11. November 2024, 16:06 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Lange fuhr man bei More Nutrition gut mit der Strategie, Influencer für sich werben und ihnen dabei zum großen Teil freie Hand zu lassen. Doch vom vermeintlichen Muskelschutz oder der endgültigen Bezwingung von Heißhunger bleibt bei genauem Hinsehen nichts übrig. Irreführend, befanden Verbraucherschützer – Verstöße gegen die Health-Claims-Verordnung, urteilte zuletzt ein Landgericht. Im Interview mit FITBOOK gestand More-Nutrition-Produktchef Nicolas Lother erstmals Versäumnisse ein bei der Kommunikation gegenüber den Kunden.
Um die Marke More Nutrition gibt es seit einiger Zeit kontroverse Diskussionen. Der Hersteller von Supplements und kalorienarmen Lebensmitteln, der zur The Quality Group GmbH mit Sitz in Hamburg gehört, wird wegen irreführender, weil unhaltbarer, Gesundheitsversprechen kritisiert. Verbreitet werden diese Versprechen von Influencern in den sozialen Medien. Über die Jahre hat man sich mit dieser Strategie eine große Fangemeinde aufgebaut.
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More-Nutrition-Produktchef: „Die Kommunikation von Influencern war hier und da nicht optimal“
Die Aussagen der Influencer suggerieren oft erhebliche Gesundheitsvorteile wie das Fördern eines Gewichtsverlusts oder das Reduzieren von Heißhunger. Besonders umstritten war eine Influencer-Story, in der es hieß, dass ein More-Nutrition-Produkt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöhen könne (FITBOOK berichtete). Auf die Kritik angesprochen, dass Influencer mit Aussagen wie „Nie wieder Heißhunger“ oder „Abnehmen wie nebenbei“ werben, räumt More-Nutrition-Produktchef Nicolas Lother im FITBOOK-Interview ein: „Die Kommunikation von Influencern war hier und da nicht optimal.“
Influencer als Sprachrohr – und rechtliche Grauzone?
Er betonte, dass die rechtlichen Anforderungen an Gesundheitsversprechen im Lebensmittelbereich komplex und Influencer oftmals keine Fachleute auf diesem Gebiet seien. Lother zu FITBOOK: „Die Influencer sind ja keine Experten für Lebensmittelrecht. Das Feld ist sehr, sehr komplex und da kommt es teilweise auf einzelne Wortlaute an oder darauf, wie man dann noch irgendwie eine Konkretisierung setzt, eine Erklärung. Das wissen sie nicht alle. Und deshalb kann es einfach sein, dass die Kommunikation von Einzelnen gelegentlich nicht optimal war.“ Trotz des Wissens um die Komplexität im Lebensmittelrecht habe es in der Vergangenheit keine Abnahmen von Inhalten von Influencern gegeben.
Ein Versäumnis, das man in Zukunft vermeiden wolle. „Wir arbeiten intensiv daran, uns in diesem Bereich nachhaltig zu verbessern“, gelobt Lother Besserung. Entsprechende Maßnahmen seien ergriffen worden.
Das muss More Nutrition auch. Das Landgericht Itzehoe verbot der Marke kürzlich, bestimmte Aussagen wie „Heißhunger besiegt dank More“ und „Proteine – abnehmen, wie nebenbei“ zu verwenden, da diese gegen die europäische Health-Claims-Verordnung verstoßen.1 Die Health-Claims-Verordnung macht genaue Vorgaben zur Werbung mit gesundheitsbezogenen Angaben.
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Essstörungen als Nebeneffekt?
Ein weiterer Vorwurf, den Kritiker und auch einige ehemalige Konsumenten erheben, betrifft mögliche Verbindungen zwischen den Produkten und Essstörungen. Die Influencerin Milena Reszka erklärte im vergangenen Jahr, dass durch die Rhetorik rund um Kalorienreduktion und „Genuss ohne Reue“ bei ihr eine ungesunde Fixierung auf Kalorien und Gewicht entstanden sei. More Nutrition weist diese Vorwürfe zurück. Lother unterstreicht, dass die Produkte darauf abzielten, eine gesunde Alternative zu herkömmlichen kalorienreichen Lebensmitteln zu bieten und betont, dass Influencer in der Regel für einen bewussten Konsum werben würden. Lebensmittel für eine Essstörung verantwortlich zu machen, hält Lother für „nicht angemessen“.