24. November 2021, 17:27 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wenn Prominente mit Vorbildfunktion ihre eigenen Produkte bewerben, sollte man genau hinschauen. Die Fitness- und Food-Influencerin Pamela Reif macht auch Geld mit selbst kreierten Lebensmitteln. Wir wollten wissen: Ist „Naturally Pam Chocolate“ gesünder als eine vergleichbare Schokolade? Ein Ernährungswissenschaftler gibt seine Einschätzung.
Seit Jahren ist Pamela Reif in sozialen Medien als Fitness- und Ernährungsexpertin unterwegs. Man verbindet mit der 25-Jährigen nicht nur ein attraktives Aussehen und Kompetenz, sondern auch einen gesunden Lifestyle. Nun geht die Influencerin einen Schritt weiter auf ihrer Erfolgsleiter: Unter dem Label „Naturally Pam“ bietet sie Lebensmittel an, die nach ihrer Ernährungsphilosophie entwickelt wurden. Hat sie damit etwas geschafft, was andere nicht konnten? Und ist insbesondere Pamela Reifs Schokolade gesünder und besser als andere? Wir haben die Zutaten und Nährwerte analysiert, sie mit einer anderen Schokolade verglichen und dazu einen Ernährungswissenschaftler befragt.
Übersicht
Was ist in „Naturally Pam Chocolate“ drin?
„Meine Rezepte haben sich schon immer durch äußerst simple und natürliche Zutatenlisten ausgezeichnet“, erklärt Pamela Reif auf der Produktseite ihrer Lebensmittel. Diese Ernährungsphilosophie bezeichnet sie oft als „clean“, zu Deutsch „rein“. Das trifft auch auf ihre Schokoladenkreation zu. Und tatsächlich: Laut Zutatenlisten enthält die „Naturally Pam Chocolate“ nur drei Zutaten:
- Kakaomasse
- Kakaobutter
- Kokosblütenzucker
Das klingt schon mal gut. Der Kakao-Gehalt liegt bei relativ hohen 70 Prozent, der Zuckergehalt bei 29 Prozent.
Ist Kokosblütenzucker gesünder?
Bei den Zutaten wird insbesondere der Kokosblütenzucker hervorgehoben, der bei der „Naturally Pam Chocolate“ zum Süßen verwendet wird. Bei der Produktbeschreibung wird der Eindruck erweckt, dass dieser Zucker besser sei als weißer Haushaltszucker. Denn weißer Haushaltszucker habe „sehr viele Kalorien, aber aufgrund der starken Verarbeitung keine Nährstoffe mehr“. Zudem sei der glykämische Index (GI) beim Kokosblütenzucker besser, wodurch er weniger stark den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt.
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Das sagt der Experte
Wir wollten es genau wissen und haben den Studienarzt und Experten für Stoffwechsel Dr. med. Stefan Kabisch von der Charité in Berlin befragt: „Kokosblütenzucker besteht fast ausschließlich aus Saccharose, also klassischem Haushaltszucker. Die darin enthaltenen Spuren an Mineralien und Vitaminen sind irrelevant. Gesundheitlich ist dieser Zucker so wie Haushaltszucker zu bewerten. Gleiches gilt für Rohrzucker“, so die ernüchternde Bilanz des Stoffwechselmediziners. Beim glykämischen Index (je niedriger, desto besser) ist der Unterschied gering. Auf einer Skala von 1 bis 100 hat der Kokosblütenzucker einen GI von 54, weißer Zucker dagegen einen GI von 65.
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Laut Dr. Kabisch sind andere vermeintlich gesunde Zuckervarianten wie Honig, Agavendicksaft und Co. nicht wirklich gesünder. Denn auch diese bestehen überwiegend aus Saccharose, manche auch aus größeren Anteilen Fruktose. „Im Übermaß sind auch diese Süßungsmittel langfristig bedenklich“, sagt Kabisch. Übrigens: Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, täglich nicht mehr als 50 Gramm (noch besser 25 Gramm) freien Zucker zu konsumieren. „Freier Zucker ist jeder Zucker, der nicht in Obst oder Gemüse steckt, sondern künstlich zugesetzt oder durch Verarbeitungsschritte, zum Beispiel beim Auspressen von Obstsaft, freigesetzt wurde“, erklärt Dr. Kabisch. Mit einer 85-Gramm-Tafel der „Naturally Pam Chocolate“ nimmt man 22,2 Gramm freien Zucker zu sich.
Gibt es bessere Alternativen zu Zucker?
„Die beste Alternative zu Zucker ist weniger Zucker. Das gilt auch für Schokolade“, lautet das Fazit von Dr. Kabisch. Stark kakaohaltige Schokolade enthalte weniger Zucker, dafür aber mehr Polyphenole und andere vermutlich gesundheitsförderliche Substanzen, ergänzt der Experte. Zudem limitiere der bittere Geschmack den Konsum, denn mehr als ein paar Stücke wird man nicht auf einmal verzehren können.
„Naturally Pam Chocolate“ im Vergleich
Da es die „Naturally Pam Chocolate“ auch beim Drogerie-Riesen „dm“ zu kaufen gibt, haben wir Pamela Reifs Schokolade mit einem ähnlichen Produkt aus dem Sortiment der Drogerie-Kette verglichen. Schneidet die Influencerinnen-Schokolade besser ab als die „share Schokolade, Edelbitter 78% Peru“?
„Naturally Pam Chocolate“ | „share Schokolade Edelbitter 78% Peru“ | |
---|---|---|
Kakao-Gehalt | 70 % | 78 % |
Zutaten | Kakaomasse, Kakaobutter, Kokosblütenzucker | Kakaomasse, Rohrzucker, Kakaobutter, Bourbon-Vanilleextrakt |
Vegan | ja | ja |
Fairtrade | nur Kakao | alle Zutaten |
Bio-Siegel | ja | ja |
Brennwert (alle Nährwerte pro 100 Gramm) | 623 kcal / 2.609 kJ | 577 kcal / 2.391 kJ |
Fett | 51,8 g | 46 g |
davon gesättigte Fettsäuren | 32,9 g | 29 g |
Kohlenhydrate | 30,3 g | 25 g |
davon Zucker | 26,1 g | 20 g |
Eiweiß | 6 g | 10 g |
Salz | 0,12 g | 0,03 g |
Preis pro Tafel | 2,75 (85 Gramm) | 1,95 Euro (100 Gramm) |
Preis pro 100 Gramm | 3,24 Euro | 1,95 Euro |
Wenn man sich die Tabelle anschaut, fällt auf, dass die „share Schokolade, Edelbitter 78% Peru“ lediglich eine Zutat mehr aufweist: Bourbon-Vanilleextrakt. Sie enthält acht Prozent mehr Kakao sowie Rohrzucker anstatt Kokosblütenzucker. Die Zusammensetzung macht sich positiv bemerkbar, denn die „share Schokolade“ hat weniger Kalorien, weniger Fett, weniger Zucker, dafür aber mehr Eiweiß als die „Naturally Pam Chocolate“. Zudem ist sie deutlich günstiger als die Schokolade der Influencerin.
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Fazit
Prinzipiell ist der Ansatz von Pamela Reif gut. In ihrer „Naturally Pam Chocolate“ werden nur drei Zutaten verwendet. Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass der von ihr bevorzugte Kokosblütenzucker besser und gesünder ist als Rohrzucker oder weißer Zucker in anderen Schokoladen. Zudem zeigt unser Schokoladen-Vergleich, dass es ähnliche Produkte gibt, die weniger Kalorien, weniger Zucker und weniger Fett, dafür aber mehr Eiweiß zu einem deutlich günstigeren Preis enthalten. Damit ist klar: Pamela Reifs Schokolade ist nicht gesünder als ein vergleichbares Produkt.