19. Januar 2024, 11:17 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Frauen, die bei ihrer Ernährung auf eine hohe Proteinzufuhr achten, bleiben länger gesund – so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Doch ganz so einfach ist es nicht: Offenbar gibt es bei der Art und Zusammenstellung von Proteinquellen etwas Wichtiges zu beachten. FITBOOK geht genauer drauf ein.
Proteine sind unter anderem wichtig für die Funktion der Muskeln, zu denen bekanntlich auch das Herz zählt. Es leuchtet daher schnell ein, dass sich eine proteinreiche Ernährung im Sinne der körperlichen Gesundheit auch langfristig auszahlen kann. Forscher des Bostoner Tufts Medical Center haben sich nun speziell mit dem Einfluss von Proteinen auf den Gesundheitszustand von Frauen auseinandergesetzt – mit offenbar eindrücklichen Ergebnissen.
Übersicht
Proteinreiche Ernährung hält Frauen länger gesund, zeigt Studie
Eine proteinreiche Ernährung in der Lebensmitte kann maßgeblich dazu beitragen, dass Frauen bis ins höhere Erwachsenenalter gesund bleiben. So ist es in der Schlussfolgerung der kürzlich erschienen Studie nachzulesen.1 Demnach entwickeln diese Frauen seltener schwere Krankheiten wie z. B. Krebs und Typ-2-Diabetes und behalten auch ihre kognitiven Fähigkeiten länger bei.
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Details zur Untersuchung
Das Team um Studienleiter Andres Ardisson Korat hat mit Daten aus der Nurses‘ Health Study gearbeitet. Darin sind zahlreiche Studien gesammelt, in denen die Verteilung und Häufigkeit verschiedener Krankheiten sowie in diesem Zusammenhang der Einfluss von (Lebensstil-)Faktoren – zum Beispiel der Ernährung – untersucht wurden. Bei den Probanden handelt es sich um Frauen, die zwischen 1984 und 2016 Berufen im US-amerikanischen Gesundheitswesen nachgingen. Die berücksichtigten 48.000 Probandinnen waren zu Beginn der Datenerhebung zwischen 38 und 59 Jahre alt und körperlich sowie seelisch gesund.
Die Forscher verwendeten für ihre Auswertung unter anderem Angaben der Probandinnen zu deren Ernährungsgewohnheiten. Daraus, wie häufig und in welchen Mengen sie demnach z. B. bestimmtes Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreideprodukte zu sich nahmen, errechneten Korat und sein Team eine durchschnittliche Proteinzufuhr. Hierfür nutzten sie die Harvard University Food Composition Database, welche detaillierte Informationen zur Zusammensetzung und zum Nährstoffgehalt von Lebensmitteln enthält.
Die Probandendaten wurden aufgeteilt: in Frauen, die bis zum Abschluss der Erhebung gesund geblieben sind, und solche, bei denen zwischenzeitlich chronische Krankheiten festgestellt wurden bzw. ein Nachlassen der Gedächtnis- und Wahrnehmungsfähigkeit. Daraufhin verglichen die Forscher deren jeweilige Ernährungen.
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Gewichtung der Proteinquellen scheint entscheidend
Bei den Probandinnen, die im Untersuchungszeitraum verhältnismäßig hohe Mengen an pflanzlichen Proteinen zu sich genommen hatten, waren der Auswertung zufolge die Chancen auf ein langes, gesundes Leben am höchsten. Daneben hatten auch die Frauen, die häufig auf tierisches Eiweiß zurückgriffen, immer noch recht gute Gesundheitsprognosen. Ihr Erkrankungsrisiko lag jedoch verglichen mit den pflanzlich betonten Esserinnen um rund 6 Prozent höher.
Die Quelle des zugeführten Proteins scheint entsprechend von Bedeutung zu sein, erklärt Hauptautor Korat in einer Pressemitteilung.2 Am meisten trage es demnach zu einer guten Gesundheit und hohen Lebenserwartung bei, wenn man den Großteil des zugeführten Proteins aus pflanzlichen Quellen bezieht und diese gelegentlich um kleinere Mengen tierisches Eiweiß zu ergänzt.
Einschränkung der Studie
Die Untersuchung stützt sich auf Aussagen der Probandinnen zu ihren Ernährungsgewohnheiten. Diese lassen sich im Nachhinein nicht überprüfen – ein generelles Problem von Studien, in denen die Auswirkungen der Ernährung auf den Körper untersucht werden sollen. Darüber hat FITBOOK bereits zu einem früheren Zeitpunkt mit dem Ernährungswissenschaftler Uwe Knop gesprochen. Seiner Überzeugung nach sind „Menschen gerade in diesem Bereich nicht immer ehrlich“. Den ganzen Beitrag lesen Sie hier.
Doch selbst wenn ihre Angaben stimmten. Die Forscher verwendeten ein Instrument aus dem Jahr 1984, um den Proteingehalt der aufgeführten Lebensmittel – von Gemüse und Obst bis hin zu Nudeln und Pizza – zu errechnen. Vor dem heutigen wissenschaftlichen Stand könnten die ermittelten Werte längst überholt sein.
Zuletzt sind auch zahlreiche Teilnehmerinnen der Nurses‘ Health Study von der Analyse ausgeschlossen worden. Hierzu zählten nicht nur Frauen, die zu Erhebungsbeginn bereits an einer der untersuchten Krankheit litten und/oder das 59. Lebensjahr bereits überschritten hatten. Der Studiendokumentation zufolge konnten weiterhin Probandinnen nicht berücksichtigt werden, die in den Fragebögen zu viele verschiedene Lebensmittel angegeben hatten, und ebenso solche, die täglich bestimmte, durch die Forscher definierte Kaloriengrenzen über- oder unterschritten.
Eine allgemeingültige Interpretation der Ergebnisse ist aufgrund dieser und weiterer Einschränkungen der Studie nicht möglich.