19. August 2022, 20:35 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
US-Forscher verbrachten drei Jahre damit, 8000 Lebensmittel und Getränke zu analysieren, um daraus ein Gesundheits-Ranking zu erstellen. Während ein Großteil der unteren und oberen Plätze den meisten Menschen logisch vorkommen dürfte, sind auch einige Überraschungen dabei.
Ein Müsliriegel ist gesünder als ein Schoko-Nusseis – dem würden die meisten zustimmen. Nicht aber Ernährungswissenschaftler der Tufts University in Boston. Und sie müssen es wissen, die Forscher haben 8000 Lebensmittel genau analysiert, ihnen nach bestimmten Kriterien Punkte zugewiesen und somit ein ausführliches Gesundheits-Ranking erstellt. Welche Erkenntnisse überraschen, welche weniger und was die Absicht hinter dem Food Compass ist.
Übersicht
So funktioniert das Lebensmittel-Ranking des neuen Food Compass
Drei Jahre arbeitete das Forscherteam an ihrer Food-Compass-Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature Food“ veröffentlicht wurde.1 Dafür entwickelten sie 54 Kriterien (darunter Zutaten, Zusatzstoffe, Nachhaltigkeit oder Verarbeitungsumfang), welche sie auf jedes einzelne der genau 8.032 Lebensmittel und Getränke anwendeten, die beim Durchschnittsamerikaner regelmäßig auf dem Speiseplan stehen.
Auf Basis dessen erhielt jedes Produkt eine bestimmte Punktzahl, wobei 0 als extrem ungesund und 100 als supergesund gilt. In Kategorien wie Snacks, Milchprodukte, Gemüse, Obst, Lieblingsgerichte u. a. eingeteilt, entstand nach und nach ein Lebensmittel-Ranking, welches zukünftig als wichtige Orientierung bei Ernährungsfragen spielen soll. So gehört alles über 70 Punkte regelmäßig auf den Teller, während Lebensmittel mit 30 und weniger Punkte die Ausnahme bleiben sollten.
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Wenig überraschend: 100 Punkte für viele Obst- und Gemüsesorten
Es überrascht nicht, dass Vollwertkost wie Obst und Gemüse ganz oben auf der Liste rangiert – wobei Spinat die vollen 100 Punkte – während verarbeitete Lebensmittel und Fastfood wie Burger und Co. im einstelligen Bereich herumdümpeln.2 Ganz schlimm schnitten Süßigkeiten wie „Milky Way“ oder Marshmallows ab (1 Punkt), auch Energydrinks, Wurst und Weißbrot landeten auf den hintersten Plätzen. Haferflocken, Gemüsesäfte, Beeren, Lachs oder Meeresfrüchtesalat haben an die Spitze des neuen Lebensmittel-Rankings geschafft. So weit, so logisch für jeden, der sich ein wenig mit gesunder Ernährung auskennt.
Hier eine Auswahl Top-gerankter Lebensmittel, Säfte und Gerichte:
Lebensmittel | Score |
---|---|
Brokkoli | 100 |
Kimchi | 100 |
Erdbeeren | 100 |
Tomatensaft | 100 |
Spinat | 100 |
Selleriesaft | 100 |
Aprikosen | 100 |
Melone | 100 |
Austern, roh | 100 |
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Eiscreme gesünder als Müsliriegel? Chips vollwertiger als Gemüse-Omelette?
Beim genauen Hinsehen könnte man doch stutzig werden. So bewerten die Forscher ein Schoko-Nuss-Eis mit 35 Punkten, während ein Kokos-Müsliriegel mit ungesunden 15 Punkten bedacht wurde. Würden doch die meisten Eltern Letzteres ihrem Nachwuchs in die Pausenbrotdose legen, statt ihnen Geld für die Eisdiele mitzugeben. Omelette mit Gemüse halten Fitnessfans für den perfekten Start in den Tag. Dieses steht mit 51 Punkten allerdings knapp hinter salzreduzierten Kartoffelchips (59 Punkte). Und ein Käsebrot aus Vollkorntoast dürfte man mit seinen 31 Punkten gar nicht erst in Erwägung ziehen, während Schokomandeln mit 78 gesunden Punkten fast schon zum Grundnahrungsmittel erklärt werden. Dabei wissen wir instinktiv: Eine Tüte Chips zum Frühstück ist eine schlechte Idee und schokolierte Mandeln lassen sich mit einem Käsebrot doch gar nicht vergleichen. Wie ist das also zu verstehen?
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Food Compass als Lebensmittel-Ranking nicht für Endverbraucher gedacht
Was nicht jeder weiß: Eis hat tatsächlich einen höheren Nährstoff- und Vitamingehalt – allen voran Protein – als ein überzuckerter Müsliriegel. Das betonen auch die Studienautoren. Ferner dient das Lebensmittel-Ranking vor allem als Tool für Politiker, Lebensmittelunternehmen, Restaurants und Cafeterien, heißt in einer Universitätsmitteilung.3 Es soll dabei helfen, auf höheren Ebenen gesündere Entscheidungen zu treffen. Für den Einzelnen könnte der Food Compass irreführend sein, da es Lebensmittel in „gut“ und „schlecht“ einteilt, was zu einer Dämonisierung von Nahrung führen kann. Das gilt es unbedingt zu vermeiden. Und was es Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Industrie unter anderem auf simple Weise nahebringen will: Schokomandeln sind nicht immer die beste Wahl, aber falls sie nach gesunden Snacks für ihre Mitarbeiter oder Kunden suchen, dann unter Umständen schon.
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Quellen
- 1. Mozaffarian, D., El-Abbadi, N.H., O’Hearn, M. et al. (2022) Food Compass is a nutrient profiling system using expanded characteristics for assessing healthfulness of foods, Nature Food .
- 2. Tufts University: Food Compass (2022). Data – Comparison of Foods by Food Compass Score within Categories Beverages. (aufgerufen am 19.08.2022)
- 3. Tufts Now (2022): Ranking Healthfulness of Foods from First to Worst (aufgerufen am 19. August 2022)