9. Dezember 2024, 3:33 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Schwarzen Kümmel kennt man vorwiegend aus dem Gewürzregal. Aus den Samen kann man zudem ein Öl gewinnen, auf dessen heilsame Wirkung man im Nahen Osten schon seit mehreren Jahrtausenden schwört. Erfahren Sie hier, welche Inhaltsstoffe Schwarzkümmelöl enthält, wie es auf die Gesundheit wirken soll und was tatsächlich durch Studien belegt werden konnte.
Schwarzkümmelöl wird aus den Samen der Schwarzkümmelpflanze, botanisch „Nigella sativa“, gewonnen. Antike Papyrusrollen belegen, dass schon die alten Ägypter Schwarzkümmelöl als das „Gold der Pharaonen“ bezeichneten. Im Grab von Pharao Tutanchamun fand man eine Flasche davon.1 Schwarzkümmel war aber nicht nur Teil der antiken ägyptischen sowie griechisch-römischen Heilkunde, sondern auch im persisch-arabischen Raum weitverbreitet. Auch in allen Weltreligionen hat es einen festen Platz. Aus der Bibel beispielsweise sind die kleinen, schwarzen Samen als „Ketzah“ bekannt, mit denen man üblicherweise Fladenbrote bestreute.2 Auch im Islam ist Schwarzkümmel von Bedeutung, da der Prophet Mohammed es als Heilmittel empfahl.3 Im Mittelalter führten vor allem die Klöster Schwarzkümmel in die europäische Medizin ein, danach geriet es aber lange in Vergessenheit. Neue Forschungsergebnisse erklären den wiedergeborenen Hype um das Schwarzkümmelöl. Was ist dran? FITBOOK-Redaktionsleiterin Melanie Hoffmann hat sich angesehen, was Studien zur gesundheitlichen Wirkung von Schwarzkümmel herausfinden konnten.
Jetzt dem FITBOOK-Kanal bei Whatsapp folgen!
Übersicht
- Herstellung und Inhaltsstoffe von Schwarzkümmelöl
- Wogegen soll Schwarzkümmelöl helfen?
- Ist die gesundheitliche Wirkung wissenschaftlich belegt?
- Einnahme, Anwendung und Dosierung
- Mögliche Nebenwirkungen
- Wer kein Schwarzkümmelöl einnehmen sollte
- Was kostet ein gutes Produkt und worauf ist beim Kauf zu achten?
- Schwarzkümmelöl ersetzt keine Medikamente
- Quellen
Herstellung und Inhaltsstoffe von Schwarzkümmelöl
Aus Schwarzkümmel kann man zwei verschiedene Ölsorten herstellen: ein normales Speiseöl sowie ein ätherisches Öl. Zur Herstellung des Speiseöls werden die Samen der Schwarzkümmelpflanze zunächst getrocknet und anschließend kalt gepresst. So sollen die Inhaltsstoffe besser erhalten bleiben.4 Das ätherische Öl gewinnt man durch einen speziellen Verdampfungsprozess. Für einen Liter werden bis zu 60 Kilogramm der Schwarzkümmelsamen benötigt.5
Schwarzkümmelöl besteht zu 60 Prozent aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren, gefolgt von 20 bis 25 Prozent einfach ungesättigten Fettsäuren. Am höchsten ist der Anteil an Ölsäure, Linolsäure sowie Saponinen, Letztere gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen. Außerdem enthält es ätherische Öle sowie essenzielle Aminosäuren wie L-Phenylalanin und L-Tyrosin. Diese wiederum sind Grundbausteine der Botenstoffe Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin. Schwarzkümmelöl enthält neben den Mineralstoffen Biotin, Selen und Magnesium auch verschiedene Vitamine – wie das Provitamin A, diverse B-Vitamine sowie Vitamin C und Vitamin E.
Auch interessant: Sind Kernöle wirklich ungesünder als Olivenöl?
Wogegen soll Schwarzkümmelöl helfen?
Schwarzkümmelöl werden unzählige gesundheitliche Wirkungen in den verschiedensten Bereichen nachgesagt. In der Naturheilkunde wird es insbesondere bei folgenden Beschwerden angewandt:6,7,8
- Allergien
- Asthma
- Bluthochdruck
- Hohes Cholesterin
- Diabetes
- Hauterkrankungen wie Akne oder Neurodermitis
- Linderung der Begleiterscheinungen einer Chemotherapie
- Rheumatoide Arthritis
- Verdauungsbeschwerden
- Hashimoto-Thyreoiditis
- Vitiligo
Außerdem soll Schwarzkümmel das Immunsystem stärken und entzündungshemmend wirken.
Ist die gesundheitliche Wirkung wissenschaftlich belegt?
Schwarzkümmel war bereits Bestandteil einer Vielzahl von Studien. Zu Einordnung ihrer vielfältigen Erkenntnisse ist anzumerken, dass diese häufig mit Tieren oder kleinen menschlichen Probandengruppe stattfanden. Auch Zellstudien wurden durchgeführt. Zudem wurde mal die Wirkung von Extrakten, mal die von Öl, mal die von Samen oder Pulver sowie unterschiedliche Arten der Anwendung – innerlich und äußerlich – untersucht. Es ist also fraglich, ob die Konsumierung von Schwarzkümmel über die Ernährung ebenfalls die Wirkungen hervorbringen kann. Dennoch gibt es zahlreiche Hinweise auf die Wissenschaft, dass Schwarzkümmel tatsächlich diverse Vorteile für die Gesundheit bietet.
Eine Analyse bestehender Studien aus dem Jahr 2017 sowie eine Übersichtsarbeit der Universität Freiburg führten auf, welche das nach aktuellem Forschungsstand sind:9,10
- Antientzündliche und antioxidative Wirkung
- Antiproliferative Wirkung bei Krebszellen
- Schützende Wirkung auf Zellen
- Verbesserung des Stoffwechsels bei Diabetes
- Blutdruck senkende Wirkung
- Muskelentspannung
- Antibakterielle Effekte
- Antivirale Effekte
- Antiparasitäre Wirkung
- Antientzündliche Wirkung
- Schutz der Organe
- Neuroprotektive Wirkung
- Schutz der Nieren und Lunge
- Kann bei Asthma helfen
- Antidepressive Wirkung
- Wirkung bei Hashimoto-Thyreoiditis
- Lindert bei Vitiligo Läsionsbeschwerden
- Kann womöglich Beschwerden von Schuppenflechte und Neurodermitis lindern
- Wirkung bei Akne
- Effekte bei männlicher Unfruchtbarkeit
Auch interessant: Diese Speiseöle können Ihrer Gesundheit schaden
Einnahme, Anwendung und Dosierung
Auf Basis der bestehenden Studienlage heißt es in der zuvor erwähnten Review der Universität Freiburg, dass eine Tagesdosis von bis zu 3 Gramm Schwarzkümmel-Samen oder -Samenöl zu empfehlen sei. Eine andere Darreichungsform sind Kapseln. Hier findet sich die Empfehlung von bis zu 3 Kapseln á 500 Gramm. Schwarzkümmelöl ist – auch das belegt die Forschungslage – zudem für die äußerliche Anwendung geeignet. Es kommt zur Behandlung von Hautproblemen wie Akne, Ekzemen, Neurodermitis und Psoriasis (Schuppenflechte) zum Einsatz.
Speziell im Fall der Anwendung bei Krankheiten sollte immer zunächst ärztlicher Rat eingeholt werden – sowohl was die Anwendung generell, als auch was die Dosierung und Darreichungsform betrifft.
Auch interessant: Wirkung von Spirulina als Nahrungsergänzungsmittel
Mögliche Nebenwirkungen
Grundsätzlich scheinen bei der Anwendung oder Einnahme von Schwarzkümmelöl nur selten Nebenwirkungen aufzutreten. In Studien wurde gelegentlich über Juckreiz oder Übelkeit berichtet. Auch eine Kontaktallergie bei äußerlicher Anwendung kann vorkommen. In einer Studie kam es zu einem geringen Abfall des Blutzuckers gekommen, in einer anderen zu Nierenversagen.
Wer kein Schwarzkümmelöl einnehmen sollte
Generell ist dazu zu raten, die Behandlung mit Schwarzkümmelöl bei Anzeichen von Nebenwirkungen sofort zu beenden. Auch Schwangere sollten von einer Einnahme in konzentrierter Form sicherheitshalber eher absehen, da eine wehenfördernde Wirkung nicht ausgeschlossen werden kann. Aber keine Sorge: Das ganz normale Kümmelbrötchen sei hingegen weiterhin ungefährlich.
Was kostet ein gutes Produkt und worauf ist beim Kauf zu achten?
Beim Kauf von Schwarzkümmelöl sollte man besonders auf die Qualität achten und immer zu hochwertigem, kaltgepresstem Öl aus biologischem Anbau greifen. Es gibt sowohl gefiltertes als auch ungefiltertes Schwarzkümmelöl zu kaufen. Zwar ist die ungefilterte Variante naturbelassener, geschmacklich gilt das gefilterte Öl allerdings als milder und deshalb bekömmlicher. Zu kaufen gibt es das Naturprodukt in Apotheken, Reformhäusern, Bioläden, gut sortierten Drogerien und auch online. Für 100 Milliliter kaltgepresstes Bio-Schwarzkümmelöl kann man schon mal 6 bis 13 Euro berappen; für einen Liter sollte man um die 24 bis 30 Euro rechnen. Kapseln kosten, je nach Menge und Hersteller, zwischen 20 und 70 Euro.
Auch interessant: Hat CBD-Öl eine Wirkung? Das sagen Experten
Heilkraut Cumin Herkunft, Verwendung und Wirkung von Kreuzkümmel
Kaufberater Die besten Omega-3-Nahrungsergänzungsmittel 2024 im Überblick
Superfood Die Wirkung von Kapuzinerkresse auf die Gesundheit
Schwarzkümmelöl ersetzt keine Medikamente
Trotz aller nachgesagten gesundheitlichen Wirkungen, wollen wir darauf hinweisen, dass es bei Schwarzkümmel lediglich um ein Nahrungsergänzungs-, aber kein Heilmittel handelt. Nahrungsergänzungsmittel zählen rechtlich zu den Lebensmitteln. Sie sind nicht dafür da, Krankheiten vorzubeugen, zu lindern oder zu heilen. Das ist die Aufgabe von Arzneimitteln. Das liegt auch daran, dass Nahrungsergänzungsmittel vor dem Verkauf keiner Prüfung unterzogen und auch nicht die enthaltenen Mengen an Inhaltsstoffen festgelegt werden.
Da die Forschung jedoch diverse Vorteile aufzeigen konnte und kaum Nebenwirkungen zu erwarten sind, lautet unser Fazit: Wem das Öl guttut, der kann – entsprechend dosiert und im Idealfall ärztlich abgesichert – zu sich nehmen.