22. April 2024, 4:14 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Im Überangebot von Nahrungsergänzungsmitteln ist man dankbar für Gütesiegel, die auf eine hohe Qualität hinweisen sollen. Zum Beispiel klingt der Zusatz „Made in Germany“ vertrauenerweckend, oder? Doch bei Vitaminen und Co. ist die Bezeichnung oft irreführend, zeigt ein Marktcheck.
Die Auswahl an Nahrungsergänzungsmitteln ist groß: ob in der Apotheke, Drogerie oder im Internet. Im Vitamin-Chaos kommen schnell Gedanken wie: „Was in Deutschland hergestellt wurde, muss doch gut sein.“ Auslobungen wie „Made in Germany“ funktionieren bei vielen Verbrauchern, weshalb Hersteller ihre Nahrungsergänzungsmittel oft mit diesem Hinweis versehen. In Form eines Marktchecks hat sich die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen dieses Phänomen genauer angeschaut: „Ein großer Teil der Nahrungsergänzungsmittel gaukelt eine deutsche Herkunft womöglich nur vor“, zitiert die dpa die Verbraucherschützer.1
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Übersicht
Angaben zur Herkunft der Hauptzutaten fehlen
Drei von vier deutschen Bürgern nehmen Nahrungsergänzungsmittel ein. Beliebt sind besonders Vitamine (61 Prozent), gefolgt von Mineralstoffen (36 Prozent) und Proteinen (26 Prozent).2 Grund genug, diese unter die Lupe zu nehmen.
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat für einen Marktcheck 75 Nahrungsergänzungsmittel herangezogen, welche auf ihrer Verpackung oder auf ihrer Internetseite mit einer deutschen Flagge oder dem Slogan „Made in Germany“ werben. Das Ergebnis: Bei drei Viertel der Präparate bleibt laut den Verbraucherschützern unklar, woher genau die Hauptzutaten stammen – entsprechende Angaben fehlen.
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Vitamine und Mineralstoffe kommen oft aus Asien
Nahrungsergänzungsmittel gelten als Lebensmittel und müssen genau wie diese Angaben wie die enthaltenen Zutaten und das Mindesthaltbarkeitsdatum tragen. Herkunftsangaben sind nicht vorgeschrieben. Der Verbraucherzentrale zufolge gilt aber: Macht der Hersteller eine solche Angabe, dann darf sie nicht irreführend sein. In dem Fall müssen auch die wichtigsten Zutaten aus diesem Land stammen – oder es muss transparent sein, woher sie in Wirklichkeit kommen.
Die Verbraucherschützer raten zu Skepsis, wenn ein Nahrungsergänzungsmittel damit beworben wird, dass es hierzulande hergestellt wurde. Auch, weil oft unklar bleibt, was das genau bedeutet: Stammen die Zutaten aus Deutschland? Wurden sie hier vermischt? Oder bloß abgepackt?
Angela Clausen von der Verbraucherzentrale NRW erklärt hierzu: „Die wenigsten Vitamine, Mineralstoffe und Pflanzenzutaten werden in Deutschland produziert, sehr vieles kommt beispielsweise aus asiatischen Laboren“. Natürliches Vitamin C aus Acerola kann zum Beispiel unmöglich aus Deutschland stammen, da es hierzulande keinen Anbau von Acerola-Kirschen gibt.
Übrigens: Auch eine Aussage wie „Laborgeprüft in Deutschland“ gibt keinen Aufschluss über die Herkunft der Zutaten.
Was ist beim Kauf von Nahrungsergänzungsmitteln zu beachten?
Laut den Verbraucherschützern sollten Sie die Verpackung gründlich durchlesen. „Auch wenn es keine Verpflichtung dazu gibt, sollte idealerweise in der Zutatenliste hinter den wichtigsten Zutaten das jeweilige Herkunftsland stehen“, sagt Clausen. Zumindest dann, wenn der Hersteller mit einer Produktion in Deutschland wirbt. Wer es ganz genau wissen will, kommt im Zweifel nicht darum herum, beim Hersteller nachzufragen.
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Auch wenn Nahrungsergänzungsmittel keine Medikamente sind, sollte sorgsam mit ihnen umgegangen werden
Noch bevor Sie sich über geeignete Präparate informieren, sollten Sie sich die Frage stellen: Brauche ich wirklich Nahrungsergänzungsmittel? Das kann bspw. der Fall sein, wenn man schwanger ist, viel Sport treibt, sich vegan oder auch einfach sehr einseitig ernährt. Ihr erster Schritt führt dann ins Sprechzimmer des Hausarztes. Dieser kann durch ein Anamnesegespräch sowie eine Blutabnahme überprüfen, welche Nährstoffe Sie in Form einer Pille oder Pulver zur Ernährung ergänzen sollten. Ihr Arzt oder Apotheker kann Ihnen im Anschluss hochwertige Präparate empfehlen. Wer online bestellen möchte, sollte die Seriosität des Shops überprüfen.
Wichtig zu wissen, ist, dass Nahrungsergänzungsmittel in Wechselwirkung mit Medikamenten treten können – teils sind diese auch noch nicht erforscht! Ebenso ist es möglich, dass die Ergebnisse von Labortests verfälscht werden. Das kann verheerende Folgen haben. Die Einnahme von Biotin kann etwa jene Biomarker beeinflussen, die bei Herz- und Tumorerkrankungen gemessen werden. Deshalb gilt: Teilen Sie Ihrem Arzt immer alle Präparate mit, die Sie einnehmen!