14. November 2019, 12:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wenn Frauen den Großteil ihrer täglichen Nahrungs- bzw. Kalorienzufuhr auf den Abend legen, haben sie ein erhöhtes Risiko auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das behaupten New Yorker Forscher auf Basis einer Studie. FITBOOK hat sich die Untersuchung genauer angeschaut und auch mit einem Experten darüber gesprochen.
Verschiedene Medien, darunter „Heilpraxisnet“ und „Fitforfun“, haben die Studie der Columbia University aufgegriffen. Deren vermeintliches Ergebnis: Frauen, die einen Großteil ihrer Tageskalorien nach 18 Uhr zu sich nehmen, haben ein deutlich erhöhtes Risiko auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Studienautor Dr. Nour Makarem formuliert daraus eine überzeugte Empfehlung. Um Bluthochdruck und Ähnlichem vorzubeugen, sollten wir künftig nicht mehr bloß darauf achten, was und wie viel, „sondern auch darauf, wann wir essen“.
So lief die Studie ab
Bei den 112 Probandinnen (Durchschnittsalter 33) wurde sowohl zu Beginn als auch am Ende des einjährigen Untersuchungszeitraums die Herzgesundheit untersucht. Ansonsten sollten die Frauen lediglich ein elektronisches Ernährungsprotokoll führen: zweimal eine Woche lang und ebenfalls jeweils am Anfang und Ende der Studie. Weitere Risikofaktoren (Bewegungsmangel, Rauchen etc.) sollen berücksichtigt worden sein, heißt es im Bericht des Fachportals „Science Daily“.
Die Forscher stellten fest, dass die meisten der Frauen – rund 44 Prozent von ihnen stammten aus Lateinamerika – ihre Hauptmahlzeit am Abend einnahmen. Es zeigte sich aber, dass gehäuft die Gruppe an Frauen eine schlechtere Herzgesundheit aufwies, bei der die Nahrungsmenge nach 18 (bzw. 20 Uhr, diese Zeitabweichung habe das Ergebnis nicht beeinflusst) kalorientechnisch größer ausfiel als am restlichen Tag. Laut Makarem reichte es sogar, wenn die Abendmahlzeit um nur ein Prozent mehr Kalorien lieferte als das, was vor 18 bzw. 20 Uhr konsumiert wurde. Zudem hätten diese Frauen ein höheres Risiko gehabt für Bluthochdruck, einen hohen Body-Mass-Index und langfristige Probleme mit dem Blutzucker.
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Was sagt ein Experte?
Ob das jetzt bedeutet, dass Frauen abends Kalorien einsparen sollten? Oder wäre es vielleicht die Lösung, die Nährwertezufuhr am restlichen Tage zu erhöhen, um nicht in die ungesunde Unverhältnismäßigkeit zu stürzen? Das wollten wir vom Ernährungswissenschaftler Uwe Knop wissen. Seine Antwort: ein klares Nein.
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Unüberprüfbare Angaben von Probanden
„Es handelt sich hier um eine wissenschaftlich ganz schwache Untersuchung, die nur Unruhe und Verunsicherung bringt. Und das völlig ohne Kausalevidenz.“ Die Studie sei zu klein, zu kurz und vermisse klinische Endpunkte. Die Ernährungsprotokolle der Probandinnen hätten keinerlei Aussagekraft. Denn: „Keiner weiß, was die Frauen wirklich wann gegessen haben, und was in der Zwischenzeit war, erst recht nicht.“ Diesen Haken bemängelt der Fachmann an den meisten ernährungswissenschaftlichen Studien: dass die Daten auf unüberprüfbaren Angaben der Probanden basieren.
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Und was ist mit dem erhöhten Blutdruck und BMI? „Diese Parameter lassen sich bis heute nicht ursächlich auf einen bestimmten ‚Ess-Stil‘ oder gar einzelne Lebensmittel zurückführen“, so Knop zu FITBOOK. Dies sei wissenschaftlich unmöglich. Tatsächlich hat FITBOOK hier bereits ausführlicher darüber berichtet, welche kritischen Punkte bei der Bewertung des BMI zu beachten sind.
Knop zitiert einen Hinweis aus der Studie, dass die Ergebnisse durch weiterführende Untersuchungen gestützt werden müssten, und folgert daraus ganz klar: „Hier geht es darum, Angst zu schüren, um weitere Forschungsgelder zu erhaschen.“
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Fazit
„Keine Frau muss Angst vorm Abendessen haben“, versichert Knop. Und wir gehen jetzt einfach mal davon aus: Obwohl Männer in der Studie nicht teilgenommen haben, gilt das für sie genauso.