28. Januar 2025, 11:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Was darf auf den Speiseplan von Schwangeren, und was sollte besser gemieden werden? Rund um das Thema Ernährung in der Schwangerschaft kursieren zahlreiche Empfehlungen – und einige Mythen. Hebamme Kathrin Herold klärt auf, warum Vorsicht bei bestimmten Lebensmitteln geboten ist und welche Tipps Schwangere unbedingt beachten sollten.
Schwangere stehen beim Thema Ernährung oft vor vielen Fragen und Unsicherheiten. Kathrin Herold, Hebamme und Beauftragte für Stillen und Ernährung des Deutschen Hebammenverbands, erläutert, welche Risiken bei Rohmilchprodukten, Fisch und Fleisch bestehen und wie werdende Mütter auf eine gesunde Ernährung achten können.
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Übersicht
Vorsicht bei Rohmilchprodukten
Sind Rohmilchprodukte in der Schwangerschaft ein No-Go? Kathrin Herold sieht das differenziert: „Ich finde es schwierig, strikte Tabus auszusprechen. Als Hebamme möchte ich Frauen in die Eigenverantwortung bringen.“ Gleichzeitig warnt sie davor, dass Listerien – Bakterien, die über kontaminierte Lebensmittel übertragen werden – ein Infektionsrisiko darstellen. Eine Listeriose-Infektion kann grippeähnliche Symptome verursachen, aber auch schwerwiegende Komplikationen wie eine Hirnhautentzündung (Meningitis) auslösen.
Herold betont jedoch, dass nicht jedes Rohmilchprodukt zwangsläufig den Erreger enthält. „Die Frau muss für sich entscheiden, ob sie das Risiko eingehen möchte. Empfehlen würde ich den Verzehr von solchen Produkten aber nicht.“
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Risiko für Listeriose und Toxoplasmose
Wie bereits erwähnt sollte man während der Schwangerschaft besonders vorsichtig im Umgang mit rohen tierischen Lebensmittelb sein – wobei lebensmittelbedingte Infektionen wie Toxoplasmose und Listeriose die Folge sein können. Parasiten und Bakterien verursachen die Erkrankungen, indem sie über rohe, leicht verderbliche oder verunreinigte Lebensmittel auf den Menschen übertragen werden. Die Gefahr liegt darin, dass die Erreger während der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind übergehen und zu schweren Komplikationen (bis hin zum Tod) führen können.
Das sagt das Robert Koch-Institut
Tatsächlich sind diese Fälle eher selten. Laut dem Robert Koch-Institut wurden in Deutschland jährlich etwa 50 Fälle mit Komplikationen durch Toxoplasmose und Listeriose bei rund 700.000 Geburten pro Jahr registriert. Allerdings geht man für Toxoplasmose von einer hohen Dunkelziffer aus.1
Darauf sollten Schwangere bei Fisch und Fleisch achten
Auch beim Verzehr von Fisch sollten Schwangere vorsichtig sein. Herold erklärt: „Wir wissen, dass viele Fischarten eine sehr hohe Belastung mit Schwermetallen aufweisen. Wir brauchen die Omega-3-Fettsäuren und das Jod, das der Fisch enthält“. Diese wichtigen Nährstoffe lassen sich ihrer Ansicht nach jedoch auch durch Nahrungsergänzungsmittel wie Öl oder Tabletten ersetzen.
Von rohem Fisch, etwa in Sushi, rät sie aufgrund möglicher Infektionen mit Salmonellen ab. Bei Fleisch ist besonders der Toxoplasmose-Erreger kritisch. Der Parasit Toxoplasma gondii, dessen Hauptwirt Katzen sind, löst Toxoplasmose aus. „Menschen können sich durch den Verzehr von rohem Fleisch, verunreinigten Lebensmitteln oder den Kontakt mit Katzenkot infizieren“, erklärt Herold.
Während Toxoplasmose bei gesunden Erwachsenen meist harmlos verläuft, kann eine Erstinfektion in der Schwangerschaft schwerwiegende Folgen für das ungeborene Kind haben. Herold betont: „Dieser Erreger kann in allen Fleischsorten vorkommen, außer bei Rind. Isst man also zum Beispiel eine Rindersalami, kann man dem Toxoplasmose-Erreger aus dem Weg gehen.“ Sie rät dennoch, rohes Fleisch und getrocknete Wurstprodukte mit Vorsicht zu genießen und Fleisch stets ausreichend zu erhitzen, um Erreger abzutöten.
Gemüse sollte wichtigste Ernährungsgrundlage sein
„Die wichtigste Grundlage unserer Ernährung ist aus meiner Sicht Gemüse, denn das liefert uns wichtige Vitamine und Ballaststoffe – vor allem in der Schwangerschaft“, betont Herold und empfiehlt es daher als Basis einer gesunden Ernährung. Obst ergänzt die Ernährung, enthält jedoch viel Zucker und sollte deshalb nur in Maßen verzehrt werden.
Für eine ausgewogene Ernährung können Schwangere die Ernährungspyramide als Orientierung nutzen: Unten stehen Gemüse und Getreideprodukte, darüber tierische Eiweiße und Fette. Lebensmittel, die stark verarbeitet sind und viel Zucker enthalten, sollten nur sparsam konsumiert werden.
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Kaffee in Maßen, Alkohol strikt tabu
Beim Thema Getränke rät Herold zu Zurückhaltung mit Koffein: „Das Koffein hat Auswirkungen auf das Kind, denn die kindliche Leber kann dies nur langsam verstoffwechseln. Es dauert mitunter bis zu drei Tage, bis das Koffein abgebaut ist.“ Koffeinfreie Alternativen in Bioqualität seien eine gute Wahl.
Beim Thema Alkohol wird die Hebamme deutlich: „Strikt tabu ist aus meiner Sicht Alkohol. Jeder Tropfen kann das Kind schädigen.“ Sie verweist darauf, dass bereits geringe Mengen Alkohol während der Schwangerschaft fetale Alkoholspektrumstörungen (FASD) verursachen können. Mythen wie „Ein Gläschen Wein schadet nicht“ oder „Cocktails können die Geburt einleiten“ sind laut Herold schlichtweg falsch.
Schwangere sollten sich auf eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung konzentrieren und potenzielle Risiken bei bestimmten Lebensmitteln bewusst abwägen. Dabei gilt: Die Eigenverantwortung steht im Mittelpunkt, ergänzt durch fundierte Informationen und Beratung durch Experten.
*mit Material von dpa