3. Juni 2022, 15:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Frühstücken vor dem Sport, ja oder nein? Zu dieser Frage haben Forscher untersucht, wie sich Kohlenhydrate vor dem Training auf den Zuckerstoffwechsel während und auch nach dem Sport auswirkt. FITBOOK erklärt Ihnen, was das in der Praxis für Sie bedeutet.
Viele Menschen, die abnehmen wollen, schwören auf Nüchterntraining. Die Universität im britischen Bath hat allerdings in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus Birmingham, Newcastle und Stirling herausgefunden, dass „Frühstücken dazu beiträgt, nach dem Workout aufgenommene Kohlenhydrate schneller zu verwerten und zu verbrennen“.
So lief die Studie ab
So hat Studienleiter Dr. Javier Gonzalez die Haupterkenntnisse seiner neuen Studie erklärt, die im Fachblatt „American Journal of Physiology-Endocrinology and Metabolism“ veröffentlicht wurde.1 Die Studie aus England sei die erste gewesen, die sich darauf konzentriert hatte, wie sich die Nahrungsaufnahme vor dem Sport auf die Metabolisierung (Verstoffwechselung) von Kohlenhydraten in Folgemahlzeiten auswirkt. Zwölf männliche Erwachsene haben daran teilgenommen. Die Forscher maßen deren Werte für Blutzucker und Muskelglykogen (ein Vielfachzucker, der in den Zellen als Energiereserve gespeichert wird) nach einem Training, dem ein Frühstück vorausgegangen war.
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Das Ergebnis: Die Probanden, die vor dem Sport Kohlenhydrate aßen, verbrauchten diese auch gleich wieder beim Sport, was unter anderem zu einer verbesserten Leistung auf dem Fahrrad-Ergometer führte. Spannend ist auch die Erkenntnis, dass der Kohlenhydratstoffwechsel nach der Belastung weiterhin erhöht bleibt. So werden die später zugeführten Kohlenhydrate zum Teil in Form von Glykogen (Speicherform der Kohlenhydrate) gleich wieder in den Muskelzellen eingelagert, was wiederum bei der nächsten Trainingseinheit helfen kann.
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Nüchterntraining zum Abnehmen?
Laut Studie hat es also Vorteile, vor dem Sport Kohlenhydrate zu essen, weil diese beim Training zum Teil gleich wieder verbraucht werden. Möglicher Haken (der aber – siehe unten – keiner ist): Dadurch soll der Fettstoffwechsel unterdrückt werden.2 Aus diesem Grund, also um die Fettverbrennung angeblich zu maximieren, absolvieren viele ihre morgendliche Laufrunde auf nüchternen Magen und verzichten vor dem Sport auf Kohlenhydrate. Ob das tatsächlich Vorteile für die Gewichtsreduktion hat, haben wir vor einiger Zeit schon mal beleuchtet (hier geht’s zum Artikel). Für diese Studie haben wir extra noch einen anderen Experten konsultiert, Diplom-Ökotrophologe Uwe Knop:
„Ob man vor dem Sport frühstückt, ist isoliert betrachtet völlig egal“, weiß Knop. Relevant für eine Gewichtsreduktion sei stets die negative Energiebilanz. Jemand, der über mehrere Wochen oder Monate deutlich weniger Kalorien aufnimmt, als sein Körper verbraucht – der nimmt auch ab, versichert Knop. Denn: Es zählt nicht die Fettverbrennung während des Sports, sondern vielmehr, wie viel Fett man über einen längeren Zeitraum verbraucht. Und dieser Effekt gleicht sich über den Tag gesehen aus.
Diese These wird auch durch die Ergebnisse einer anderen Studie gestützt, die direkt untersucht hat, ob Nüchterntraining Vorteile beim Abnehmen hat. Fazit der Forscher: Solange die Probanden die gleiche Menge an Kalorien verzehrten, gab es auch keine Unterschiede bei der Fettreduktion!
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Unklar ist, inwieweit sich die Ergebnisse auf Übergewichtige übertragen lassen. In Folgestudien soll daher geklärt werden, was Übergewichtige vor dem Training zu sich nehmen sollten, damit sich gesundheitliche Risiken (zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ 2) reduzieren lassen.
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Fazit: Nicht zu wörtlich nehmen, bitte!
Die britische Studie legt nahe, dass ein kohlenhydratreiches Frühstück den Zuckerstoffwechsel ankurbelt und Kohlenhydrate in Form von Glykogen in den Muskelzellen eingelagert werden. Das würde sich positiv auf die sportliche Leistungsfähigkeit auswirken. Gleichzeitig ist die Frage „Nüchterntraining, ja oder nein?“ nur von sekundärer Bedeutung, wenn man Kilos verlieren will. Denn: Um erfolgreich abzunehmen, ist einzig und allein das Erreichen einer negativen Kalorienbilanz wichtig. Heißt: Man muss einfach weniger Kalorien essen, als man verbraucht. Ob nun mit oder ohne Frühstück vor dem Training.
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Quellen
- 1. Edinburgh, R.M., Hengist, A., Smith, H.A. et al. (2018). Preexercise breakfast ingestion versus extended overnight fasting increases postprandial glucose flux after exercise in healthy men. American Journal of Physiology-Endocrinology and Metabolism.
- 2. Horowitz, J.F., Mora-Rodriguez, R., Byerley, L.O., Coyle, E.F. (1997). Lipolytic suppression following carbohydrate ingestion limits fat oxidation during exercise. Am J Physiol.