24. Oktober 2024, 13:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Rosinen gelten als nahrhafte Trockenfrüchte, die reich an Vitaminen und Mineralstoffen sind. Und wer Bio-Rosinen kauft, erwartet ein Produkt frei von Spritzmitteln und ihren Rückständen. Doch die neusten Ergebnisse von „Ökotest“ dürften für Ärger bei Verbrauchern sorgen. Denn von 24 getesteten Produkten bestanden lediglich 5.
Der Begriff „Rosinen“ umfasst sämtliche getrockneten Weintrauben, unabhängig von der Sorte. Unter den getesteten Produkten sind auch Sultaninen, die aus der kernlosen Sultana-Traube hergestellt werden. Die Zeitschrift „Ökotest“ hat in ihrer November-Ausgabe (11/24) 24 Rosinen im Labor auf Schadstoffe überprüft – mit teils besorgniserregenden Befunden. Die Untersuchung legt offen, dass zahlreiche Produkte mit Schimmelpilzgiften, Keimen, Pestiziden oder deren Rückständen belastet sind, berichtet die dpa. In einem Bio-Produkt fanden die Tester sogar mehrere besonders bedenkliche Pestizide und warnen: „Rosinen können echte Pestizid-Schleudern sein.“
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Übersicht
Verbotene und bedenkliche Stoffe in den Rosinen entdeckt
Zu den nachgewiesenen Pestiziden gehört Cyhalothrin, ein Insektizid, das laut dem Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN) als besonders gefährlich eingestuft wird, da es für Bienen giftig ist. Weiterhin stoßen die Tester auf Chlorpyrifos, ein Pestizid, dessen Verwendung in der EU seit 2020 verboten ist. Denn Chlorpyrifos steht im Verdacht, bei Kindern das Erbgut und die Nerven zu schädigen. Zwei weitere verbotene Spritzmittel, die teils in den Rosinen enthalten waren, sind Dimethomorph und Fenamiphos. Bei Ersterem gibt es die Vermutung, dass es die menschliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann. Zweiteres ist laut PAN hoch bienengiftig. Dennoch ergab die Analyse, dass ein Produkt dieses Pestizid in Mengen oberhalb des gesetzlichen Grenzwertes enthielt.1
Test verursacht Rückruf eines Produkts
Weiterhin wies das Labor das Schimmelpilzgift Ochratoxin A in Bio-Sultaninen nach, das in Tierversuchen als krebserregend gilt und potenziell das Erbgut schädigen kann. Auch hier überschritt das Produkt den gesetzlich festgelegten Grenzwert. Nach Angaben von „Ökotest“ hat der Anbieter des betroffenen Produkts bereits einen Rückruf auf Einzelhandelsebene veranlasst. Auch zwei weitere Hersteller hätten als Reaktion auf den Test ihre Produkte aus dem Handel genommen.
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Wie gelangen Pestizide in die Rosinen?
Teilweise fand das Labor Spuren von über 20 Pestiziden in den Produkten. Die Gründe hierfür können vielfältig sein. So können Hersteller zum Beispiel mehrere Wirkstoffe verwenden, die das Produkt vor unterschiedlichen Krankheiten, Pilzen und Insekten schützen sollen. Teils wenden sie dafür Kombinationspräparate an. Um Resistenzen bei Schaderregern vorzubeugen, wird auch zwischen verschiedenen Wirkstoffen hin und her gewechselt. Weiterhin weist „Ökotest“ auf einen Bericht des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hin, in dem es heißt: „Darüber hinaus kann auch eine nicht ausreichende Umsetzung der guten landwirtschaftlichen Praxis bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln nicht immer ausgeschlossen werden.“2 Einfacher gesagt: Erlaubte Pflanzenschutzmittel können falsch angewendet werden.
Genauso sind Lagerung und Transport mögliche Eintragungswege. Hierbei werden Pestizidrückstände von kontaminierten Behältern oder Förderbändern auf die Produkte übertragen. Es ist auch möglich, dass Rückstände von vorherigen Anwendungen oder von angrenzenden Feldern stammen.
In Maßen sind Rosinen durchaus empfehlenswert
„Zugegeben: Die Testergebnisse machen nicht unbedingt Appetit auf Rosinen. Aber die kleinen getrockneten Trauben können auch förderlich für die Gesundheit sein – zumindest, wenn man zu pestizidfreien Marken greift. Rosinen verleihen dem morgendlichen Müsli oder Joghurt nicht nur eine natürliche Süße, sondern liefern auch verdauungsfördernde Ballaststoffe. Daneben stecken auch Eisen, Kalium und mehrere B-Vitamine, insbesondere B1, B3, B5 und B6 in den kleinen Früchten. Deshalb kann eine Portion frisches Obst am Tag kann durchaus durch Trockenfrüchte ersetzt werden. Aber aufgepasst: Aufgrund des höheren Zuckergehaltes beläuft sich eine Portion in diesem Fall auf lediglich 25 Gramm.“
Die 5 Produkte, die den „Ökotest“ bestanden haben
Erfreulicherweise gab es auch positive Testergebnisse. Immerhin 5 der getesteten Rosinen enthielten keinerlei Pestizidrückstände. Dabei stammen drei der pestizidfreien Produkte aus dem Bio-Segment und bekamen die Note „sehr gut“ verliehen. Dabei handelt es sich um:
- „Edeka Bio Sultaninen“
- „Ener Bio Rosinen“ (Rossmann)
- „Rapunzel Sultaninen“
Nur eine Nicht-Bio-Marke, die „Ardilla Sultaninen“ von Norma, war frei von Pestiziden und erhielt ebenfalls die Bestnote „sehr gut“. Mit einem Preis von 0,99 Euro pro 250 Gramm gehört dieses Produkt zudem zu den preisgünstigsten im Test. Das fünfte Produkt wird nur in der kostenpflichtigen Berichterstattung genannt.
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Fazit
Es ist durchaus möglich, Rosinen ohne Pestizidrückstände herzustellen, so „Ökotest“. Während einige Marken mit besorgniserregenden Schadstoffen belastet sind, gibt es solche, die zeigen, dass eine pestizidfreie Produktion machbar ist. Dabei finden Verbraucher, die auf Rückstände verzichten möchten, sowohl im Bio- als auch im Nicht-Bio-Segment geeignete Produkte.
Mit Material von dpa