4. April 2024, 14:44 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Hühnereier haben ihren umstrittenen Ruf – dieser erklärte sich vor allem mit ihrem möglichen Einfluss auf den Cholesterinspiegel – weitestgehend abgelegt. Aber eben noch nicht ganz. Viele Verbraucher fragen sich: Wie viele Eier kann man bedenkenlos pro Woche zu sich nehmen? Hierauf liefert eine aktuelle Untersuchung eine überraschend großzügige Antwort.
Eier sind in aller Munde. Oder besser gesagt: Ansichten dazu, ob es sich dabei um ein empfohlenes, gesundheitsförderliches Lebensmittel handelt oder doch vielmehr um eines, das man mit Vorsicht genießen sollte. Auf der Positiv-Seite stehen die Nährstoffe insbesondere im Eigelb, welches neben einem hohen Anteil an Eiweiß auch wertvolle Vitamine und Mineralien liefert. Dem gegenübergestellt: das vermeintliche Totschlagargument Cholesterin. Richtig ist, dass Eier den fettartigen Naturstoff enthalten. Ob dadurch jedoch Gefahren für Konsumenten ausgehen bzw. ab welcher Verzehrmenge, bleibt weiterhin umstritten. Dass ganze 12 Eier pro Woche erlaubt sein sollen, wie Forscher aktuell behaupten, überrascht da schon ein wenig. FITBOOK hat sich die aktuelle Untersuchung genauer angesehen.
Jetzt dem FITBOOK-Kanal bei Whatsapp folgen!
Übersicht
12 „angereicherte“ Eier pro Woche haben angeblich keinen nachteiligen Einfluss auf den Cholesterinspiegel
Es habe keinen nachteiligen Einfluss auf den Cholesterinspiegel, wenn man bis zu 12 Eier pro Woche zu sich nimmt. Dies erklärten die verantwortlichen Forscher des Duke Clinical Research Institute um Hauptautorin Nina Nouhravesh kürzlich auf einer Tagung des American College of Cardiology. Es handele sich bei ihrer Arbeit um eine Pilotstudie, betonten sie da. Pilotstudie steht für eine erste kleinere Untersuchung mit wenigen Probanden, deren Ergebnisse es in umfangreicherem Maß zu untermauern gilt. Mehr Informationen kann man der Website zum Kardiologen-Kongress entnehmen.1 Auch hat die Forschungseinrichtung selbst eine Pressemitteilung veröffentlicht.2
An der Untersuchung haben demnach 140 Probanden im Alter von mindestens 50 Jahren teilgenommen. Sie alle sollen in der Vergangenheit ein Mal oder öfter ein „kardiales Ereignis“ durchgemacht haben, also beispielsweise einen Herzinfarkt und Schlaganfall, oder zumindest Risikofaktoren für verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen (etwa Diabetes) aufgewiesen haben. Für die Untersuchung wurden die Probanden in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine davon sollte vier Monate lang maximal zwei Eier pro Woche zu sich nehmen und Gruppe zwei im gleichen Zeitraum das Sechsfache, sprich ein Dutzend Stück pro Woche. Ein wichtiger Zusatz jedoch: Es waren nicht irgendwelche Eier erlaubt.
Studie wurde finanziert von einem der größten US-amerikanischen Eierproduzenten
Man könnte an dieser Stelle von einer Einschränkung der Untersuchung sprechen. Deren Gegenstand waren sogenannte „angereicherte“ Eier, welche laut der Presseveröffentlichung über ein Plus an verschiedenen Vitaminen oder Nährstoffen verfügen. Auch in Deutschland gibt es vergleichbare Produkte, man nennt sie hier meist „Omega-3-Eier“. Die aus der aktuellen Pilotstudie jedenfalls seien von der in Pennsylvania sitzenden Firma Eggland’s Best bereitgestellt. Dabei handelt es sich um einen der größten US-amerikanischen Eierproduzenten, welcher das gesamte Projekt zudem finanziert hat. Zweifel an der Belastbarkeit der folgenden Ergebnisse sind deshalb nicht ganz unbegründet.
Die Forscher wollen bei den Probanden beider Gruppen „keine signifikanten Veränderungen beim schlechten oder guten Cholesterin“ festgestellt haben. Stattdessen scheine es so, als könnte der Verzehr von angereicherten Eiern bei älteren Menschen – speziell solchen mit Diabetes – günstig sein. Zu vollmundig wollen sich die verantwortlichen Forscher dazu aber noch nicht äußern. Die vorläufigen Ergebnisse bedürfen demnach einer gründlichen Vertiefung.
Wie gesund sind Omega-3-Eier wirklich?
Die Verbraucherzentrale ist vor rund einem Jahr in ihrem Lebensmittelforum auf Omega-3-Eier eingegangen.3 Um diese zu gewinnen, werden dem Bericht zufolge ausgewählte Zutaten ins Futter von Legehennen gemischt, etwa Leinsamen, die über hohe Mengen an Alpha-Linolensäuren (ALA) verfügen. Diese gehören zur Familie der als gesundheitsförderlich geltenden Omega-3-Fettsäuren. „Mit der in einem Omega-3-Ei enthaltenen ALA kann im Körper etwa so viel Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) gebildet werden, wie in ungefähr fünf Gramm fettreichem Fisch wie Lachs oder Makrele stecken“, heißt es hier.
Auch interessant: Omega-3-Fettsäure aus Fisch und Algen hat Potenzial, Tumore zu zerstören
Eine Meinung. Eine andere vertritt der Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Nicolai Worm. In einem früheren Interview erklärte er FITBOOK, dass die Umwandlung von pflanzlichen ALA in Omega-3-Fettsäuren dem Körper schwerfällt. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht sei der Verzehr von fettreichem Meeresfisch wesentlich zielführender. Den gesamten Beitrag findet Sie hier.
Wie sinnvoll der Verzehr angereicherter Eier ist, konnte die Verbraucherzentrale im April 2023 nicht zusammenfassend beantworten. Allerdings wird es da als „eher ungünstig“ bezeichnet, seinen Tagesbedarf an ALA allein über Omega-3-Eier decken zu wollen. „Denn Eier enthalten auch nennenswerte Mengen Cholesterin und gesättigte Fettsäuren“, mahnt der Verein.
Damals lagen die aktuellen, zumindest vorläufigen Untersuchungsergebnisse noch nicht vor, die nahezulegen scheinen, dass ein Omega-3-Zusatz den potenziellen negativen Einfluss von Eiern auf den Cholesterinspiegel aushebeln könnte.
Trotz des Cholesterins Studie zeigt, warum man für die Gesundheit Eier essen sollte
Nachfragt! Wie viele Eier pro Woche sind gesund?
Studienlage Die Wirkung von Walnüssen auf die Gesundheit
Das sagt ein unabhängiger Experte zu den Studienergebnissen
Die aktuellen Erkenntnisse sind keinesfalls zu hoch zu bewerten – zumal auch ein Vergleich zu „normalen“, also nicht angereicherten Eiern fehlt. Dies bestätigt auf FITBOOK-Nachfrage der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop. Doch nicht bloß gab es keine echte Kontrollgruppe: Die ermittelten Blutparameter seien ohne große Aussagekraft. Sie generierten allenfalls die Hypothese, dass weiterführende Untersuchungen nötig sind. Derzeit sei die Studie „ohne klinische oder gesundheitliche Relevanz“, fasst der Experte zusammen, „da keinerlei Endpunkte erfasst wurden und die Ergebnisse kein Argument pro angereicherte Eier liefern“.