheinlich halten.
Aktuell führen die Forschenden eine doppelblinde, randomisierte Studie durch, um die Vorteile von dunklem Tee auf den Blutzucker von Typ-2-Diabetikern zu untersuchen. Sollten sie hier ähnliche Ergebnisse erzielen, können sie die Ergebnisse der vorliegenden Studie validieren.
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Quellen
- 1. World Health Organization (WHO). Diabetes. (aufgerufen am 04.10.2023)
- 2. Diabetologia. Drinking dark tea every day may help control blood sugar to reduce diabetes risk. EurekAlert! (aufgerufen am 04.10.2023)