7. Juni 2024, 13:11 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Sonne kann im Sommer den Hunger beeinflussen. Forscher fanden nämlich heraus, dass die Strahlung eine Wirkung auf konsumierte Essensmengen haben kann – allerdings nur bei Männern. Der Grund sind die Hormone.
Hat er mal wieder die Eispackung leer gefuttert? Oder ist er beim Grillen selbst nach dem vierten Steak noch immer nicht satt? Möglicherweise kann man(n) gar nichts dafür. Es ist bekannt, dass Hormone einen großen Einfluss auf den Körper haben. So auch, wenn es um das Essen im Sommer geht. Ein Forscherteam hat dank eines Experiments an Mäusen zufällig herausgefunden, dass Männer womöglich beim häufigen Aufenthalt in der Sonne mehr Hunger empfinden könnten und deshalb mehr essen.1 Frauen werden dagegen durch ein anderes Hormon vom vermehrten Essen „abgehalten“. FITBOOK erklärt die Studie.
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Übersicht
Sonne befeuert Hunger der Männer
Die Strahlung der Sonne kann offenbar mehr als die Vitamin-D-Produktion anregen oder auch Hautschäden und ein höheres Hautkrebsrisiko verursachen. Ein spanisches Forscherteam, das mit mehreren Institutionen in Israel, mit Kollegen von der Columbia University in den USA und dem Institut für Diabetes und Adipositas in Deutschland zusammenarbeitet, fand nun heraus, dass Sonnenlicht noch etwas anderes bewirken kann: Männer hungrig machen. Eine Erkenntnis, die die Wissenschaftler eher aus Versehen gewannen. Ursprünglich wollten sie nämlich untersuchen, wie Sonnenlicht bei Mäusen zu Hautkrebs führen kann. Dabei bemerkten sie allerdings, dass die männlichen Mäuse hungriger zu werden schienen, wenn sie UV-Licht ausgesetzt waren.
Daten von 3000 Menschen
Die Wissenschaftler stellten außerdem fest, dass auch eine tägliche UV-B-Bestrahlung die Nahrungsaufnahme bei männlichen Mäusen erhöht, nicht aber bei weiblichen Mäusen.
In einem weiteren Schritt untersuchte das Forscherteam Daten aus einer dreijährigen, israelischen Gesundheitserhebung von 3000 Menschen und stellte fest, dass Männer erheblich von der Sonneneinstrahlung und ihren jahreszeitlichen Schwankungen betroffen sind. Die Folge ist eine um 15 Prozent höhere Energieaufnahme in den Sommermonaten.
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Sonne aktiviert Hormon bei Männern
Um die Frage zu klären, warum sich das Essverhalten von Frauen nicht veränderte, untersuchten die Forscher das Hunger-Hormon Ghrelin genauer. Ghrelin wird von Zellen im Magen, in der Bauchspeicheldrüse, im Dünndarm oder im Gehirn produziert und kann Neuronen im Hypothalamus aktivieren, der daraufhin mit der Erzeugung von Hungergefühlen reagiert. Der Ghrelinspiegel steigt sowohl in Hungerperioden als auch kurz vor dem Verzehr einer Mahlzeit. Die Tests an Mäusen zeigten, dass der Ghrelinspiegel bei den männlichen Mäusen, die UVB-Strahlung ausgesetzt waren, anstieg. UV-B-Strahlen sind energiereicher als UVA-Strahlen, dringen allerdings nur bis in die Oberhaut ein – UVA-Strahlen gelangen in die tiefere Hautschicht. Das Hormon wurde außerdem auch in Hautproben von Männern entdeckt, die im Labor dem UV-Licht ausgesetzt waren.2
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Östrogen hemmt Hunger-Hormon
Sonneneinstrahlung, genauer gesagt die UVB-Strahlung, lässt bei Männern also den Ghrelinspiegel im Blut ansteigen und wirkt damit appetitanregend. Bei Frauen wird der steigende Ghrelinspiegel hingegen durch das Hormon Östrogen verhindert. Dadurch empfinden Frauen im Vergleich zu Männern bei häufigem Aufenthalt in der Sonne keinen größeren Hunger. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass Männer bzw. männlichen Mäuse auch an Gewicht zunehmen. Die monatlichen Daten ergaben nämlich, dass neben der Kalorienaufnahme auch der Energieverbrauch im Sommer (März bis September) höher war als im Winter (Oktober bis Februar). Bei den Frauen blieb hingegen auch der Energieverbrauch stabil.
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Fazit
Die Studienergebnisse weisen nicht nur darauf hin, wie unterschiedlich Frauen und Männer auf Umweltreize reagieren, sondern auch wie geschlechtsabhängig die Reaktion auf die UV-Strahlung der Sonne sein kann. Die Aufnahme der Sonnenstrahlen über die Haut scheint einen wichtigen Einfluss auf den Energiehaushalt zu haben. Die Erkenntnisse dieser Studie könnten zukünftig zu therapeutischen Möglichkeiten für endokrinologische Erkrankungen führen, erklärten die Forscher.