2. Dezember 2021, 14:34 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Warum kann der eine von Schärfe im Essen gar nicht genug bekommen, während der andere schon nach dem ersten Bissen die Segel streichen muss? Welche Toleranzgrenze man hat, entscheidet sich offenbar bereits sehr früh in der Kindheit – und hat laut einer Münchener Studie mit der Muttermilch zu tun.
Wurden Sie als Baby gestillt? Davon und von der Art, wie sich Ihre Mutter ernährt hat, könnte abhängen, wie gut Sie scharfes Essen vertragen. Das fand nun eine Studie der TU München heraus. Isst eine Mutter, die stillt, gerne mal scharf, überträgt sich ein Stoff namens Piperin durch die Muttermilch auf das Baby. Dieses kann offenbar einen Einfluss darauf haben, wie scharf man es als Erwachsener mag.
Übersicht
Studie mit stillenden Müttern
Für die Studie rekrutierten die Forscher 16 stillende Mütter, die bereit waren, vor dem Stillen ein für sie vorbereitetes scharfes Curry-Gericht zu essen und Proben ihrer Muttermilch analysieren zu lassen. Die Wissenschaftler interessierte, wie genau sich das scharfe Essen auf die Milch auswirkt. Genauer: Welche Inhaltsstoffe nachweisbar sind und sich beim Stillen entsprechend auch auf das Baby übertragen könnten.
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Piperin in der Muttermilch
Bei der Analyse zeigte sich, dass etwa eine Stunde nach dem Essen eine Veränderung der Muttermilch messbar war. Interessanterweise war nur der Scharfstoff Piperin in erhöhter Konzentration nachweisbar. Dagegen konnten keine Spuren von ebenfalls im Curry enthaltenden Curcumin oder Gingerol, das für die Schärfe von Ingwer verantwortlich ist, festgestellt werden. Im Fall von zwei Frauen, die nicht nur eine Probe abgaben, sondern ihre Milch im Verlauf von zehn bis 24 Stunden nach der Curry-Mahlzeit mehrmals testen ließen, zeigte sich, dass das Piperin-Level über längere Zeit erhöht sein kann. So stieg der Piperin-Spiegel innerhalb der ersten Stunde nach dem scharfen Essen, sank daraufhin zunächst schnell wieder ab, um dann erneut anzusteigen.1
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Das Alkaloid Piperin ist der wichtigste Bestandteil von Pfeffer und sorgt für die Schärfe des Gewürzes. Piperin gilt als gesundheitsfördernd: So soll es entzündungshemmend und antioxidativ wirken. Es schützt unsere Zellen also vor freien Radikalen aus der Umwelt.2
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Stillzeit könnte spätere Toleranz für Schärfe beeinflussen
Die erhöhte Konzentration von Piperin in der Muttermilch führt dazu, dass Babys das Alkaloid beim Stillen ebenfalls aufnehmen. Dabei sei die in der Milch enthaltende Menge laut der Wissenschaftler jedoch so gering, dass die Babys das Piperin bzw. die Schärfe nicht schmecken. Die Forschenden vermuten aufgrund ihrer Studienergebnisse, dass das durch die Muttermilch auf die Babys übertragene Piperin einen Rezeptor für Scharfes im Nervensystem aktiviert. Nehmen Säuglinge diesen Stoff durch ihre frühe Nahrung regelmäßig zu sich, könnte dies dazu führen, dass sie später im Leben besser scharfes Essen vertragen. Eine stillende Mutter darf sich daher also ruhig mal die eine oder andere schärfere Mahlzeit gönnen.
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Quellen
- N‘ Diaye, K., Debong, M., Behr, J. et al. (2021). Dietary Piperine is Transferred into the Milk of Nursing Mothers. Molecular Nutrition & Food Research
- Schneider, T. (2020). Piperin: Eigenschaften, Wirkung und wo es steckt. Utopia.de