15. April 2023, 8:31 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Taurin kommt im menschlichen Körper auf natürliche Weise vor. Die Lebensmittelindustrie setzt es Energydrinks als potenziell leistungssteigernde Substanz zu. FITBOOK erklärt, welches gesundheitliche Potenzial Taurin zu bieten hat. Verhilft es tatsächlich zu einer besseren Leistungsfähigkeit? Und ist mit riskanten Nebenwirkungen zu rechnen?
Als charakteristische Zutat von anregenden Softdrinks mit Gummibärchen-Geschmack Taurin allen voran von Jugendlichen und von Partygängern konsumiert. Während Ernährungswissenschaftler Energydrinks aufgrund hoher Zuckerwerte, künstlicher Zusatzstoffe und noch ungeklärter Wirkung von synthetischem Taurin kritisch betrachten, reißt der Hype um den angeblichen „Energizer“ nicht ab.
Was ist Taurin (Aminosulfonsäure)?
Der Begriff Taurin geht auf die Entdeckung zurück: Bereits 1827 gelang es deutschen Chemikern, die Substanz aus einer Ochsengalle zu isolieren. Da Stier auf griechisch „Tauros“ heißt, erklärt sich der Name. Taurin gehört zur Kategorie der biogenen Aminen und entsteht beim Abbau von schwefelhaltigen Aminosäuren. Taurin kann vom Körper selbst synthetisiert werden, sodass er nicht mit der Nahrung zugeführt werden muss.
Während Taurin als sogenannte Aminomethylsulfonsäure (kurz: Aminosulfonsäure) im menschlichen Körper – allen voran im Gehirn und in der Leber – vorkommt, assoziieren die meisten Taurin jedoch mit der klassischen Zutat von Energydrinks. Mittlerweile wird Taurin synthetisch hergestellt.
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Wofür wird Taurin verwendet?
Neben der Anreicherung von Energydrinks wird das biogene Amin in Pulverform oder als Kapseln auch parenteralen Ernährungslösungen, Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln zugesetzt. Unter „Wie wirkt Taurin?“ erklären wir, warum Aminomethylsulfonsäure für Säuglinge essenziell ist, also lebensnotwendig.
Anwendungsgebiete von Taurin:
- Zutat von Energydrinks (Lebensmittelindustrie)
- parenterale Ernährungslösungen
- Inhaltsstoff von Supplementen (u.a. für Sportler)
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Welche Lebensmittel enthalten Aminosulfonsäure?
Aminosulfonsäure wird nicht nur Getränken künstlich zugesetzt, sondern kommt auch auf natürliche Weise in verschiedenen tierischen Lebensmitteln vor.
Lebensmittel, die Aminosulfonsäure enthalten:
- Milch und Milchprodukte
- Eier
- Fleisch
- Fisch und Meeresfrüchte
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Wie wirkt Aminosulfonsäure im Körper?
Von der organischen Säure gehen zahlreiche physiologische Effekte aus. Als Struktur- bzw. Gewebeprotein kommt die Aminosulfonsäure im Gehirn, in der Retina (Augennetzhaut), in der Muskulatur (entsprechend auch im Herzen) sowie in den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) vor.
Warum der Stoff für Säuglinge essenziell ist
Säuglinge werden über die Muttermilch mit Taurin versorgt, da sie das biogene Amin noch nicht selbst in der Leber synthetisieren können. Weil Taurin für Säuglinge essenziell ist, wird es auch Infusionslösungen für Neugeborene zugesetzt. Taurin ist unter anderem für die Entwicklung des Gehirns, für neuronale Signale, die Entwicklung der Retina und die Stabilisierung der Zellmembranen lebenswichtig.
Die Funktionen:
- Stabilisierung von Zellmembranen
- antioxidative Wirkung
- Herzentwicklung
- Bestandteil von Geweben
- antiarrhythmische Wirkung (unterstützt einen regelmäßigen Herzschlag)
- Entwicklung des zentralen Nervensystems
- Fettverdauung (Bestandteil von Gallensäuren)
Achtung: Obwohl Taurin mit einer geistigen und körperlichen Leistungssteigerung und verschiedenen gesundheitlichen Vorteilen beworben wird, liegen aktuell keine Studienergebnisse vor, die eine Supplementation von Taurin sinnvoll machen.1,2
Ist Taurin gesund oder schädlich?
Weder noch: Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gehen von einer täglichen Einnahme von bis zu drei Gramm Taurin keine unerwünschten Effekte aus. Nebenwirkungen treten erst in sehr hohen Dosen auf, die in Einzelfällen Verdauungsbeschwerden induzieren können. Als Kontraindikationen gelten Nierenstörungen, Schwangerschaft und Stillzeit. Für Schwangere und Stillende liegen keine wissenschaftlichen Erfahrungswerte zur Anwendung vor – sie sollten die organische Säure dennoch nicht ohne besonderen Grund zu sich nehmen.
Fazit: Da nach aktuellem Forschungsstand von einer Taurin-Supplementation keine gesundheitlichen Effekte ausgehen, werden sie als unnötig eingestuft. Auch der aktivierende Effekt von Energydrinks geht vermutlich nur auf das enthaltene Koffein zurück.
Quellen
- 1. Higgins J.P., Tuttle T.D., Higgins C.L. (2010): Energy beverages: content and safety. Mayo Clin Proc.
- 2. Duchan E., Patel N.D., Feucht C. (2010): Energy drinks: a review of use and safety for athletes. Phys Sportsmed.
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Weitere Quellen
- Ernährungs Umschau: Energydrinks und Energy Shots (2011, aufgerufen am 14.04.2023)
- Vereine für unabhängige Gesundheitsberatung: Energydrinks: Zusatzstoffe bunt gemixt (2013, aufgerufen am 14.04.2023)