26. November 2022, 8:35 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Sollte man Obst und Gemüse überhaupt schälen? Bis auf wenige Ausnahmen bloß nicht, sagt eine britische Ernährungswissenschaftlerin. Wer Schalen wegschmeißt, wirft wichtige Nährstoffe fort. Und um Pestizide muss man auch sich auch keine Sorgen machen – wenn man es richtig handhabt.
Möhren, Gurken, Kartoffeln, Äpfel – bei vielen Menschen kommt Obst und Gemüse nur geschält auf den Teller. Weil es besser schmeckt oder einem hygienischer vorkommt. Außerdem sind Schalen aufgrund ihrer härteren, pelzigen oder spröden Textur nicht jedermanns Sache. Doch was die Nährstoffe betrifft, steckt der allergrößte Teil direkt unter der Schale, sagt die britische Ernährungswissenschaftlerin Dr. Kirsty Hunter – und erklärt auch, warum.1
Übersicht
So viel mehr Nährstoffe stecken in einem ungeschälten Apfel
Eine Analyse des US-Landwirschaftsministeriums zeigte, dass ein ungeschälter Apfel
- 15 Prozent mehr Vitamin C
- 267 Prozent mehr Vitamin K
- 20 Prozent mehr Kalzium
- 19 Prozent mehr Kalium
- und 85 Prozent mehr Ballaststoffe
enthält als das geschälte Äquivalent.2 Und was darin noch nicht berücksichtigt wurde, sind die vielen biologisch aktiven sekundären Pflanzenfarbstoffe wie Flavonoide und Polyphenole, die antioxidative, krebshemmende und antimikrobielle Eigenschaften haben. „Ähnliches gilt für die die sieben Wurzelgemüse-Sorten Rote Bete, Ackersenf, Wilde Möhre, Süßkartoffel, Rettich, Ingwer und Kartoffel“, schreibt die Ernährungsexpertin. „Unter ihren Schalen stecken beachtliche Mengen an Vitamin C, Eisen, Zink und Riboflavin.“ Wer Obst und Gemüse schält, entledigt sich so gut wie aller ihrer gesunden Superkräfte, einschließlich ihrer „Anti-Aging-Eigenschaften.“
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Wenige Ausnahmen – dieses Obst und Gemüse sollten sie schälen
Man kann überraschend viele Obst- und Gemüseschalen bedenkenlos mitessen, darunter sogar Kiwi oder Kürbis. Wo das Schälmesser eingesetzt werden sollte, sind laut Jäger Bananen, Orangen, Melonen, Ananas, Mangos, Avocados, Zwiebeln und Knoblauch. Allerdings gib es auch interessante Rezepte mit Wassermelonen- oder Bananenschschalen, diese sind dann aber eher als experimentelle Delikatesse anzusehen. Giftig oder ungenießbar sind sie also keinesfalls (FITBOOK berichtete).
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Keine Sorge vor Pestizidrückständen
Manche Menschen schälen Obst und Gemüse, weil sie sich Sorgen über Pestizidrückstände auf der Oberfläche machen. „Die meisten dieser Rückstände können durch Waschen entfernt werden“, versichert die Expertin. Am besten jedes einzelne Stück gründlich unter reichlich kaltem Wasser mit einer harten Bürste abschrubben. So werden Chemikalien und Schmutz gründlich entfernt. Wer zu Obst und Gemüse aus biologischem Anbau greift, ist sowieso auf der sicheren Seite. Übrigens: Es gibt offizielle Listen mit Obst- und Gemüsesorten, die besonders stark oder überraschend wenig mit Pestiziden belastet sind (FITBOOK berichtete). Diese bieten eine hilfreiche Orientierung bei der Wahl, wo es besser ist, Bioprodukte zu kaufen und wo die preiswertere Ware aus konventionellen Anbau absolut unbedenklich ist. Das hilft, Geld zu sparen.
Positiver Nebeneffekt: Weniger Lebensmittelverschwendung
Nach Angaben der „Food and Agriculture Organization of the United Nations“ verursachen weggeschmissene Lebensmittel, einschließlich Schalen, acht bis 10 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen.3 Allein Neuseeland meldet eine jährliche Verschwendung von 13.658 Tonnen Gemüseschalen und 986 Tonnen Obstschalen – ein Land mit nur 5,1 Millionen Einwohnern. Fazit: Nicht schälen verursacht weniger Müll, bietet eine bessere Nährstoffversorgung und trägt somit zum Risikominimierung für chronische Krankheiten, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes bei.
Haben Sie eine Frage aus dem Bereich Fitness oder Ernährung? Schicken Sie uns diese gerne zu – per Mail an info@fitbook.de. Wir wählen die interessantesten Fragen aus und beantworten sie mit Unterstützung unseres Experten-Teams und der aktuellen Studienlage. Wir sind gespannt!
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Quellen
- 1. Hunter, K. Fruit and veg: is it better to peel them? The Conversation. (aufgerufen am 22.11. 2022)
- 2. Khattak, K.F., Rahman , P.U. (2017). Analysis of vegetable’s peels as a natural source of vitamins and minerals. International Food Research Journal
- 3. Food and Agriculture Organization of the United Nations. Tackling food loss and waste: A triple win opportunity (aufgerufen am 22.11. 2022)