12. Oktober 2023, 17:01 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Kaffee gilt bekanntlich als eines der liebsten Getränke der Deutschen. Doch nicht alle möchten den Koffeinkick – oder im Fall von Schwangeren sollten ihn sogar vermeiden. Und so ist auch entkoffeinierter Kaffee in Deutschland sehr beliebt. Doch ganz frei von Koffein ist er nicht. Und es gibt noch zwei andere Bedenken.
Laut dem Dateninstitut „Statista“ trinken in Deutschland rund 3,47 Millionen Menschen koffeinfreien Kaffee.1 Denn obwohl viele Menschen das Getränk mögen, möchten sie den Koffeinkick aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht haben. Hoher Koffeinkonsum kann nämlich zu Herzrasen, innerer Unruhe, Kopfschmerzen und Schlafproblemen führen. Da jeder Mensch anders auf Koffein reagiert, können schon bei einigen Personen geringe Mengen ausreichen, um diese Symptome auszulösen. Doch ähnlich wie zum Beispiel beim alkoholfreien Bier noch Alkohol enthalten ist, ist auch im koffeinfreien Kaffee eine geringe Restmenge von Koffein enthalten. Wer viel davon im Tagesverlauf trinkt, kommt durchaus auf eine ordentliche Ration Koffein. Zudem ist der chemische Prozess beim Entkoffeinieren sowohl gesundheitlich als auch aus Umweltsicht bedenklich.
Übersicht
So viel Koffein darf koffeinfreier Kaffee haben
Wie viel Koffein im entkoffeinierten Kaffee enthalten sein darf, wird in der Europäischen Union – und entsprechend in Deutschland – geregelt. Laut der „Verordnung über Kaffee, Kaffee- und Zichorien-Extrakte“ aus dem Jahr 2001 darf entkoffeinierter Rohkaffee und Röstkaffee höchstens ein Gramm Koffein in einem Kilogramm Trockenmasse enthalten.2 Das entspricht einem Gehalt von lediglich 0,1 Prozent. Obwohl der Wert zunächst niedrig erscheint, kommt bei einem hohen Konsum eine ordentliche Menge zusammen.
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Laut dem Deutschen Kaffeeverband enthält eine Tasse koffeinfreier Kaffee rund drei Milligramm Koffein.3 Zum Vergleich: Eine Tasse normalen Kaffee hat je nach Zubereitung zwischen 50 und 100 Milligramm Koffein. Doch wer bedenkenlos über den Tag verteilt 1,5 Liter koffeinfreien Kaffees trinkt, kommt bereits auf 30 Milligramm Koffein. Wer nebenbei noch Schwarzen Tee und dunkle Schokolade isst, kommt schnell auf 100 Milligramm und mehr pro Tag.
Koffeinhaltige Lebensmittel
- Kaffee (150 ml): 50 bis 100 Milligramm Koffein
- Kaffee entkoffeiniert (150 ml): 3 Milligramm Koffein
- Schwarzer Tee (150 ml): 20 bis 60 Milligramm Koffein
- Trinkkakao (150 ml): 2 bis 8 Milligramm Koffein
- Halbbitterschokolade (100 g): ca. 75 Milligramm Koffein
- Cola (330 ml): 32 bis 60 Milligramm Koffein
- Energy Drink (250 ml): ca. 80 Milligramm Koffein
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Wie viel Koffein ist unbedenklich?
Es gibt mittlerweile viele Untersuchungen zum Koffeinkonsum und den gesundheitlichen Auswirkungen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die vorhandenen Daten ausgewertet und darauf basierend ihre Empfehlungen abgegeben.4 Demnach gelten folgenden Empfehlungen:
- Eine Einzeldosis von bis zu 200 Milligramm Koffein (ca. 3 mg pro Kilogramm Körpergewicht) ist für gesunde Erwachsene unbedenklich.
- Über den Tag verteilt ist eine Menge von bis zu 400 Milligramm Koffein pro Tag für gesunde Erwachsene unbedenklich – ausgenommen Schwangere.
- Bereits Einzeldosen von 100 Milligramm Koffein können sich bei einigen Menschen negativ auf die Schlafdauer- und Schlafqualität auswirken (insbesondere kurz vor dem Schlafengehen)
- Schwangere können über den Tag verteilt bis zu 200 Milligramm Koffein einnehmen, ohne dem Fötus zu schaden (laut EFSA).
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Warum Schwangere auf Koffein verzichten sollten
Obwohl die EFSA keine gesundheitlichen Bedenken bei Schwangeren sieht, die weniger als 200 Milligramm Koffein pro Tag einnehmen, gibt es eine recht aktuelle Studie aus dem Jahr 2022, die davon eher abrät.5 Eine US-Studie mit 2055 Frauen (alle Nichtraucherinnen) zeigte, dass Kinder von Müttern mit starkem Koffeinkonsum kleiner und leichter auf die Welt kamen, im Vergleich zu Kindern, deren Mütter keine koffeinhaltigen Getränke während der Schwangerschaft zu sich nahmen.
Die Datenauswertung ergab, dass die Neugeborenen im Schnitt etwa 84 Gramm weniger wogen und rund 0,46 Zentimeter kleiner waren. Interessant: Schon ein geringer Konsum von lediglich 50 Milligramm Koffein täglich wirkte sich negativ auf Gewicht und Größe der Neugeborenen aus. Wollen Schwangere also auf Nummer sicher gehen, sollten sie nur geringe Mengen koffeinfreien Kaffees konsumieren. Aber auch beim schwarzen Tee und dunkler Schokolade gilt es, zurückhaltend zu sein, denn diese können viel Koffein enthalten.
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Darum ist entkoffeinierter Kaffee problematisch
Doch beim entkoffeinierten Kaffee gibt es ein ganz anderes Problem. Insbesondere bei günstigen Produkten wird mit Lösungsmitteln das Koffein der Kaffeebohne entzogen. Dazu werden zum Beispiel Dichlormethan und Ethylacetat verwendet. Dichlormethan steht unter dem Verdacht, potenziell krebserregend zu sein. Ethylacelat ist hingegen der Ester aus Essigsäure und Ethanol. Deswegen wird er auch Essigsäureethylester oder kurz Essigester (EE) genannt, ist aber auch unter den Begriffen „Zuckerrohr-Verfahren“ (Sugar-Cane-Verfahren) bekannt.
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Wie genau koffeinfreier Kaffee hergestellt wird, haben wir in einem anderen FITBOOK-Beitrag erklärt. Leider ist meistens nicht ersichtlich, auf welche Art und Weise der Kaffeebohne das Koffein entzogen wurde. Besonders schonend ist die CO2-Methode. Sie gilt als eines der natürlichsten Entkoffeinierungsverfahren ganz ohne Chemikalien. Daher wird sie meist bei hochwertigen Rohkaffees angewendet. Dennoch wird beim Entkoffeinieren meist viel Wasser verwendet, um das Koffein aus der Bohne herauszulösen und die Bohnen hinterher (zumindest bei einigen Verfahren) von Chemikalien zu reinigen. Deswegen ist koffeinfreier Kaffee zumindest aus Umweltsicht nicht besonders empfehlenswert.
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Quellen
- 1. Statista: Anzahl der Personen in Deutschland, die innerhalb der letzten 14 Tage koffeinfreien Kaffee gekauft haben, von 2019 bis 2023 (aufgerufen am 12.10.2023)
- 2. Bundesministerium der Justiz: Verordnung über Kaffee, Kaffee- und Zichorien-Extrakte (aufgerufen am 12.10.2023)
- 3. Deutscher Kaffeeverband: Kaffee und Gesundheit (aufgerufen am 12.10.2023)
- 4. Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA): Koffein (aufgerufen am 12.10.2023)
- 5. Gleason, J.L., Sundaram, R., Mitro, S.D., et. al. (2023). Association of Maternal Caffeine Consumption During Pregnancy With Child Growth. JAMA Network Open.