17. September 2022, 17:11 Uhr | Read time: 5 minutes
Stilltee besteht aus einer Kombination von mehreren Teesorten und ist ein beliebtes Mittel vieler Hebammen, um den Stillprozess frisch gebackener Mütter zu unterstützen. FITBOOK verrät, was im Tee drin steckt und wobei er zusätzlich helfen kann.
Stilltee hat eine lange Tradition und soll – wie der Name schon vermuten lässt – Müttern das Stillen erleichtern. Klassische Bestandteile von Stilltee sind Fenchel, Anis und Kümmel, wobei auch häufig Melisse oder Bockshornklee hinzugegeben wird. Insbesondere im europäischen Kulturraum und in Asien gilt das herbe Heißgetränk als das Hausmittel der Wahl, um Wohlbefinden und Bindung zwischen Mutter und Neugeborenem zu fördern. Dort hört die Wirkung von Stilltee aber noch lange nicht auf.
Übersicht
Anwendung: Bei welchen Beschwerden soll Stilltee helfen?
Wenn stillende Mütter Schwierigkeiten haben, ihr Neugeborenes mit ausreichend Muttermilch zu versorgen, empfiehlt man mit unter Stilltee zu trinken. Die Teemischung soll die Milchproduktion und Laktation auf natürliche Weise stimulieren, aber auch beruhigend auf Mutter und Kind wirken, was die Bindung während des Stillprozesses unterstützt. Zudem soll Stilltee eine entspannende und krampflösende Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt haben und den Blutzucker mit regulieren.
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Welche Kräuter und Wirkstoffe stecken in Stilltee?
Je nach Kombination der Kräuter können die Wirkstoffe in unterschiedlicher Konzentration vorkommen. Fenchel, Anis und Kümmel gehören zu den Basiskräutern und haben alle eine hohe Konzentration an ätherischen Ölen, welche beruhigend, entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken. Zusätzlich enthält die Teemischung häufig Zitronenverbene, Majoran, Melisse und Bockshornklee. Insbesondere Fenchel, Bockshornkleesamen und Brennnessel wird die milchtreibende Wirkung des Tees zugeschrieben. Vor allem der Anteil an Bockshornkleesamen sorgt zusätzlich für einen hohen Gehalt an Botenstoffen wie Kalzium und Magnesium sowie den Vitaminen A, B1 (Thiamin), B2 (Riboflavin), B3 (Niacin), B6 und B12, C, D.1,2
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Ist die Wirkung von Stilltee wissenschaftlich belegt?
Die Wirkung von Stilltee ist auf die Stimulation von Prolaktin, einem Hormon der Hirnanhangsdrüse, zurückzuführen. Prolaktin wirkt als Mediator für Zyklusabläufe und wird bei Schwangeren und stillenden Müttern vermehrt ausgeschüttet. Über die sogenannte Hypophysenachse, die als Schaltstelle für viele verschiedene Hormone des menschlichen Körpers dient, sollen durch die Botenstoffe im Stilltee verschiedene Signalwege mit zusätzlichen Neurotransmittern versorgt werden. Diese sollen dann für vermehrte Prolaktin-Ausschüttung und somit mehr Milchfluss sorgen.3
Wissenschaftler der Universität von Istanbul haben zudem untersucht, inwiefern sich die Zusammensetzung der Oxidantien in der Muttermilch ändert, wenn diese über einen längeren Zeitraum Stilltee zu sich genommen hatten. Sie konnten keinen nachweisbaren Effekt von Stilltee auf die Galaktion und den Oxidations- und Antioxidantionsmittelstatus feststellen. Dem gegenüber kam eine andere Untersuchung zu dem Schluss, dass es durchaus einen positiven Effekt auf die Milchproduktion gibt. In der Studie wurden Mutter-Kind-Paare in der ersten Woche nach der Geburt in drei Gruppen eingeteilt:
- Mütter in Gruppe eins mussten täglich Stilltee mit Bockshornkleesamen trinken
- Mütter in Gruppe zwei mussten nichts trinken
- Gruppe drei erhielt ein Placebo-Getränk
Die Ergebnisse zeigten, dass das Muttermilchvolumen der Mütter, die Stilltee tranken, höher war und deren Kinder schneller und mehr zunahmen im Vergleich zu den Kontrollgruppen. In jedem Fall bedarf es weiterer Forschung, um mit Sicherheit von einem milchtreibenden Effekt des Tees ausgehen zu können.4,5
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Gibt es mögliche Risiken und Nebenwirkungen?
Der Tee ist für die meisten stillenden Mütter gut verträglich. Mehr als ein paar Tassen des Tees sollten es aber trotzdem nicht sein. Zu viel Flüssigkeitszufuhr führt nämlich zu einer Abnahme der Milchproduktion. Wer zu viel trinkt, sorgt für die Ausschüttung von dem antidiuretischen Hormon (ADH), wodurch vermehrt Wasser aus dem Körper geschwemmt wird. In jedem Fall sollte der Verzehr des Tees nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Wo bekommt man den Tee und wie wird er zubereitet?
Stilltee kann man fertig als Teemischung im Supermarkt, der Apotheke, Biomärkten oder Reformhäusern erwerben oder auch selbst kombinieren. Dabei kann man Fenchel, Kümmel und Anis im Verhältnis 1:1 zusammenmischen. Dies ist insofern praktisch, als nach Belieben bspw. Bockshornklee, Melisse oder ein Hauch Zitrone zugegeben werden kann. Für eine Tasse des Tees muss man lediglich einen Teelöffel der Kräutermischung mit heißem Wasser verkochen und den Tee 15 Minuten ziehen lassen. Den Aufguss kann man sowohl warm als auch kalt genießen.
Wie schmeckt Stilltee?
Stilltee ist zwar eine Kombination mehrerer verschiedener Teesorten, fällt aber unter die Kategorie „klassischer Kräutertee“. Entsprechend ist er im Geschmack relativ bitter und hat ein intensives Aroma. Dabei lässt er sich sehr gut mit Honig süßen und beim selber Mischen auch noch mit fruchtigeren Teesorten wie beispielsweise Zitronenmelisse verfeinern. Der Farbton nimmt je nach Kombination der Kräuter eine goldene bis hellorange Nuancierung an.
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Quellen
- 1. Westfall, R. E. (2003). GALACTAGOGUE HERBS: A QUALITATIVE STUDY AND REVIEW. Canadian Journal of Midwifery Research and Practice.
- 2. Brendieck-Worm, C. (2015). Bockshornklee, Trigonella foenum-graecum. Zeitschrift für Ganzheitliche Tiermedizin
- 3. Nawroth, F. (2011). Prolaktin. Gynäkologische Endokrinologie.
- 4. Kavurt, S., Bas, A. Y., Aydemir, O. et al. (2013). The effect of galactagogue herbal tea on oxidant and anti-oxidant status of human milk. The Journal of Maternal-Fetal & Neonatal Medicine.
- 5. Turkyilmaz, C., Onal, E., Hirfanoglu, I. M. et al. (2011). The effect of galactagogue herbal tea on breast milk production and short-term catch-up of birth weight in the first week of life. The Journal of Alternative and Complementary Medicine.