6. November 2024, 13:11 Uhr | Lesezeit: 14 Minuten
Um More Nutrition ist es immer alles, außer still. Während Verbraucherschützer, Gerichte und Ernährungsexperten dem Hersteller für Supplements und zuckerreduzierte Lebensmittel irreführende Gesundheitsversprechen vorwerfen, weist das Unternehmen auf wissenschaftliche Studien und positive Kundenerfahrungen hin. Argumente der Gegenseite werden weggewischt, indem man Zweifel an ihren Beweisen sät. Mit Produktchef Nicolas Lother hat sich erstmals eine Führungsperson des Unternehmens öffentlich kritischen Fragen gestellt.
Es klingt doch so einfach: Genießen ohne Reue, abnehmen nebenbei und dabei noch etwas Sinnvolles für die Gesundheit tun. Ja, More Nutrition spielt auf der Marketing-Klaviatur ein ganz besonders verführerisches Stück. Die vielschichtige Strategie, in deren Zentrum Hunderte Fitness- und sonstige Influencer stehen, hat eine große Fangemeinde geschaffen und verschafft den Produkten der Firma, die zur The Quality Group gehört, seit Jahren hohe Gewinne. Vergangenes Jahr stieg der Umsatz um mehr als 50 Prozent auf 700 Millionen Euro.1 Doch die Glaubwürdigkeit der Produkte hat Risse bekommen. Verbraucherschützer klagten zuletzt erfolgreich gegen falsche Gesundheitsversprechen. Über die Kritik an More Nutrition und die Zukunft des Unternehmens sprach FITBOOK mit Produktchef Nicolas Lother.
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Lother über den hohen Preis von More-Nutrition-Produkten
FITBOOK: Um die Marke More Nutrition, ihre Supplements, Flavour Drops, Proteinpulver, ist in den vergangenen Jahren ein echter Hype entstanden. Wie muss man sich Ihre Produktentwicklung vorstellen?
Nicolas Lother: „In unserem Labor in Hamburg arbeiten Ökotrophologen, Lebensmitteltechnologen und -chemiker sowie Laboranten an der Produktentwicklung. Dort werden auch die Prototypen hergestellt. Die Produktion findet in Elmshorn statt, wo wir den Großteil unserer Produkte selbst herstellen. Für andere Produkte kooperieren wir mit Partnern, die unseren strengen Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen in der Lebensmittelproduktion entsprechen müssen. Unser Research-Team, bestehend aus Ernährungswissenschaftlern und Lebensmittelchemikern, wählt die Zutaten sorgfältig aus und stellt sicher, dass unsere Produkte wissenschaftlich fundiert, sicher und den Konkurrenzprodukten überlegen sind.“
Ein Liter „Zerup“ von More Nutrition kostet 92 Euro, Neosupps bspw. verlangt für sein „Zero Sirup“ etwa die Hälfte. Beide Produkte sind hoch konzentrierte Sirupe, enthalten weitgehend die gleichen Inhaltsstoffe. Warum ist Ihr Produkt so viel teurer als das der Konkurrenz?
„Unser Zerup enthält speziell entwickelte, hoch konzentrierte Fruchtextrakte, die maßgeblich zu einem intensiveren und natürlicheren Geschmack beitragen. Diese hochwertigen Inhaltsstoffe haben ihren Preis, aber wir sind überzeugt, dass der Unterschied in der Qualität und im Geschmack deutlich spürbar ist. In unseren Blindverkostungen, die wir regelmäßig in unserem Sensoriklabor durchführen, schneiden unsere Produkte im Vergleich zur Konkurrenz durchweg besser ab. Wenn der Kunde bereit ist, für eine herausragende Geschmackserfahrung etwas mehr zu investieren, ist unser Produkt in puncto Preis-Leistungs-Verhältnis eine hervorragende Wahl.“
Zur Person: Nicolas Lother kam 2017 als Berater der Produktentwicklung zu More Nutrition. Davor war er Polizist. 2023 wurde er Produktchef der The Quality Group GmbH, zu der neben More Nutrition auch die Marke ESN gehört. Lother verantwortet die Weiterentwicklung der Marken und der Marktpositionierung, insbesondere im Bereich funktionaler Lebensmittel und Supplements.
„Klassifiziere Lebensmittel eher in Bezug auf gesundheitlich vorteilhaft oder nicht“
Da spricht der Produktchef. Aber mal im Ernst: „Natürlicher Geschmack“ suggeriert, dass es sich um ein natürliches Produkt handelt. Wie viele Verarbeitungsschritte braucht es bis zum fertigen „Zerup“?
„Das ist schwer zu sagen, weil sich der Sirup aus verschiedenen Zutaten zusammensetzt. Er besteht aus Aromen, Bestandteile, die dafür sorgen, dass er flüssig ist, wir haben Süßungsmittel drin, Farbstoffe und Konservierungsstoffe. In der Herstellung durchlaufen die Stoffe jeweils ein bis zwei Verarbeitungsschritte. Bei den Fruchtextrakten sind es ein paar mehr. Aber insgesamt auch nicht mehr als bei anderen Sirups auch.“
Dieser Sirup und andere Produkte von More Nutrition bestehen größtenteils oder vollständig aus Zusatzstoffen und enthalten kaum oder gar keine natürlichen Inhaltsstoffe.2 Solche hoch verarbeiteten Lebensmittel haben keinen guten Ruf.
„Ich mag dieses Schubladendenken nicht und klassifiziere Lebensmittel eher in Bezug auf gesundheitlich vorteilhaft oder nicht. Wir achten strikt darauf, dass unsere Produkte ernährungsphysiologisch sinnvoll sind und gesundheitlich vorteilhaft.“
Inwiefern? Laut Studien kann ein hoher Konsum hoch verarbeiteter Lebensmittel das Risiko für Adipositas, Diabetes-Typ-2 und auch Krebs erhöhen …3
„Mir ist keine Studie bekannt, die pauschal aussagt, dass, je weiter Lebensmittel verarbeitet sind, desto gesundheitlich negativer es ist. Vielmehr zeigen Studien, dass Menschen, die einen allgemein nicht so gesunden Lebensstil haben, häufiger auch zu ungesunden Vertretern der verarbeiteten oder hoch verarbeiteten Lebensmittel greifen. Dann ist nicht die Verarbeitung des Lebensmittels der Grund für das Krankwerden, sondern eher der Lebensstil im Allgemeinen und die Zusammensetzung des Lebensmittels. Die Leute essen mehr Zucker, ungesunde Fette, rauchen mehr, bewegen sich weniger, trinken Alkohol.“
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„Wir möchten unsere Kunden nicht abhängig machen“
Zucker wird in vielen Ihrer Produkte mit dem Zuckerersatzstoff Sucralose ersetzt. Im manchen Studien zeigte sich, dass Menschen, die sich mit Süßstoffen ernähren, bewusst oder unbewusst mehr Zucker konsumieren als ohne.4 Machen Ihre Produkte „süchtig“?
„Nein, denn in wissenschaftlichen Studien mit hoher Evidenz hat sich gezeigt, dass Süßungsmittel nicht denselben Effekt wie Zucker auf das Gehirn haben und keine Belohnungsszenarien auslösen, wie es bei Zucker der Fall ist. Im Gegenteil, Süßungsmittel können sogar dazu beitragen, Heißhunger auf Zucker zu reduzieren und werden daher unter anderem von der American Diabetes Association empfohlen. Wir arbeiten mit einem interdisziplinären Team aus Wissenschaftlern, darunter auch promovierte Experten, sowie Medizinern, die diese Studien sorgfältig prüfen. Auf dieser Basis sind wir überzeugt, dass Zuckerersatzstoffe, wie wir sie verwenden, keine Abhängigkeit verursachen, sondern eine sinnvolle Alternative zu Zucker darstellen.“
Dennoch gibt es teils auch kritische Studien zu Sucralose. Entsteht aus Ihrer Sicht dann nicht dennoch ein falscher Eindruck, wenn Sie behaupten, Ihre Produkte seien gesunde Alternativen zu herkömmlichen Lebensmitteln? Man könnte als Verbraucher dann geneigt sein, besonders viel zu sich nehmen …
„Auf unser Versprechen, dass man eben ohne Reue genießen kann, Zucker sparen kann und ohne zugesetzten Zucker auskommt, sind wir stolz. Weil wir wissen: Zucker ist ein Problem in der Gesellschaft. Mir ist nicht bekannt, dass jemals kommuniziert wurde, man könne unsere Produkte unbegrenzt konsumieren. Was wir kommunizieren: Dass das Kaloriendefizit entscheidend ist, ob man zu- oder abnimmt. Wir positionieren unsere Produkte als gesunde Alternative zu herkömmlichen, hochkalorischen, proteinarmen und mit Zucker gesüßten Lebensmitteln. Wir möchten unsere Kunden nicht abhängig machen, und Süßungsmittel machen auch nicht abhängig, sondern verhalten sich gesundheitlich neutral, was auch in Interventionsstudien, im Vergleich mit Wasser zum Beispiel, festgestellt wurde.“
„Essstörungen sind eine wirklich ernste Angelegenheit“
Vergangenes Jahr sah sich More Nutrition mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Die Influencerin Milena Reszka und manche ihrer Follower behaupteten, More Nutrition fördere ein gestörtes Essverhalten, indem eine Angst vor Kalorien erzeugt werde. FITBOOK berichtete darüber.
„Also: Essstörungen sind eine wirklich ernste Angelegenheit. Da sollte man sich grundsätzlich immer Hilfe holen. Aber Lebensmittel dafür verantwortlich zu machen, dass man eine Essstörung entwickelt, halte ich für nicht angemessen. Wir nehmen das Thema sehr ernst. Wir setzen uns auch für gesunde Ernährung ein. Bei uns geht es nicht darum, sich runterzuhungern. Bei uns geht es auch nicht darum, Kalorien zu zählen. Wenn man unsere Influencer verfolgt, sieht man auch, dass bei uns keine Kalorien penibel getrackt werden, sondern wir durch Austausch von Lebensmitteln versuchen, Kalorien zu sparen. Aber eben nicht in ungesundem Ausmaß. Wir erklären auch, wie wichtig es ist, ein gesundes Kaloriendefizit einzuhalten, wenn man abnehmen möchte, damit eben nicht der Hormonhaushalt darunter leidet, wenn man sich in einem zu hohen Kaloriendefizit befindet. Unsere Influencer propagieren ein gesundes Körpergewicht. Und eben nicht: Abnehmen, koste es, was es wolle.“
In vielen Postings von More-Influencern geht es explizit darum, Kalorien zu zählen. Zum Beispiel postet die Fitness-Athletin Lucy Fischer Dinge wie: „Es gibt Leute, die sagen, man kann von 1300 Kalorien nicht satt werden. Ich darf nur so wenig essen, deshalb muss das gehen. Und ich zeige dir, wie.“ Vermittelt das ein gesundes Essverhalten?
„Ich bin mir bewusst, dass wir auch einige Influencer aus dem Profisportbereich haben, die eine völlig andere, leistungs- und sportorientierte Ernährungsweise verfolgen. Diese lässt sich nicht mit der allgemeinen Ernährungsweise vergleichen.“
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„Finde es schade, dass man immer unterstellt, die Industrie will grundsätzlich nur Böses“
Influencer haben eine enorme Glaubwürdigkeit bei ihren Followern. Bei empfindlichen Personen könnten solche Aussagen Essstörungen fördern.
„Ich bin überzeugt, dass die Follower verstehen, dass sich diese Sportlerin nicht dauerhaft kalorienreduziert ernährt, sondern dies nur für einige Monate tut und dann wieder damit aufhört. Athletinnen wie Lucy Fischer nehmen ihre Community auf ihre Reise mit, und die Menschen können das nachvollziehen.“
Milena Reszka behauptete auch, durch regelmäßigen Konsum Ihrer Produkte in eine Insulinresistenz gerutscht zu sein. More-Nutrition-Gründer Christian Wolf wies diesen Vorwurf zurück und erklärte, es gebe überhaupt keinen Zusammenhang. Die Studienlage zu Sucralose ist aber keineswegs so einheitlich, wie es More Nutrition darstellt.6
„Sie kennen sicherlich die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit sowie deren amerikanisches Pendant. Was ich damit ausdrücken möchte: Mit unserer Einschätzung, dass kein Zusammenhang besteht, sind wir nicht alleine. Sowohl die FDA (Food and Drug Administration in den USA, Anm. d. Red.) als auch die American Diabetes Association empfehlen diese Süßungsmittel z. B. für Menschen mit Typ-2-Diabetes, um den Zuckerkonsum zu reduzieren.“
Die American Diabetes Association (ADA) bezieht sich auf eine Studie, die vom Marktführer für die Herstellung von Süßstoffen finanziert wurde.5
„Ich finde es schade, dass man immer unterstellt, die Industrie will grundsätzlich nur Böses.“
Die Industrie möchte ihre Produkte verkaufen, was legitim ist. Aber solche Abhängigkeiten von Studien könnte man auch transparent machen.
„Die Studien, die ich kenne, sind ergebnisoffen und beginnen mit einer Fragestellung, die wissenschaftlich untersucht wird. Unabhängig vom Ergebnis werden sie veröffentlicht. Weder die beteiligten Wissenschaftler, das Studiendesign noch das Peer-Review-Verfahren werden von der Industrie beeinflusst. Richtig ist, dass Studien immer finanziert werden müssen, auch lebensrettende Medikamentenstudien. Entscheidend ist, dass das Studiendesign, die Daten und deren Interpretation transparent veröffentlicht werden, damit die wissenschaftliche Korrektheit nachvollziehbar ist.“
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„Die Kommunikation von Influencern war hier und da nicht optimal“
Foodwatch schätzt die Werbung von More Nutrition teilweise als „irreführende und teils illegale Gesundheitsversprechen“ ein und hat Inhalte abgemahnt, im Februar 2024 wurde Klage eingereicht. Abgemahnt wurde u. a. eine Influencer-Story, die den Eindruck erweckt hat, dass Cycle Balance beim Schwangerwerden geholfen habe, ebenso Versprechen wie „Nie wieder Heißhunger“, „weniger Hunger am Tag“, „Muskelschutz“, „über 17 Kilo abgenommen durch More-Produkte“.
„Die Kommunikation von Influencern war hier und da nicht optimal, und da ist es auch an uns, sie entsprechend zu sensibilisieren und zu schulen. Man muss sich vorstellen: Die Influencer sind ja keine Experten für Lebensmittelrecht. Das Feld ist sehr, sehr komplex und da kommt es teilweise auf einzelne Wortlaute an oder darauf, wie man dann noch irgendwie eine Konkretisierung setzt, eine Erklärung. Das wissen sie nicht alle. Und deshalb kann es einfach sein, dass die Kommunikation von Einzelnen gelegentlich nicht optimal war. Rechtlich sind manche Äußerungen vielleicht nicht konform, aber inhaltlich ja trotzdem nicht falsch. In Deutschland sind die gesetzlichen Bestimmungen oft sehr komplex.“
Ist es nicht unverantwortlich, den Influencern kein genaues Briefing an die Hand zu geben, was sie über die gesundheitliche Wirkung der More-Nutrition-Produkte sagen dürfen und was nicht?
„lch habe nicht behauptet, dass es kein Briefing gibt. Unsere Influencer erhalten Produktinformationen und auf unserer Webseite stehen detaillierte Produktbeschreibungen zur Verfügung, die allen Influencern zugänglich sind. Dort werden die Produkte und ihre Wirkungen im Rahmen der zulässigen Health Claims beschrieben. Wir haben nun Maßnahmen ergriffen, um die Kommunikation gegenüber unserer Community und unseren Kunden klarer, transparenter und zielgerichteter zu gestalten. In der Vergangenheit gab es vereinzelt Versäumnisse und wir arbeiten intensiv daran, uns in diesem Bereich nachhaltig zu verbessern.“
„Abnahmen von Inhalten von Influencern gab es nicht“
Hat es in der Vergangenheit Abnahmen zu gesundheitsbezogenen Aussagen in Storys und Postings durch eine verantwortliche Person bei More Nutrition gegeben, bevor diese veröffentlicht wurde?
„Abnahmen von Inhalten von Influencern gab es nicht.“
Was hat das Unternehmen seitdem unternommen, damit in Zukunft keine falschen Gesundheitsversprechen mehr gemacht werden?
„Wir veranstalten Workshops, in denen das Lebensmittelrecht für Laien verständlich aufbereitet wird. Eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe, weil sich die Rechtssprechung kontinuierlich weiterentwickelt. Dennoch geben wir unser Bestes, um in diesen Workshops unsere Influencer umfassend zu informieren und dafür zu sensibilisieren, dass sie bei ihren Aussagen den nötigen Kontext und präzise Informationen liefern. Nur so lassen sich rechtlich zulässige Aussagen sicherstellen.“
Landgericht verbietet More Nutrition, mit bestimmten Aussagen zu werben – das sagt Nicolas Lother dazu
Vor Gericht haben Sie den Kürzeren gezogen. Das Landgericht Itzehohe hat kürzlich entschieden, dass More Nutrition nicht mehr mit Aussagen wie „Proteine abnehmen wie nebenbei“ oder „Heißhunger besiegt dank More“ in seinen Social-Media-Kanälen werben darf.6 Die Aussagen verstießen gegen die europäische Health-Claims-Verordnung. Wie bewerten Sie das Urteil?
„Erst einmal möchte ich betonen, dass es hier um echte Erfahrungsberichte von Kundinnen ging, die wir geteilt haben und die auch wissenschaftlich auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse grundsätzlich nachvollziehbar sind. Die Auslegung des rechtlichen Rahmens durch das Gericht respektieren wir – unsere Mission bleibt jedoch unverändert: die Entwicklung innovativer Produkte, die Menschen dabei unterstützen, Kalorien zu reduzieren und ein gesundes Gewicht zu erreichen und zu halten – ohne auf Genuss zu verzichten. Dies steht im Übrigen voll im Einklang mit der ‚Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie‘ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die unter anderem innovative Lösungen zur Reduktion von Zucker in Lebensmitteln fordert.
Gleichzeitig stehen wir vor der Herausforderung, dass rechtliche Vorgaben, wie die Health-Claims-Verordnung, häufig langsamer angepasst werden als wissenschaftliche Erkenntnisse und technologischer Fortschritt. In solchen Fällen dürfen trotz wissenschaftlicher Nachvollziehbarkeit bestimmte Aussagen zu den positiven Wirkungen unserer Produkte nicht mehr verwendet werden. Trotzdem sind wir überzeugt, dass Zuckerersatzstoffe und proteinreiche Lebensmittel einen wertvollen und nachhaltigen Beitrag zu einer gesünderen Ernährung leisten. In dem Zusammenhang möchte ich auch erwähnen, dass wir Verbraucherschutz und -aufklärung unterstützen, kritisieren jedoch die einseitigen und sensationsgetriebenen Methoden von Organisationen wie Foodwatch, die unnötige Unsicherheit bei den Verbrauchern hervorrufen. Dies kann gesamtgesellschaftliche Ernährungsstrategien und die Marktentwicklung gesünderer Alternativen negativ beeinflussen. Viele Start-ups sind daher gezwungen, ins Ausland zu gehen, wo sie auf offenere und innovationsfreundlichere Rahmenbedingungen stoßen. Wir jedoch bekennen uns klar zum Standort Deutschland.“
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„Werden zukünftig noch präziser und weiterhin transparent kommunizieren“
Was bedeutet dieses Urteil und die damit verbundene Kritik an More Nutrition für die zukünftige Markenstrategie der Marke?
„Wir werden zukünftig noch präziser und weiterhin transparent kommunizieren, um Verbrauchern fundierte Entscheidungen zu ermöglichen und Kritikern weniger Angriffsfläche zu bieten. Allgemeine habe ich etwas Sorge, dass eine nicht ganz zeitgemäße Auslegung der rechtlichen Rahmenbedingungen wie in dem Urteil die Erreichung der Ziele von übergeordneten Ernährungsstrategien z. B. zur Zuckerreduktion erschwert, wenn Vorteile, Empfehlungen von Fachgremien und echte Erfahrungsberichte nicht klar kommuniziert werden dürfen. Wir sehen Chancen, mit zucker- und kalorienreduzierten Lebensmitteln einen Beitrag zur Bekämpfung von Übergewicht und ernährungsbedingten Krankheiten durch innovative zucker- und kalorienreduzierte Produkte zu leisten. Durch enge und konstruktive Zusammenarbeit mit Handel und Behörden wollen wir unsere innovativen Produkte weitere erfolgreich vermarkten und unsere Kunden umfassend informieren.“
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Wohin steuert More Nutrition, welche Produkte sind in den nächsten Monaten und Jahren zu erwarten?
„In den letzten Jahren ist unser Bewusstsein dafür, was wir essen und wie es unsere Gesundheit beeinflusst, massiv gestiegen. Zwei Trends, die dabei besonders herausstechen, sind Functional Food und Better-for-You-Nutrition. Heute geht es nicht mehr nur darum, satt zu werden. Unsere Ernährung soll unser Wohlbefinden steigern, spezifische gesundheitliche Vorteile bieten und zu einem bewussten, gesunden Lebensstil beitragen. Genau hier liegt das enorme Potenzial für die Weiterentwicklung unserer Produkte. Wir wollen den wachsenden und spezifischen Ansprüchen unserer Konsumenten gerecht werden. Deshalb investieren wir in Forschung und Entwicklung und arbeiten eng mit ErnährungswissenschaftlerInnen und MedizinerInnen zusammen. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, zeigt das positive Feedback, das wir vom Handel und von unseren Kunden bekommen.“