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Pflanzenstoff

Anwendung und Wirkung von Quercetin als Supplement

Quercetin als Nahrungsergänzungsmittel
Quercetin soll gegen entzündliche Krankheiten helfen können Foto: Canva/ru3par/Getty Images Pro
Janna Vahlhaus

27. Dezember 2023, 12:19 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Bei Quercetin handelt es sich um ein Farbpigment, das natürlicherweise in Pflanzen vorkommt. Als Nahrungsergänzungsmittel hat der Pflanzenstoff in den letzten Jahren verstärkt an Aufmerksamkeit gewonnen, da es gegen Covid-19 helfen sollte. Ob und wie viel der angebliche Allrounder wirklich kann, erfahren Sie bei FITBOOK.

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Quercetin ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der zu den Flavonoiden gehört – er ist daher in verschiedenen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, aber auch als Nahrungsergänzungsmittel verfügbar. Das Spektrum der zugeschriebenen positiven Wirkungen ist aufgrund seiner antioxidativen- und entzündungshemmenden Eigenschaften sehr breit. Inwiefern er in der Prävention bis hin zur Therapie von Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Allergien eine Rolle spielen kann, erklären wir im Folgenden.

Worum handelt es sich bei Quercetin und was enthält es?

Quercetin verdankt seinen Namen dem lateinischen Wort für Eiche (Quercus). Chemisch gesehen gehört der Naturfarbstoff zu der Gruppe der Polyphenole bzw. Flavonoide (um genau zu sein zu den Flavonolen), welche auch als sekundäre Pflanzenstoffe bekannt sind. Zu finden, ist Quercetin dabei meist in der Schale verschiedener Obst- und Gemüsesorten sowie in Grüntee und Rotwein.1

In der traditionellen Medizin findet es schon länger Anwendung, bspw. in Form von Ginkgo oder Johanniskraut. Aufgrund des bitteren Geschmacks wird Quercetin als Supplement meist in Kapseln und eher selten in Pulverform oder Flüssigkeitsextrakt angeboten.2

Wie funktioniert Quercetin im Körper?

Quercetin wirkt im Körper auf verschiedene Weisen. Es ist ein starkes Antioxidans, was bedeutet, dass es schädlichen freien Radikale im Körper abfangen und vor konsequenter Lipidoxidation schützen kann. Freie Radikale sind nämlich instabile Moleküle, die Zellschäden anrichten können (auch oxidativer Stress genannt), was wiederum in Verbindung mit verschiedenen Krankheiten, z.B. Krebs und koronaren Herzkrankheiten, in Verbindung steht. Darüber hinaus kann es die Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen hemmen und somit dazu beitragen, Entzündungen zu reduzieren.3

Wirkung von Quercetin auf die Gesundheit und Leistung

Quercetin wird eine Vielfalt von Effekten nachgesagt. Diese reichen von potenziellem Einfluss auf den Blutdruck und Blutzucker bis hin zu neuroprotektiven-, anti-allergischen und anti-Krebs Effekten. Es bedarf dabei aber an weiteren klinischen Studien, da ein Großteil der Ergebnisse aus Zell- oder Tierversuchen stammt. Hinzukommt, dass die Bioverfügbarkeit, also mögliche Aufnahme vom menschlichen Körper, von Quercetin begrenzt ist.

Erste Hinweise für Verbesserung von Krebs- und Alzheimer

Durch die antioxidativen Eigenschaften, ist ein Einfluss von Quercetin auf entsprechende chronische Krankheiten, die mit freien Radikalen und oxidativem Stress in Verbindung stehen, naheliegend. Eine davon ist Krebs – hier haben diverse Zell- und Tierstudien, bspw. für Prostatakrebs, vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Die Autoren eines Reviews kritisieren aber selbst die geringe Bioverfügbarkeit des Stoffes sowie die mangelhafte Datenlage für Menschen.4

Weitere vielversprechende Daten gibt es im neuroprotektiven Bereich – zum Beispiel für Alzheimer. Aber auch hier stammen die Daten aus Mausmodellen. Diese antioxidativen Eigenschaften sollen auch potenziell gegen Alzheimer wirken.5

Verbesserung von chronisch entzündlichen Krankheiten, wie rheumatischer Arthritis

Da Quercetin zu den stärksten Flavonoiden gegen Entzündungen gehört, wirkt eine Anwendung bei der Bewältigung von entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis, Asthma, Atherosklerose schlüssig. Besonders gute Daten liegen dabei für rheumatische Arthritis vor: Eine klinische Studie mit 50 Frauen konnte zeigen, dass eine Einnahme von 500 Milligramm Quercetin über acht Wochen gegenüber einem Placebo signifikant die Symptome der Arthritis verbessern konnte.6

Herz-Kreislauf-Gesundheit verbessern

Es gibt Hinweise darauf, dass Quercetin die Herzgesundheit fördern und somit Schlaganfälle und Herzinfarkte vorbeugen kann. Eine mögliche Erklärung dafür ist die blutdrucksenkende Wirkung sowie Reduktion des Cholesterinspiegels, wie eine Meta-Analyse zusammenfasst. In dieser Analyse wurden aber nur Patienten mit einem metabolischen Syndrom untersucht.7 Für gesunde Probanden, die bereits einen Herzinfarkt erlitten hatten, konnte wiederum nach 8 Wochen 500 mg Quecertin-Einnahme kein Einfluss auf den Blutdruck festgestellt werden, aber eine positive Wirkung auf die Lebensqualität.8

Allergie verbessern

Da Quercetin das Immunsystem stärken soll, kann schnell auf eine verbesserte Abwehr gegen Infektionen geschlossen werden, weshalb Quercetin gerade in der Zeit von Corona an Bedeutung gewann. Die Daten hierfür sind aber dünn. Vergleichsweise gute Daten liegen für die Verbesserung von Allergien vor, wobei diese Ergebnisse aber „nur“ aus Tierversuchen stammen und somit nicht auf den Menschen übertragen werden können.9

Für wen Quercetin Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein kann bzw. wer davon profitiert

Konkrete Empfehlungen gibt es hier nicht. Wer sich von den potenziellen Wirkungen angesprochen fühlt, also bspw. an Krebs oder Alzheimer erkrankt ist oder an chronischen entzündlichen Krankheiten, wie Arthritis oder Allergien leidet oder etwas für seine Herz-Kreislauf-Gesundheit tun möchte, kann eine Einnahme in Betracht ziehen. Dabei muss betont werden, dass die Daten hauptsächlich auf Zell- und Tierversuchen beruhen und gerade bei der Bioverfügbarkeit noch Verbesserungsbedarf besteht. Quercetin sollte also niemals eine gesunde Lebensweise oder angemessene Therapie ersetzen.

Wann man bzw. wer Quercetin als Nahrungsergänzungsmittel nicht einnehmen sollte

Personen mit Schilddrüsenerkrankungen sollten die Einnahme von Quercetin als Nahrungsergänzung vermeiden. Auch Schwangere, stillende Frauen und Kinder sollten eher von einer Supplementierung absehen, da in diesen Fällen nicht ausreichend Daten vorliegen. Weiterhin sollten Menschen mit Nierenproblemen das Supplementieren unterlassen, da vermutet wird, dass eine erhöhte Einnahme zusätzlich die Niere belasten kann.
Quercetin interagiert zusätzlich positiv mit Vitamin C, weshalb bei einem Vitamin-C-Mangel auf Quercetin verzichtet werden sollte.10

Mögliche Risiken, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit Medikamenten

Die Einnahme bis zu 1000 mg für ca. 12 Wochen scheint unbedenklich und ohne Nebenwirkung einherzugehen. Seltene Nebenwirkungen, die Auftreten können, sind Übelkeit oder Magenbeschwerden. Wie es bei einer längeren oder höheren Einnahme aussieht, ist dabei unklar. Vermutet wird, dass zu hohe Dosen sogar toxisch sein können.11

Große Vorsicht ist bei der Wechselwirkung mit Medikamenten geboten. Denn Quercetin interagiert mit verschiedenen Antibiotika, Medikamenten, die von CYP-Enzymen metabolisiert oder von bestimmten Transportern bewegt werden sowie Blutverdünnern, Blutdrucksenkern, Anti-Diabetika und mehr.12 Deswegen sollte eine Einnahme immer vorerst mit einem Arzt oder Apotheker abgeklärt werden.

Empfohlene Dosis

Die empfohlene Dosierung variiert je nach Hersteller und Produkt. Es ist wichtig, die Anweisungen auf der Verpackung oder die Empfehlungen eines qualifizierten Gesundheitsexperten zu befolgen. Im Allgemeinen wird bspw. von der Food and Drug Administration (FDA) empfohlen, maximal zweimal täglich 500 Milligramm Quercetin einzunehmen, jedoch nicht mehr als 1200 Milligramm pro Tag. Dabei sollte die Dauer von 12 Wochen Einnahme nicht überschritten werden, da es nicht genügend Daten zu Langzeit Anwendung vorliegen.13

Quercetin über die Ernährung aufnehmen

Folgende Lebensmittel enthalten pro 100 Gramm entsprechende Mengen an Quercetin:14

  • Kapern: 180 Milligramm
  • rote Zwiebeln: je nach Sorte bis zu 100 Milligramm
  • Chilischoten: 50 Milligramm
  • dunkle Schokolade: 42 Milligramm
  • Heidelbeeren: 17 Milligramm
  • Kirschen: 12 Milligramm
  • schwarze Johannisbeeren: 5 Milligramm
  • roher Brokkoli: 3,2 Milligramm
  • grüner Tee: 2,7 Milligramm
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Nahrungsergänzung mit Querecetin kann Vorteile für die Gesundheit haben

Quercetin ist ein vielversprechendes Nahrungsergänzungsmittel, das aufgrund seiner antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften das Potenzial hat, die Gesundheit zu fördern. Auch wenn es generell als sicher gilt, sollte eine Einnahme mit einem qualifizierten Gesundheitsexperten besprochen werden, da gerade mit Medikamenten unerwünschte Wechselwirkungen auftreten können. Es werden aber weitere klinische Studien benötigt, um diese Effekte am Menschen zu verifizieren. Es sollte somit eher als Teil einer ausgewogenen pflanzlichen Ernährung und eines gesunden Lebensstils betrachtet werden.

Themen Nahrungsergänzungsmittel

Quellen

  1. Chemie.de. Quercetin. (aufgerufen am 8.11.2023) ↩︎
  2. Lafaurie, L. Quercetin – Nutzen. Nutrimea. (8.11.2023) ↩︎
  3. Anand, D., Arulmoli, R., Parasuraman, S. (2016). Overviews of Biological Importance of Quercetin: A Bioactive Flavonoid. Pharmacognosy Reviews. ↩︎
  4. Feiya, Y., Liming, S., Huiping, W. et al. (2015). Quercetin in prostate cancer: Chemotherapeutic and chemopreventive effects, mechanisms, and clinical application potential (Review). Oncologoy Reports. ↩︎
  5. Sabogal-Guáqueta, A.M., Muñoz-Manco, J.I., Ramírez-Pineda, J.R. et al. (2015). The flavonoid quercetin ameliorates Alzheimer's disease pathology and protects cognitive and emotional function in aged triple transgenic Alzheimer's disease model mice. Neuropharmacology. Neuropharmacology. ↩︎
  6. Javadi, F., Ahmadzadeh, A., Eghtesadi, S. et al. (2017). The Effect of Quercetin on Inflammatory Factors and Clinical Symptoms in Women with Rheumatoid Arthritis: A Double-Blind, Randomized Controlled Trial. Journal of American College of Nutrition. ↩︎
  7. Tabrizi, R., Tamtaji, O.R., Mirhosseini, N. et al. (2020). The effects of quercetin supplementation on lipid profiles and inflammatory markers among patients with metabolic syndrome and related disorders: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Critical Review in Food Science and Nutrition ↩︎
  8. Dehghani, F., Sezavar, Seyedi Jandaghi, S.H., Janani, L. (2021). Effects of quercetin supplementation on inflammatory factors and quality of life in post-myocardial infarction patients: A double blind, placebo-controlled, randomized clinical trial. Phytotherapy Research. ↩︎
  9. Mlcek, J.; Jurikova, T.; Skrovankova, S. et al. (2016). Quercetin and Its Anti-Allergic Immune Response. Molecules. ↩︎
  10. Mount Sinai. Quercetin. (aufgerufen am 8.11.2023) ↩︎
  11. Andres, S., Pevny, S., Ziegenhagen, R. et al. (2018). Safety Aspects of the Use of Quercetin as a Dietary Supplement. Molecular Research. ↩︎
  12. WebMD. Quercetin - Uses, Side Effects, and More. (aufgerufen am 8.11.2023) ↩︎
  13. Petschnegg, L. Quercetin bei Erkältung. Zentrum der Gesundheit. (aufgerufen am 8.11.2023) ↩︎
  14. Bao, T. Foods High in Quercetin. BioHackersLab. (aufgerufen am 8.11.2023) ↩︎
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