19. November 2024, 13:18 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der Konsum von Junkfood mag der Seele gelegentlich ganz guttun. Er ist aus gesundheitlicher Sicht aber bekanntlich keine Wohltat für den Körper. Forscher haben nun untersucht, ob sich verschiedene Folgen des Verzehrs fetthaltiger Lebensmittel durch die sinnvolle Kombination mit anderen womöglich aushebeln lassen – mit teilweise positivem Ergebnis. FITBOOK-Autorin Laura Pomer erklärt die Studie, welche nicht zuletzt die zwei Gesichter von Schokolade zeigt.
Geht es Ihnen auch so, dass Sie in stressigen Lebensphasen gesteigerten Appetit auf fettiges Essen verspüren? Chips, Schokolade und Burger stehen bei Anspannung bei vielen Menschen hoch im Kurs. Dieses bereits wissenschaftlich erforschte Phänomen rührt aus der Vorzeit, als Stress im Zweifelsfall eine ernste Lebensgefahr bedeutete. Der Griff zu Hochkalorischem soll sozusagen das Energiedepot wieder aufstocken. Gleichzeitig ist aber sind die möglichen negativen Folgen des Konsums von Junkfood auf u. a. die Gefäße nicht zu leugnen. Womöglich könnte ein Ernährungstrick diesen etwas entgegenwirken.
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Übersicht
Studie zur Wirkung von Junkfood und Stress auf u. a. die Gefäße
„Wir haben bereits gezeigt, dass fetthaltige Lebensmittel die vaskuläre Erholung des Körpers nach Stress beeinträchtigen können.“ Dies sagt zu dem Thema Dr. Catarina Rendeiro von der Universität von Birmingham unter Bezug auf frühere Untersuchungen ihres Teams in einer aktuellen Pressemitteilung.1 Genaueres zu den erwähnten Folgen auf die vaskulären Funktionen („vaskulär“ bedeutet übersetzt „die Blutgefäße betreffend“) kann man in einer aktuell erschienen Studie nachlesen.2
Dort heißt es, dass psychischer Stress, ebenso wie die Aufnahme von fettreichen Lebensmitteln, zu einer erhöhten Aktivität in bestimmten Bereichen des Gehirns führen. Die Folge davon sei ein gesteigerter Sauerstoffverbrauch. Weiterhin steige der Blutdruck an, außerdem erhöhten Stress und Junkfood die Herzfrequenz und Kontraktionskraft des Herzens. Zuletzt verursachte beides auch seelische Verstimmungen und Angstzustände. In der Studie ging es nun um Möglichkeiten, derartige Auswirkungen von fettreichen Lebensmitteln und Stress auf die Blutgefäße einzudämmen – konkret um die Frage, ob die Aufnahme von als gesund geltenden Pflanzenstoffen in gewisser Weise als Gegenmittel funktionieren könnte. Die Forscher untersuchten in diesem Zusammenhang Flavanole.
Was sind Flavonole?
Flavanole sind eine Untergruppe der Flavonoide. Dabei handelt es sich um Verbindungen, die in verschiedenen Obst- und Gemüsesorten sowie in Tee und Nüssen vorkommen und gesundheitsförderliche Eigenschaften besitzen, „insbesondere für die Regulierung des Blutdrucks und den Schutz der kardiovaskulären Gesundheit“, erklärt Rosalind Baynham von der University of Birmingham in der genannten Pressemitteilung. Auch in unverarbeitetem Kakao sind sie in hohen Mengen enthalten.
Das klingt vielleicht erst mal komisch: ausgerechnet Kakao, also etwa auch Schokolade, als Ausgleich für die schädlichen Auswirkungen von Junkfood? An der Stelle ist es wichtig, zu erklären, dass handelsübliche z. B. Schokoriegel vieles sind, aber keine Flavanolwunder. In den meisten ist der Anteil an Kakao relativ gering, stattdessen sind ihnen Zucker, oft Milcherzeugnisse und weitere Zutaten beigemischt. In gewöhnlicher Milchschokolade überschreitet der Kakaoanteil selten einen Wert von 20 oder maximal 30 Prozent. Höher ist er dagegen in Zartbitterschokolade (zwischen 50 und 80 Prozent). Auch bei heißer Schokolade zum Trinken bestimmt der Kakaoanteil des verwendeten Grundprodukts auch den an Flavanolen.
Kann heiße Schokolade den Effekt von Junkfood aushebeln?
Kann der günstige Einfluss von Flavanolen den negativen von Junkfood aushebeln? Dies untersuchten die Forscher an einer Gruppe generell gesunder Erwachsener im Alter zwischen 18 und 40 Jahren. Diese bekamen von ihnen zum Frühstück zwei Buttercroissants mit 10 Gramm gesalzener Butter und eineinhalb Scheiben Cheddar-Käse zu essen. Abhängig von der Gruppe, der sie zugeteilt wurden, sollten sie dazu entweder
a) 250 Milliliter reine Vollmilch trinken oder
b) eine heiße Schokolade mit hohem Flavanolgehalt bzw.
c) ein Kakaogetränk mit niedrigem Flavanolgehalt.
Nach einer Ruhephase folgte ein Stresstest: Die Probanden mussten Matheaufgaben mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad lösen. Dabei kontrollierten die Forscher den Blutfluss in ihren Unterarmen, ihre kardiovaskuläre Aktivität sowie die Sauerstoffversorgung in einem bestimmten Teil des Gehirns. Weiterhin nutzten sie eine spezielle medizinische Messmethode, um das Verhalten der Blutgefäße beurteilen zu können.
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Ergebnisse und ihre Bedeutung
Die Auswertung zeigte, dass das Trinken heißer Schokolade mit hohem Flavanolgehalt einen stressbedingten Rückgang der Gefäßfunktion verhindern konnte. In der Gruppe mit der flavanolarmen Schokolade hingegen hatte sich die Funktion der Gefäße reduziert. Dieser Effekt hielt bei ihnen bis 90 Minuten nach Beendigung des Stresstests an. Auf die untersuchte zerebrale Sauerstoffversorgung dagegen hatte die Flavanolzufuhr keinen Einfluss. Gleiches gilt für die Reaktionen der Blutdrucks, der Herzfrequenz und für die mentale Verfassung der Versuchspersonen.
„Die Untersuchung zeigt, dass das Trinken oder Essen von Lebensmitteln mit einem hohen Flavanolgehalt als Strategie eingesetzt werden kann, um die Auswirkungen einer ungünstigen Lebensmittelauswahl auf die Gefäße zu mildern“, so Studienleiterin Catarina Rendeiro in der Veröffentlichung. Es sei in Supermärkten nach minimal verarbeitetem Kakaopulver für die Herstellung heißer Schokolade zu suchen – darin sei der Gehalt an Flavanolen vergleichsweise hoch und der von z. B. Zucker möglichst gering.
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Bitte nicht ständig Junkfood und Schokolade verzehren!
Einschränkend ist zu erwähnen, dass die Studie mit nur 23 Teilnehmern durchgeführt wurde. Die Ergebnisse sind daher im Moment noch nicht allzu aussagekräftig. Auf keinen Fall sollten sie so gedeutet werden, dass Junkfood zusammen mit heißer Schokolade ständig und bedenkenlos konsumiert werden können. Zumal die negativen Auswirkungen durch einen zu häufigen Verzehr fett- und zuckerreicher Lebensmittel bekanntlich über verstopfte Gefäße hinausgehen kann. Wie auch die Forscher erwähnen, ist zudem auf einen hohen Kakaoanteil (und niedrigen an Zucker) zu achten. Eine heiße Schokolade im Fast-Food-Restaurant, geschweige denn der dort verfügbare Schokoladen-Milkshake, kann das sicherlich nicht bieten. Auch darf man anmerken, dass Milch bereits ohne Kakao eigentlich nicht als Getränk gewertet wird, sondern als Nahrungsmittel.3 Dies sollten speziell mehrgewichtige oder vorerkrankte Personen mit Blick auf ihre Kalorienzufuhr beachten.
Ohnehin muss es für den beobachteten günstigen Effekt auf die Gefäße gar nicht unbedingt Kakao sein. Man könne ihn grundsätzlich auch durch das Trinken von z. B. grünem Tee oder den Verzehr von Beeren erzielen, heißt es dazu in der Pressemitteilung. Mehr über flavonoidreiche Lebensmittel und deren Einfluss auf die kardiovaskulären Funktionen erfahren Sie hier.