17. Februar 2024, 8:38 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Als begeisterter Fastenfan hat FITBOOK-Autorin und Ernährungsexpertin Beke Enderstein das neue Jahr mit Scheinfasten begonnen. Was zunächst unwissenschaftlich klingt, hat sich in den letzten Jahren zu einem medizinischen Foodtrend entwickelt – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn es darf gegessen werden. Wie sich das Scheinfasten für unsere Autorin angefühlt hat, was auf dem Teller gelandet ist, ob sie Gewicht verloren hat – und welche Tipps sie Nachahmern geben würde, lesen Sie hier.
Eigentlich war es mein Plan, das neue Jahr zum dritten Mal mit klassischem Heilfasten nach Buchinger zu begrüßen, bis mich in einem Fastenforum das angepriesene Fastenhigh durch Scheinfasten derart inspiriert hat, dass ich es kaum erwarten konnte, es selbst auszuprobieren. Welche Erfahrung ich damit gemacht habe und warum ich Scheinfasten ab jetzt regelmäßig machen möchte, habe ich für FITBOOK aufgeschrieben.
Übersicht
- Was ist Scheinfasten?
- Das hat mich zum Scheinfasten motiviert
- Meine Einkaufsliste für 5 Tage Scheinfasten
- So sahen meine Mahlzeiten aus
- Zweimal habe ich „gesündigt“
- So war meine Erfahrung mit dem Scheinfasten
- So habe ich das Verlangen nach „mehr Essen“ in den Griff bekommen
- Minus 2,5 Kilogramm nach einer Woche Scheinfasten
- Fazit zur Erfahrung Scheinfasten – ab jetzt mache ich das jeden Monat!
Was ist Scheinfasten?
Beim Scheinfasten oder „5 days only“, das auf den Altersforscher Valter Longo des Longevity Instituts der University of Southern California zurückgeht, soll der Körper über eine Kalorienrestriktion und die Reduktion von Kohlenhydraten auf Ketose umgestellt werden – also Fettabbau über Bildung von Ketonen. Dank zusätzlichem Verzicht auf tierisches Eiweiß bei insgesamt limitierter Proteinzufuhr soll zudem die Autophagie aktiviert werden, ein effizientes Zellreingungsprogramm. Welche Prozesse beim Scheinfasten genau im Körper ablaufen, erklärt FITBOOK hier.
Das hat mich zum Scheinfasten motiviert
Für mich war im Rahmen meines Selbstversuches zunächst ausschlaggebend, dass diese Fastenvariante wissenschaftlich fundiert ist und unter den ausschließlich veganen Zutaten viele meiner Lieblingslebensmittel wie Spinat, Mandelmilch, Avocado und Feldsalat zu finden sind. Das Beste: Trotz gewisser Essensmengen soll Scheinfasten die gleichen positiven Effekte für die Gesundheit induzieren wie Heilfasten, also die klassische Nulldiät.
Meine Einkaufsliste für 5 Tage Scheinfasten
Zunächst habe ich darüber gefreut, dass meine Einkaufsliste nicht wie geplant ausschließlich auf Flüssignahrung wie Wasser, Kräutertee und Zutaten für Gemüsebrühe besteht. In Anlehnung an das Scheinfasten-Konzept landet hingegen ein bunter Mix aus veganen, frischen und tiefgekühlten Produkten in meinem Einkaufswagen.
Meine Einkaufsliste:
- Mineralwasser
- Grüner Tee und Kräutertee
- Zitronensaft
- Spinat und Feldsalat
- Auberginen
- Gurken und Tomaten
- Knoblauch und Zwiebeln
- Blumenkohl und Brokkoli
- Avocado und Oliven
- Olivenöl und Leinöl
- Grünkohl und Wirsing
- Pilze
- frische Kräuter
- Tomatenmark
- Mandeln und Nüsse
- Geringe Mengen an Erdbeeren, Himbeeren und Blaubeeren
- Kokosmilch
- Geringe Mengen an Hülsenfrüchten
Tipp: Koffeinjunkies empfiehlt Altersforscher Valter Longo bereits während der Vorbereitung einen Kaffeeentzug. Ansonsten ist ein gelegentlicher Genuss von Espresso erlaubt.
So sahen meine Mahlzeiten aus
Während an Tag 1 ungefähr 1000 Kilokalorien erlaubt sind, wird die Kalorienzufuhr von Tag 2 bis Tag 5 auf unter 800 Kilokalorien reduziert.
Es werden 3 Mahlzeiten oder 2 Mahlzeiten und ein Snack – beispielsweise eine Handvoll Nüsse oder Oliven – empfohlen. Da ich seit Jahren mehr oder weniger regelmäßig auf Intervallfasten à la 16 zu 8 setze und mein Frühstück ausfallen lasse, habe ich die erste Hälfte des Tages viel Mineralwasser, Kräutertee und grünen Tee getrunken. Letzterer pusht die Autophagie aufgrund der enthaltenen Polyphenole zusätzlich. Zum Mittag- und Abendessen gab es dann jeweils eine nährstoffreiche Mahlzeit.
Ich konnte mir aus den erlaubten Zutaten durchaus leckere Gerichte zusammenstellen! Hier ein paar Beispiele, was es bei mir an den fünf Scheinfasten-Tagen zu essen gab:
- Gedünsteter Spinat mit Sojasoße, roter Zwiebel und Knoblauch, dazu Chili-Sesammus mit Koriander
- Feldsalat mit Avocado und Blaubeeren
- Pilze in Koblauch-Chili-Öl mit Guacamole und Tomatensalat
- Gebackener Blumenkohl mit Erdnuss-Dip
- Gurkensalat mit Topping aus gerösteten Walnüssen, dazu Guacamole
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Zweimal habe ich „gesündigt“
Da es bisher nicht belegt ist, dass sich Zuckeraustauschstoffe negativ auf die Autophagie auswirken, habe ich mir zweimal eine eisgekühlte Cola Zero mit einem Schuss Zitronensaft und etwas Mineralwasser gegönnt. Meinen Yogitee, den ich mit Vorliebe mit aufgeschäumter Mandelmilch trinke, habe ich zudem mit etwas Erythrit verfeinert – ein echter Traum!
Dass insbesondere künstlich gesüßte Softgetränke alles andere als gesund sind, weiß ich als Ernährungswissenschaftlerin nur allzu gut, glaube aber, dass ein gelegentlicher Genuss tolerierbar ist. Dennoch stehen Cola Zero und Co. eigentlich nicht auf dem Speiseplan beim Scheinfasten!
So war meine Erfahrung mit dem Scheinfasten
Ähnlich wie beim klassischen Heilfasten sollen die ersten Tage beim Scheinfasten aufgrund der Umprogrammierung des Stoffwechsels auf Ketose die schwierigsten sein und ungefähr ab dem vierten Tag in ein Fastenhigh übergehen. Bis auf leichte Kopfschmerzen und ein dezentes Schwindelgefühl an Tag zwei und drei habe ich die ersten Tage gut überstanden.
Fastenhigh! An Tag vier und fünf folgte dann tatsächlich das mir bereits vom Heilfasten bekannte Gefühl von energiegeladener Leichtigkeit, das auf die Stoffwechselumstellung auf Ketose zurückzuführen ist.
So habe ich das Verlangen nach „mehr Essen“ in den Griff bekommen
Während beim Heilfasten nach Buchinger das Hungergefühl über den Verzicht von fester Nahrung und regelmäßigem Abführen nach ein paar Tagen verschwindet – auch aus meiner persönlichen Erfahrung – , wird das Verdauungssystem beim Scheinfasten über ballaststoffreiches Gemüse und Salat weiterhin stimuliert.
Appetit am Abend: Weil meine gezauberten Speisen noch dazu sehr lecker waren, hätte ich mir gerne noch Nachschlag geholt – insbesondere abends. Dank verschiedener Teesorten wie Vanille-Roisboos mit Mandelmilch und Co. habe ich das Verlangen aber in den Griff bekommen.
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Minus 2,5 Kilogramm nach einer Woche Scheinfasten
Nachdem sich in den ersten Tagen überhaupt nichts an meinem Gewicht getan hat, habe ich mich erst wieder nach dem Scheinfasten an Tag 7 gewogen; und siehe da: Tatsächlich habe ich zweieinhalb Kilogramm verloren, auch wenn mir klar ist, dass es sich dabei zu einem Großteil um Gewebewasser handelt.
Ich habe übrigens bereits das zweite Mal Scheinfasten gemacht und bin mittlerweile vier Kilogramm leichter – sicher auch nicht zuletzt, da ich Scheinfasten mit Keto Cycling kombiniere (siehe Fazit).
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Fazit zur Erfahrung Scheinfasten – ab jetzt mache ich das jeden Monat!
Laut Erfinder Valter Longo erzielt man die besten Resultate bezüglich der Autophagie, wenn man das Scheinfasten regelmäßig wiederholt; maximal einmal pro Monat, was Longo insbesondere bei Diabetes empfiehlt. Da ich die positiven Effekte wie Leichtigkeit, Energieschub und Fokussiertheit, die wiederum auf die Ketose zurückgehen, am eigenen Leibe gespürt habe, möchte ich von nun an immer die erste Woche des Monats „zum Schein fasten”.
Über meine etwas geschmälerte Silhouette habe ich mich natürlich auch sehr gefreut. Um meinem Traumgewicht von 58 Kilogramm näher zu kommen, werde ich das Scheinfasten die nächsten Wochen (vielleicht auch dauerhaft) mit einer vegetarischen Keto-Ernährung – bzw. Keto Cycling – kombinieren. So kann ich die kulinarischen Zügel am Wochenenden lockerer lassen und auch mal Pasta, Pizza und Brot genießen. Meine persönliche Interpretation „Keto Cycling 16:8 plus Sirtfood“ heizt die Autophagie zusätzlich zwischen dem Scheinfasten an und passt perfekt zu mir. Zum Sirtfood zählen beispielsweise grüner Tee, Blaubeeren, Brokkoli, Pilze, Curcuma, Grünkohl, Zwiebeln und Rotwein.
Apropos Rotwein: Während ich auf meinen geliebten Bio-Merlot während meiner monatlichen Scheinfasten-Woche verzichte, harmonieren die roten Trauben mit Keto und der Sirtfood-Philosophie. Außerdem kurbeln sie zusätzlich die Autophagie an. Zusätzlich werde ich die Spaziergänge mit meinem Hund Jasper ausdehnen. Auch meine verstaubte Vibrationsplatte, meinen Crosstrainer und mein Mini-Trampolin möchte ich wieder benutzen. Das ist zumindest mein Plan.