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Chinesisches „Wundermittel“?

Die Wirkung von Pu-Erh-Tee – und was ihn so kostbar macht

Pu-Erh-Tee: Wirkung
Pu-Erh-Tee kann je nach Herstellungsverfahren und Alter ähnlich hohe Preise erzielen wie hochkarätiger Wein Foto: Getty Images
Friederike Ostermeyer
Freie Autorin

13. September 2021, 18:11 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Pu-Erh-Tee wird in China seit mehr als 1700 Jahren in einem komplizierten Verfahren hergestellt. In der traditionellen Medizin werden dem kostbaren Getränk zahlreiche positive Eigenschaften zugeschrieben. Welche das sind und worauf man beim Kauf achten sollte.

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Pu-Erh-Tee ist in vielerlei Hinsicht einzigartig: Im Vergleich zu anderen Teesorten ist seine Herstellung aufgrund des Fermentationsprozesses langwierig, und auch sein Geschmack hebt sich ab. FITBOOK erklärt, was den Pu-Erh-Tee so besonders macht – und welche Wirkung im zugeschrieben wird.

Pu-Erh-Tee: Herstellung und Sorten

Pu-Erh-Tee wird aus der gleichen Pflanze der Assam-Variante hergestellt, aus der auch Schwarztee oder Grüntee gewonnen wird. Was diesen Tee allerdings so einzigartig macht, ist das aufwendige, mitunter sehr langwierige Herstellungsverfahren. Hierzu werden die Blätter zunächst gewelkt, gedämpft, getrocknet und in Fladen, Kügelchen oder Ziegel gepresst. Anschließend wird der Rohtee unter kontrollierten Bedingungen fermentiert. Dabei spielen bestimmte Mikroorganismen und Pilze eine wichtige Rolle, die dabei Kohlenhydrate und Aminosäuren verstoffwechseln. Bei den modernen Verfahren nimmt dieser Prozess nur noch 48 Tage in Anspruch. Die Reife geht, genau wie bei einem kostbaren Wein, auch nach dem Verpacken immer weiter. Tee-Kenner wissen, dass ein guter Pu-Erh-Tee mindestens fünf Jahre alt sein sollte. Die bei der Fermentierung aktiven Mikroorganismen sorgen für die rotbraune Farbe und den typischen bittersüßen, erdigen Geschmack.

Sorten, die mehrere Jahrzehnte alt sind und noch nicht aus der industrialisierten Massenproduktion stammen, können mehrere Hunderttausende Euro wert sein. Pu-Erh-Tee ist also nicht nur irgendein Heißgetränk: Dahinter steckt eine uralte Kultur, verbunden mit ebenso reich überliefertem Wissen, eingebunden in heilige Zeremonien und Rituale. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) gilt Pu-Erh-Tee als Heilmittel. Was genau dahintersteckt – damit beschäftigt sich die Wissenschaft erst seit Kurzem.

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Pu-Erh-Tee
Eine Scheibe Pu-Erh-Tee (auch Teekuchen genannt) ist meist zwischen 200 Gramm und 5 Kilo schwer. Wer gute Qualität möchte, muss mit mindestens 20 Euro pro 100 Gramm rechnen Foto: Getty Images

Welche Wirkung soll Pu-Erh-Tee haben?

Viele Pu-Erh-Tee-Anhänger beschreiben ihn als appetithemmend, deshalb gilt er in manchen Kreisen als der ideale Abnehm-Tee. Durch das anregende Theobromin, beziehungsweise Koffein, wirkt er zudem stimulierend. Auch wird dem Tee ein positiver Einfluss auf die Verdauung nachgesagt, er soll Gicht- und Nierenkrankheiten vorbeugen, regulierend auf den Blutzuckerspiegel wirken, entschlacken und sogar Krebszellen abtöten. Da Pu-Erh-Tee in der Regel in einer traditionellen Tee-Zeremonie genossen wird, in der Achtsamkeit und das Sich-Zeit-Nehmen eine große Rolle spielen, steigert er zudem das Wohlbefinden und fördert soziale Kontakte.

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Ist die Wirksamkeit bestätigt?

Bis jetzt ist der aktuelle Forschungsstand, was die gesundheitliche Wirkung betrifft, noch wenig aussagekräftig oder sehr dünn. Versuche, in denen Ratten und Mäusen Puh-Erh-Teeextrate verabreicht wurden, ergaben zumindest, dass die Tiere nicht nur Körperfett verloren, auch wurden niedrigere LDL-Cholesterin-Werte nachgewiesen.1 Andere Tierversuche zeigten, dass der fermentierte Tee tatsächlich das Wachstum von Tumorzellen hemmt.2 Was diese vielversprechenden Ergebnisse für den Menschen bedeuteten, ist unklar. Puh-Erh-Tee-Fans bestätigen jedoch, was keiner wissenschaftlichen Untersuchung bedarf: dass ein Tässchen dieses Tees einfach gut tut und den Alltagsstress zumindest für einige Minuten ausblendet. Davon, dass die im Tee enthaltende Mikroorganismen den menschlichen Organismus in irgendeiner Weise positiv beeinflussen, ist also auszugehen. Wie genau, wird sich vermutlich in den kommenden Jahren zeigen. Die jahrhundertealten Erfahrungen aus der TCM geben zumindest Hinweise.

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Wie viel Koffein steckt in Pu-Erh-Tee?

Je nach Herstellungsverfahren und Reife können Pu-Erh-Tees einen unterschiedlichen Gehalt an Koffein haben, der sogar an den von Schwarzem Tee reichen kann. Je reifer der Tee, desto mehr Koffein enthält. Tendenziell ist jedoch weniger enthalten als in Schwarzem Tee. In einer Studie, die sieben verschiedene Sorten untersuchte, betrug der durchschnittliche Koffeingehalt 37,1 Milligramm pro Tasse.3

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Die richtige Zubereitung

Da Pu-Erh-Tee durch das Fermentierungsverfahren oft bereits sehr alt ist, wird er vor dem ersten Trinken traditionell gewaschen. Dabei wird ein Teelöffel Teeblätter pro Tasse mit nicht ganz kochendem Wasser (95 Grad) aufgebrüht und nach wenigen Sekunden wieder abgegossen. Ab dem zweiten Aufguss kann der Tee schließlich getrunken werden. Bis zu vier weitere Aufgüsse werden in der Regel mit einer Portion Teeblätter gemacht, wobei sich Geschmack und Farbe mit jeder neuen Runde verändern. Wichtig ist es, sich dabei Zeit für sich und den Tee-Moment zu nehmen. Nicht lesen, kein Fernsehen – erst recht haben Smartphones nichts bei einer Pu-Erh-Tee-Zeremonie zu suchen. Und: nicht zu spät abends trinken, da sonst das Einschlafen schwerfällt.

Wie schmeckt Pu-Erh-Tee?

Pu-Erh-Tee ist sicherlich nichts für jeden. Die Beschreibung des Geschmacks in verschiedenen Teeforen reicht von erdig und holzig bis hin zu bitter mit süßlichem Nachgeschmack. Einig ist man sich bei einer Sache: Pu-Erh-Tee schmeckt intensiv. Aufgepasst: Die Lagerung, das Alter und die Anzahl der Aufgüsse beeinflusst den Geschmack.

Worauf sollte man beim Kauf achten?

Es ist wie beim Champagner: Pu-Erh-Tee ist nur echt, wenn er in der chinesischen Provinz Yunann angebaut und hergestellt wurde. Die steigende Nachfrage hat zu vielen Fälschungen geführt, weshalb die meisten Betriebe ihren Tee heute mit speziellen Sicherheitsetiketten versehen. Da in China andere Vorgaben als in Europa herrschen, sind viele Sorten stark mit Pestiziden belastet. So ist es ratsam, seinen ersten Pu-Erh-Tee in einem renommierten Fachgeschäft zu kaufen, wo die Verkäufer gut über Qualität und Herkunft Bescheid wissen.

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Quellen

Themen Tee Teesorten
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