14. Mai 2024, 17:57 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Bei „Die Höhle der Löwen“ wurde gestern wieder ein Produkt aus der Superfood-Fraktion vorgestellt: „Nature Pandan“ enthält das Pulver der Pandan-Palmenblätter, die in der asiatischen Küche schon lange Fuß gefasst haben. Gründerin Anne Rich aus Dresden stellt daraus unter anderem einen Sirup her zum Süßen, Würzen und Färben von Getränken. Und verspricht positive Effekte für die Gesundheit. Ernährungsexperten winken ab.
Über ihr indonesisches Au-pair-Mädchen Putri ist Anne Rich (33) auf das Pandan-Gewürz gestoßen, das aus den Pandan-Palmenblättern gewonnen wird. Die Blätter duften nach Nuss und Vanille, daher auch grüne Vanille Asiens genannt. In Deutschland sind die Blätter der Pflanze Pandanus amaryllifolius (Pandanus werden auch Schraubenbäume oder Schraubenpalmen genannt) bisher noch sehr unbekannt – und da möchte die Gründerin mit ihren Produkten Pandan-Extrakt-Pulver und Pandan-Sirup-Extrakt ein Angebot schaffen. Fair enough! Die Frage, die FITBOOK jedoch interessiert: Sind von „Nature Pandan“ – und generell Produkten aus Pandan-Blättern – gesundheitsfördernde Effekte zu erwarten, die über den von Spinat oder einer Möhre hinausgehen? Oder handelt es sich lediglich um ein (hochverarbeitetes) Lifestyle-Produkt, das Getränke und Co. aromatisiert und hübsch grün färbt?
Übersicht
Was ist Pandan?
Pandan mag hier noch vielen unbekannt sein; in der asiatischen Küche sind die Blätter ewiger Bestandteil. Entsprechend verkaufen asiatische Lebensmittelgeschäfte die Blätter (bzw. Produkte daraus) schon länger in tiefgefrorener Form, getrocknet in Dosen oder auch als Pandan-Paste bzw. Pandan-Extrakt. Es handelt sich immer um Blätter des Schraubenbaums Pandanus amaryllifolius. Eine andere dieser mehr als 600 verschiedene Arten zählenden Pflanzengattung ist übrigens Pandanus candelabrum, die nur in diamant-haltiger Erde wächst, was besonders selten ist, weshalb dieses Gewächs als anspruchsvollste Pflanze der Welt gilt.
Zurück zu unserer essbaren Pandan-Pflanze, aus der Gründerin Anne Rich aus Dresden neben einem Extrakt-Pulver auch – und das ist das Neue an ihrem Produkt „Nature Pandan“ – ein Sirup-Extrakt herstellt zu Süßen, Würzen und Färben von Getränken, Desserts, Joghurt sowie Koch- und Backgerichten, welches sie bei „Die Höhle der Löwen“ präsentiert.
So tragen Antioxidantien zur Gesundheit bei – und hier sind sie reichlich enthalten
Erwähnt werden „entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften“ dank des enthaltenen Chlorophylls. So weit, so richtig: Der Farbstoff hat – wie jeder sekundäre Pflanzenstoff – antioxidative Eigenschaften. Studien belegen, dass Antioxidantien mit beitragen zur Herzgesundheit und zur Minderung des Risikos für Schlaganfälle sowie Krebserkrankungen beitragen können (FITBOOK berichtete).
Auf Chlorophyll als besonders gesundheitsfördernden Bestandteil zu verweisen, ist faktisch zwar richtig. Jedoch muss man den Blick einmal für das Ganze öffnen. Denn jede grüne Pflanze enthält den Farbstoff. Je (dunkel)grüner, desto mehr Chlorophyll.
Die Frage, ob Pandan-Blätter – bzw. Extrakte daraus – den Chrlorophyll-Gehalt heimischer Pflanzen wie Spinat, Grünkohl, Brennnessel oder Petersilie schlagen, ist aus Sicht des Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftlers Prof. PhDr. Sven-David Müller aber eh unerheblich: „Antioxidantien nehmen wir in Deutschland genug auf, weil wir so viel Kaffee trinken.“ Bestünde dennoch Bedarf an Antioxidantien, würden heimische Pflanzen diesen locker „regeln“. Für die Gesundheit ist es also vollkommen egal, ob wir unserem Körper Pandan zuführen – oder Spinat. Apropos: Wussten Sie, dass Spinat zu den gesündesten Lebensmitteln der Welt gehört? Nur Brunnenkresse, Chinakohl, Mangold und Rote-Bete-Blätter gelten als nährstoffreicher.
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Forschung zur gesundheitlichen Wirkung von Pandan sehr dünn
Was sagt die Forschung zu Pandan? In Internet findet man – neben dem Hinweis auf die antioxidative Wirkung Informationen wie diese: Pandan-Tee soll bei „Kopfweh und niedrigem Blutdruck“ helfen – Belege sind Fehlanzeige. Zur hilfreichen Kontrolle des Blutzuckerspiegels findet sich eine Mini-Studie mit 30 gesunden Teilnehmern, von denen die Hälfte heißen Tee aus Pandan-Blättern trank, nachdem sie einen Glukosetoleranztest absolviert hatten (der Rest der Gruppe trank im Anschluss heißes Wasser). Offenbar erholte sich der Blutzuckerspiegel schneller bei dem Teil der Gruppe, die Pandan-Tee getrunken hatte.1
Darüber hinaus? Sowohl Sven-David Müller als auch seinem Kollegen, dem Ernährungsexperten Uwe Knop, keine validen Hinweise auf eine potenzielle Wirkung auf die Gesundheit bekannt – „weder für die Blätter, noch das Gewürz noch irgendwelche Lebensmittel, die Pandan enthalten“, so Knop zu FITBOOK.
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Fazit zu „Nature Pandan“: Schadet nicht, Spinat wirkt allerdings genauso
Das Fazit zu „Nature Pandan“ lautet also: Kann man machen, schadet der Gesundheit wahrscheinlich auch nicht – Spinat oder Petersilie wirken allerdings genauso. Für den Pandan-Sirup gilt natürlich: Nur in Maßen genießen, denn er enthält viel Zucker.
Auch im Hinblick auf den CO₂-Abdruck (Pandan muss transportiert, weiterverarbeitet werden, um hier verfügbar zu sein) lautet die Empfehlung eher, Pandan auf Reisen einmal frisch zu probieren, quasi als Bestandteil der asiatischen Küche. Ernährungsexperte Müller kam selbst schon in den Genuss und beschreibt den Geschmack als „aromatisch“. Wer „Nature Pandan“ dennoch einmal ausprobieren möchte, kann damit laut der Gründerin Cocktails, Desserts, Soßen, Joghurt sowie Koch- und Backgerichte „süßen, würzen und färben“.
Natürlich enthält der Sirup trotzdem Zucker und Kalorien – man sollte es deshalb auch nur in Maßen genießen.
Die komplette Folge von „Die Höhle der Löwen“ sehen Sie bei VOX oder im RTL+-Stream.