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Von Wissenschaftlern entwickelt

Wie die Restore-Diät funktioniert – und welchen Erkrankungen sie vorbeugt

Restore-Diät
Die Restore-Diät konzentriert sich vor allem auf die Wiederherstellung des Darmmikrobioms Foto: Getty Images

9. April 2025, 4:36 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Diabetes, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind klassische Gesundheitsprobleme in industrialisierten Ländern – und sie sind oft mit einer aus dem Gleichgewicht geratenen Darmflora verknüpft. Um dem entgegenzuwirken, entwickelte ein Forschungsteam die sogenannte Restore-Diät. Diese setzt auf natürliche, unverarbeitete Lebensmittel und verzichtet auf Weizen, Milch sowie stark verarbeitete Produkte. Das Ziel: die Darmflora wieder stärken.

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Zurück zum Ursprung: Die Restore-Diät, auch als „Non-Industrialized Microbiome Restore Diet (NiMe-Diet)“ bekannt, wurde von Mikrobiom-Forschern entwickelt, um die durch industrialisierte Ernährung aus dem Gleichgewicht geratene Darmflora wieder ins Lot zu bringen. Denn diese steht mit der Entstehung chronischer Erkrankungen im Zusammenhang, welche in Deutschland zunehmen und neuer Präventionsstrategien benötigen.1 Der Ansatz des Forschungsteams: Eine überwiegend pflanzenbasierte Ernährung, begleitet von möglichst wenig verarbeiteten Lebensmitteln.

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Was ist die Restore-Diät?

Verarbeitete Lebensmittel können sich negativ auf das Darmmikrobiom – die Gesamtheit der im Darm lebenden Bakterien – auswirken und infolge für den Anstieg chronischer Erkrankungen mitverantwortlich sein. Bei der Restore-Diät handelt es sich um einen Ernährungsansatz, bei dem bewusst auf pflanzliche Kost gesetzt und weitestgehend auf tierische sowie verarbeitete Produkte verzichtet wird. Dabei orientiert sich die Restore-Diät an der typischen Ernährung der Bewohner ländlicher Regionen Papua-Neuguineas. Studien belegen, dass diese Bevölkerung eine größere bakterielle Vielfalt im Darm aufweist als westliche Gesellschaften.2

Während Gemüse, Hülsenfrüchte und andere unverarbeitete pflanzliche Lebensmittel hoch im Kurs stehen, werden Milchprodukte, Rindfleisch und Weizen vom Speiseplan gestrichen. Ziel ist es, dass Darmmikrobiom wieder ins Gleichgewicht zu bringen, um das Risiko für chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes zu reduzieren.3

Darmmikrobiom
Der Darm spiegelt unsere Gesundheit wider und sollte deshalb gut gepflegt werden Foto: Getty Images/Science Photo Library RF

Wer hat die Diät erfunden?

Die Restore-Diät wurde von einem internationalen Forschungsteam, darunter auch Wissenschaftler der Universität Hohenheim in Stuttgart, entwickelt. Ziel war es, ein Ernährungskonzept zu erarbeiten, das gezielt auf die Wiederherstellung des natürlichen Darmmikrobioms abzielt. Die zentrale Frage der Forscher lautete: Lässt sich das Mikrobiom auch in einer industrialisierten Umgebung regenerieren? Denn in modernen Gesellschaften greifen viele Menschen zunehmend zu stark verarbeiteten, oft zucker- und fettreichen sowie ballaststoffarmen Lebensmitteln – mit teils schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit. Diese reichen von Verdauungsproblemen bis zu chronischen Erkrankungen.4

Studie überprüfte Wirksamkeit der Diät

Ob die Restore-Diät tatsächlich zu gesundheitlich erwünschten Veränderungen im Darmmikrobiom führen kann, überprüften die Wissenschaftler in Form einer randomisierten, kontrollierten Studie. An dieser nahmen 30 gesunde Erwachsene teil, die im Durchschnitt 28 Jahre alt sowie normalgewichtig waren. Sie ernährten sich für jeweils drei Wochen nach dem Prinzip der Restore-Diät und für drei Wochen nach ihrer alltäglichen Ernährung.

Die Ergebnisse waren bemerkenswert: Zwar nahm die Artenvielfalt Bakterien ab, der Anteil gesundheitsfördernder Bakterien wie Bifidobacterium und Faecalibacterium nahm jedoch zu. Auch entzündungsfördernde Gattungen wie Bilophila verringerten sich. Auch die Darmschleimhaut profitierte von der Umstellung. Überdies zeigte die Diät weitere positive Effekte:

  • Sie nahmen 1,4 Prozent ihres Körpergewichts ab
  • Ihr Gesamtcholesterinspiegel sank um 14 Prozent
  • Das LDL-Cholesterin, welches als gesundheitlich ungünstig gilt, sank um 17 Prozent
  • Der Nüchternblutzucker sank um sechs Prozent
  • Diabetes-Marker wie die Insulinsensitivität verbesserten sich

Dr. Benjamin Seethaler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ernährungsmedizin, erläutert weiterhin in einer Pressemitteilung: „Die Diät führte zudem zu einer verstärkten Produktion von gesundheitsfördernden kurzkettigen Fettsäuren (SCFAs) und von antientzündlichen sowie antioxidativen Substanzen im Blutplasma. Ein Beispiel dafür ist die Indol-3-Propionsäure, die mit einem geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes und Arteriosklerose verbunden ist.“5

Die positiven Effekte der Diät waren übrigens reversibel: Nach Rückkehr zur üblichen Ernährung kehrten Mikrobiom und Biomarker in ihren Ursprungszustand zurück.

Auch interessant: Wie eine Low-Carb-Ernährung das Risiko für Darmkrebs beeinflusst

Einordnung der Studie

Das verwendete Studiendesign ist methodisch hochwertig. Die Teilnehmerzahl ist zwar überschaubar, jedoch für Ernährungsinterventionen üblich, besonders bei aufwendigen Studiensettings. Eine Einschränkung liegt in der kurzen Dauer der Intervention, was keine Aussagen zur Langzeitwirkung erlaubt. Weiterhin war die Restore-Diät lediglich eine Annäherung an traditionelle Ernährungsformen – eine vollständige Replikation ist unter westlichen Lebensbedingungen nicht möglich.

Ich finde das Diätkonzept vielversprechend!

„Nicht nur individuell sind wir zunehmend von chronischen Erkrankungen wie Adipositas und Diabetes Typ 2 betroffen. Auch die Gesundheitssysteme stehen vor einer immensen Herausforderung, da insbesondere Übergewicht epidemische Ausmaße angenommen hat. Und als Ernährungsexpertin befürworte ich natürlich, nicht gleich Medikamente zu verschreiben, sondern das Übel an der Wurzel zu packen: der Ernährung. Zwar ist die Diät neu konzipiert und wurde bisher mit einer überschaubaren Probandenanzahl in einer Studie getestet, dennoch halte ich sie für vielversprechend. Schon lange ist die westliche Ernährung durch einen hohen Konsum von tierischen und verarbeiteten Produkten geprägt – und wir sehen ja, wo wir gelandet sind. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung spricht sich seit der Aktualisierung ihrer Empfehlungen im vergangenen Jahr für eine stärker pflanzlich betonte Ernährungsweise aus: mindestens drei Viertel unserer täglichen Nahrung sollte pflanzlich sein. Anders als bei der Restore-Diät stehen jedoch weiterhin Milch und Milchprodukte auf dem Speiseplan. Denn diese liefern reichlich Calcium, Jod, Vitamin B2 und Vitamin B12. Diese Nährstoffe könnten sicherlich auch mit der Restore-Diät abgedeckt werden, was jedoch konkretere Empfehlungen zu der Lebensmittelauswahl und den Mengen bei dieser Diät bedürfe.

Das Prinzip der Restore-Diät im Detail

Welche Lebensmittel sind genau bei der Restore-Diät erlaubt und welche nicht? Hier gilt der Grundsatz: so ursprünglich und unbehandelt wie möglich. Dabei orientiert sich die Restore-Diät an traditionellen Ernährungsformen, wie sie unter anderem in Papua-Neuguinea vorkommen. Im Mittelpunkt stehen dabei Lebensmittel, die aktiv die Darmgesundheit fördern. Somit sollte hauptsächlich auf pflanzenbasierte, ballaststoffreiche und weniger verarbeitete Produkte gesetzt werden.

Diese Lebensmittel sind erlaubt

  • Hülsenfrüchte (Bohnen, Linsen, Erbsen, Linsen, Nüsse)
  • Sojaprodukte (Tofu, Tempeh, Edamame)
  • Vollkorngetreide (Naturreis, Quinoa, Tabbouleh)
  • Obst (Beeren, Äpfel, Birne, Bananen)
  • Nüsse und gesunde Fette (Oliven- und Rapsöl)
  • Wurzelgemüse (Süßkartoffeln, Topinambur, Karotten, Rote Bete)
  • Wasser und ungesüßte Tees

Diese Lebensmittel sind tabu

Die Restore-Diät streicht Weizenprodukte und Gluten, Milch und Milchprodukte, zuckerhaltige und frittierte Speisen sowie Alkohol und Softdrinks vom Speiseplan. Stattdessen kann zu pflanzlichen Milchalternativen und ungesüßten Tees gegriffen werden. Schwarzer Kaffee ist in geringen Mengen erlaubt, milchhaltige Varianten wie Cappuccino, Latte macchiato und Co. sind aber tabu.

Auch verarbeitetes Fleisch gehört nicht zur Ernährung. Ganz auf tierische Produkte muss allerdings nicht verzichtet werden: Hochwertiges Fleisch sowie Fisch sind erlaubt – allerdings nur in geringen Mengen.

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Eine typische Mahlzeit à la Restore-Diät

  1. Warmes Hirse-Porridge mit Apfel und Zimt zubereitet mit Wasser oder ungesüßter Pflanzenmilch 
  2. Mittagessen: Gumbo-Eintopf aus Karotten, Sellerie, Erbsen, weißen Bohnen und Quinoa6
  3. Abendessen: gebackenes Schweinefilet, gebratene Topinambur, Kartoffeln und Krautsalat
  4. Snack: Getrocknete Früchte (z. B. Aprikosen), Chia-Kokos-Pudding mit Beeren, Dunkle Schokolade mit hohem Kakaoanteil (mind. 85 %), frisches Obst und Gemüse
Themen Darmgesundheit Diäten

Quellen

  1. Stiftung Gesundheitswissen. Immer mehr Menschen mit chronischen Erkrankungen über Jahrzehnte beeinträchtigt. (aufgerufen am 04.04.2025) ↩︎
  2. Martínez, I., Stegen, J. C., Maldonado-Gómez, M. X. et al. (2015). The gut microbiota of rural papua new guineans: composition, diversity patterns, and ecological processes. Cell Reports. ↩︎
  3. der niedergelassene Arzt. Restore-Diät verbessert Darm-Mikrobiom und Gesundheit. (abgerufen am 02.04.2025) ↩︎
  4. Li, F., Armet, A. M., Korpela, K. et al. (2025). Cardiometabolic benefits of a non-industrialized-type diet are linked to gut microbiome modulation. Cell. ↩︎
  5. Universität Hohenheim. Publikation in „Cell“: Restore-Diät verbessert Darm-Mikrobiom und Gesundheit. (abgerufen am 04.04.2025) ↩︎
  6. NiMe. Diet Bean and Vegetable Gumbo. (abgerufen am 03.04.2025) ↩︎

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