7. August 2023, 20:02 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Es sind die Ergebnisse einer großen US-amerikanischen Studie, die neue Erkenntnisse hinsichtlich Nierensteinen liefern: Im Rahmen des „National Health and Nutrition Examination Survey“ wurde ein bekannter Nährstoff als Risikofaktor identifiziert, welcher in vielen Lebensmitteln zu finden ist.
Nierensteine bestehen aus Ablagerungen, die sich nach und nach aus im Urin befindlichen Stoffen entwickeln. Sie bilden sich in den Nieren oder im Nierenbecken (mehr dazu lesen Sie hier) und wurden bisher hauptsächlich mit einem zu hohen Verzehr von (tierischem) Eiweiß in Verbindung gebracht. Nun konnte erstmalig eine Studie auch einen Zusammenhang mit zugesetztem Zucker identifizieren. FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke erklärt die Hintergründe und wichtigsten Ergebnisse der Studie und zeigt Ihnen, wie Sie Nierensteinen vorbeugen können.
Übersicht
Ablauf der Studie
Das Forschungsteam rund um Dr. Shan Yin basierte auf einer Analyse von Selbstauskünften von 28.303 Erwachsenen, die im Rahmen des „National Health and Nutrition Examination Survey“ (kurz: NHANES) zwischen 2007 und 2018 gesammelt wurden. Teilnehmen konnten Personen im Alter von 20 Jahren und älter; das Durchschnittsalter in der Studie betrug 48 Jahre.1
Die Probanden gaben zum einen an, ob sie in der Vergangenheit Nierensteine hatten, und zum anderen wurde ihre tägliche Zuckerzufuhr geschätzt. Die Schätzung erfolgte durch die Erinnerung der Teilnehmer an den letzten Konsum von Lebensmitteln und Getränken. Diese wurde zweifach erhoben: einmal in einem persönlichen Interview und einmal in einem Telefoninterview, das drei bis zehn Tage später durchgeführt wurde. Beispielsweise wurden die Teilnehmer gefragt, ob sie in den letzten 24 Stunden Sirup, Honig, Dextrose, Fruktose oder reinen Zucker gegessen hatten.
Damit möglichst wenige Störfaktoren das Ergebnis verzerren konnten, wurden folgende Lebensstil- und Risikofaktoren berücksichtigt:
- Geschlecht
- Alter
- Ethnische Zugehörigkeit
- Body-Mass-Index (BMI)
- Raucherstatus
- Vorgeschichte von Diabetes
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Ergebnisse der Studie
Dass Zucker in vielerlei Hinsicht ungesund ist, ist den meisten Menschen bekannt. Von Karies über Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zum Übergewicht, Zucker findet sich überall in der Liste der Risikofaktoren. Nun konnte erstmalig festgestellt werden, dass zugesetzter Zucker auch mit der Bildung von Nierensteinen assoziiert ist, wie Hauptautorin Dr. Shan Yin in der Pressemitteilung erläutert.2 Die durchschnittliche Gesamtaufnahme an zugesetztem Zucker betrug 272 Kalorien pro Tag, was rund 13 Prozent der gesamten täglichen Energieaufnahme entsprach.
Bereits zu Beginn der Studie hatten Teilnehmer mit einer höheren Aufnahme von zugesetztem Zucker tendenziell häufiger Nierensteine. Weiterhin zeigte sich, dass Teilnehmer, deren Aufnahme von zugesetztem Zucker zu den oberen 25 Prozent in der Bevölkerung gehörte, im Verlauf der Studie ein um 39 Prozent höheres Risiko aufwiesen, Nierensteine zu entwickeln. Stellte man diejenigen Teilnehmer, die mehr als 25 Prozent ihrer Gesamtenergie aus zugesetztem Zucker bezogen, denen gegenüber, die weniger als 5 Prozent ihrer Gesamtenergie aus zugesetztem Zucker bezogen, war das Risiko sogar um 88 Prozent erhöht.
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Einordnung der Studie
Diese Beobachtungsstudie erklärt nicht, welche Mechanismen dem Zusammenhang zwischen einem erhöhten Verzehr von zugesetztem Zucker und einem höheren Risiko für Nierensteine zugrunde liegen. Mediziner vermuten, dass eine zuckerreiche Ernährung den Gehalt an bestimmten Stoffen im Urin erhöht, z. B. Oxalat und Kalzium, welche wesentliche Bestandsteile von Nierensteinen sind. Außerdem handelt es sich um eine unkontrollierte Beobachtung. Dementsprechend gab es in der Studie keine Kontrollgruppe, deren Ergebnisse man mit den vorliegenden Ergebnissen hätte abgleichen können.
Es bleiben einige offene Fragen, die in zukünftigen Studien beantwortet werden müssen, ehe konkrete Ernährungsempfehlungen abgeleitet werden können. Für Dr. Shan Yin geht es dabei insbesondere darum herauszufinden, welche Arten von Nierensteine am häufigsten mit der Aufnahme von zugesetztem Zucker in Verbindung gebracht werden und wie stark der Zuckerkonsum gesenkt werden muss, um das Risiko für die Entwicklung von Nierensteinen zu reduzieren.
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So reduzieren Sie zugesetzten Zucker in Ihrer Ernährung
Über die Jahre sind unsere Lebensmittel immer süßer geworden, die Zuckermengen in verarbeiteten Lebensmitteln sind gestiegen. Neben dem Geschmack wird er beispielsweise auch zur Haltbarmachung oder für eine bestimmte Textur hinzugefügt. Dementsprechend sind jedoch viele Menschen eine gewisse „Grundsüße“ gewohnt.
Die wichtigsten Tipps, um Zucker in der Ernährung zu reduzieren, gibt Ihnen FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke:
- In der Zutatenliste von verarbeiteten Lebensmitteln versteckt sich Zucker häufig hinter Wörtern, die auf -ose enden, z. B. Glucose und Dextrose.
- Auch deftige Produkte können reich an Zucker sein: Schauen Sie bei Soßen und Fertiggerichten ebenfalls auf die Nährwerte.
- Lebensmittel, die auf 100 Gramm mehr als 22,5 Gramm Zucker liefern, sollten nicht im Einkaufswagen landen. Als zuckerarm werden Lebensmittel eingestuft, die fünf oder weniger Gramm Zucker auf 100 Gramm liefern.3
- Verzichten Sie auf zuckerhaltige Getränke und greifen Sie stattdessen zu Wasser, ungesüßtem Tee.
- Wer nicht auf ein süßes Getränk oder Saft verzichten kann, sollte zur Schorle greifen oder selbst Erfrischungsgetränke mixen, z. B. mit Gurken- und Zitronenscheiben im Mineralwasser.
- Aufgepasst bei Snacks: Auch wenn Hersteller Trockenfrüchte häufig als die gesündere Alternative zum Schokoriegel bewerben, in puncto Zuckergehalt können die getrockneten Früchte mithalten. Deshalb bleibt frisches Obst die erste Wahl für Zwischenmahlzeiten.
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Quellen
- 1. Yin, S., Yang, Z., Zhu, P. et al. (2023). Association between added sugars and kidney stones in U.S. adults: data from National Health and Nutrition Examination Survey 2007–2018. Frontiers in Nutrition.
- 2. EurekAlert!. Consuming added sugars may increase risk of kidney stones. (aufgerufen am 07.08.2023)
- 3. Verbraucherzentrale Hamburg. Nährwertampel. (aufgerufen am 07.08.2023)