24. Juni 2023, 8:15 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Mönchspfeffer, eine Heilpflanze, die auch als Nahrungsergänzungsmittel angeboten wird, soll Frauen helfen, vor der Monatsblutung oder während der Wechseljahre Beschwerden zu lindern. Ob und was genau da dran ist, klären wir hier bei FITBOOK.
Mönchspfeffer ist ein beliebtes Nahrungsergänzungsmittel, das traditionell zur Unterstützung des Hormonhaushalts bei Frauen verwendet wird. In diesem Artikel werden wir die Inhaltsstoffe, Wirkungsweise, potenziellen Vorteile und Risiken von Mönchspfeffer sowie die empfohlene Dosierung und mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten klären.
Übersicht
- Darum handelt es sich bei Mönchspfeffer
- Wie Mönchspfeffer im Körper funktioniert
- Zugeschriebene Wirkung von Mönchspfeffer auf die Gesundheit und Leistung
- Für wen das Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein kann bzw. wer davon profitiert
- Training und Supplementierung – worauf man achten sollte
- Wann man bzw. wer das Nahrungsergänzungsmittel nicht einnehmen sollte
- Mögliche Risiken, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit Medikamenten
- Empfohlene Dosis und Dauer der Anwendung
- Fazit
- Quellen
Darum handelt es sich bei Mönchspfeffer
Mönchspfeffer, auch als Keuschlamm, Agnus-Kraut oder Abrahamswurzel bekannt, ist eine Pflanzenart (Vitex agnus-castus), die zur Familie der Lippenblütler gehört. Es wächst hauptsächlich in mediterranen Regionen, West-Asien und Nordamerika als Strauch, der bis zu fünf Meter hoch werden kann, mit lila Blüten, handförmigen Blättern und Früchten.1 Die aktiven Inhaltsstoffe finden sich dabei in den ätherischen Ölen der Früchte (Agni casti fructus) und der Blätter. Es handelt sich um sog. Diterpene – das sind Flavonoide und Iridoide.2
Der Name „Mönchspfeffer“ kommt daher, dass der Strauch traditionell im Mittelalter von Mönchen verwendet wurde, um ihre Keuschheit zu unterstützen, da die Pflanze die sexuelle Lust mindern sollte. Erst später wurde die Pflanze in der Volksmedizin im Bereich Frauenleiden und -gesundheit eingesetzt. Heutzutage ist der Gebrauch besonders für die Linderung des prämenstruellen Syndroms (PMS), Brustschmerzen und Unfruchtbarkeit bekannt.3 Neben verschreibungspflichtigen Präparaten gibt es heutzutage in Deutschland auch niedrig dosierte, frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln, Extrakten, Gummibonbons und Tee, wobei die genaue Zusammensetzung der Inhaltsstoffe je nach Marke variieren kann.4
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Wie Mönchspfeffer im Körper funktioniert
Es wird angenommen, dass die Inhaltsstoffe von Mönchspfeffer einen Einfluss auf die Hypophyse (eine Hormondrüse im Gehirn) haben, die wiederum einen Großteil der Hormonproduktion reguliert. Eine weitere Erklärung ist, dass die Stoffe an Opioidrezeptoren im Gehirn binden und dadurch Beschwerden von PMS lindern.5 Außerdem wird vermutet, dass Mönchspfeffer die Aktivierung von Dopamin-Rezeptoren hemmt, wodurch es zu einem leichten Anstieg des Hormons Prolaktin kommen kann.6 Höhere Konzentrationen von Mönchspfeffer stehen wiederum im Verdacht, die Freisetzung von Prolaktin zu verringern.7
Eine Senkung von Prolaktin beeinflusst dann den Spiegel des Follikelstimulierenden Hormons (FSH) und luteinisierenden Hormons (LH). Auch Östrogen und Progesteron werden durch das Prolaktin-Level beeinflusst. Dies führt zu der Annahme, dass Mönchspfeffer indirekt die Produktion dieser Hormone unterstützt und reguliert. Da ein Anstieg dieser Hormone im Umkehrschluss mit einer Senkung von Testosteron einhergeht, erklärt sich auch der zugeschriebene Effekt der Lustverminderung bei Männern.8
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Zugeschriebene Wirkung von Mönchspfeffer auf die Gesundheit und Leistung
Mönchspfeffer wird hauptsächlich bei Frauenleiden und -gesundheit eingesetzt, wie den Symptomen von PMS (Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Brustspannen und Menstruationsbeschwerden), aber auch bei allgemeinen Menstruationsstörungen, wie einem unregelmäßigen Zyklus, sowie hormonellen Ungleichgewichten, bspw. in Zeiten der Wechseljahre. Die Datenlage dafür ist aber eher dünn und es gibt keine wirklichen Belege für einen medizinischen Nutzen.
Es bedarf also definitiv weiterer Studien – hier aber einmal der Überblick zur aktuellen Datenlage:
Soll PMS-Symptome reduzieren
Es gibt Studien, die die Linderung von PMS-Beschwerden durch Mönchspfeffer belegen.9 Hier zeigte sich, dass 20 Milligramm Mönchspfeffer-Präparate über eine Einnahmedauer von drei Monaten signifikanten Einfluss auf die Symptome Brust- (Mastodynie), Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen hatten. Auch in vitro (also in Laborversuchen) konnte die regulierende Wirkung der Inhaltsstoffe gezeigt werden, indem sie Prolaktin freisetzten und dadurch den weiblichen Hormonhaushalt beeinflussten. Die Methodik der Studien wird aber kritisiert, weshalb die Hypothesen als noch nicht wissenschaftlich belegt gelten. Es bedarf somit weiterer qualitativ-hochwertigerer Studien.
Soll gegen Unfruchtbarkeit helfen
Es gibt Studien, die nahelegen, dass Mönchspfeffer gegen bestimmte Formen von Unfruchtbarkeit (z.B. Gelbkörperschwäche) bei Frauen helfen kann, da es die Bildung des Gelbkörperhormons (Progesteron) fördern soll oder normalisiert. Hier wurde gezeigt, dass die Einnahme von 20 Milligramm eines Mönchspfeffer-Nahrungsergänzungsmittels über drei Monate das Level an Progesteron gerade bei Frauen mit unregelmäßigem Zyklus während der Luthealphase (die Zeit um den Eisprung herum) erhöhen kann.10 In diesen Fällen war eine Schwangerschaft zweimal so wahrscheinlich und nach fünf Monaten kam es sogar zu 33 Prozent mehr erfolgreichen Schwangerschaften. Dies kann dadurch erklärt werden, dass ausreichend Progesteron für eine Befruchtung notwendig ist.11,12 Auch wenn diese Ergebnisse sehr vielversprechend klingen – steckt die Forschung hier noch in den Kinderschuhen. Dies muss also ebenfalls in weiteren Studien näher untersucht werden.
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Soll Wechseljahresbeschwerden verbessern
Nachdem die Periode für zwölf Monate ausgeblieben ist, spricht man von der sog. Menopause. Anstatt, dass sich dann alles beruhigt, geht es bei manchen Frauen in diesen Zeiten erst richtig los: Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Stimmungsschwankungen stehen auf dem Programm.13
Auch hier, wo die Symptome auf die Hormonschwankungen zurückzuführen sind, liegt die Annahme nah, dass Mönchspfeffer helfen könnte – gerade, weil es zusätzliche Phytoöstrogene enthält, die den Östrogenschwund ausgleichen sollen.14,15 Die Datenlage ist aber wieder einmal zu dünn, um belastbare Schlussfolgerungen ziehen zu können.
Für wen das Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein kann bzw. wer davon profitiert
Frauen mit prämenstruellen Beschwerden oder hormonellen Ungleichgewichten können über eine Einnahme nachdenken, wobei vorher immer eine Absprache mit einem Arzt oder Fachmann erfolgen sollte. Sollten Sie sich also vor der Menstruation unwohl fühlen, klären Sie die Symptome mit dem Frauenarzt ab, da Beschwerden verschiedene Ursachen haben können. Im Zweifel entscheidet dieser, ob ein Präparat mit Mönchspfeffer für Sie infrage kommt.
Training und Supplementierung – worauf man achten sollte
Für Frauen, die durch PMS-Beschwerden oder in den Zeiten der Wechseljahre auf Training verzichtet hätten oder generell unter ihrem Zyklus leiden, der dem Trainingsplan im Wege steht, kann ein Versuch mit Mönchspfeffer als Nahrungsergänzungsmittel infrage kommen. Generell gibt es aber keine Studien, die einen positiven Effekt beim Training beweisen.
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Wann man bzw. wer das Nahrungsergänzungsmittel nicht einnehmen sollte
In der Schwangerschaft sollte Mönchspfeffer aufgrund möglicher Komplikationen nicht eingenommen werden.16 Dasselbe gilt für Stillende, da auch hier nicht genug Daten vorliegen (dies widerspricht der Annahme, dass Mönchspfeffer für die Produktion der Muttermilch von Vorteil sein kann). Schließlich sollten besonders Frauen mit Krankheiten, wie Brust-, Gebärmutter- und Eierstockkrebs sowie Tumore/Störungen der Hypophyse auf das Extrakt verzichten, da dies hormonabhängige Krankheitsbilder sind.17
Mögliche Risiken, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit Medikamenten
In der Regel wird Mönchspfeffer gut vertragen, aber gelegentlich können leichte Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen und Schwindel auftreten. In seltenen Fällen kann es zu einer allergischen Reaktion kommen.
Vor der Einnahme sollte also immer mit einem Arzt gesprochen werden, um mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten abzuklären. Gerade wenn zusätzlich ein hormonelles Präparat, wie die Pille oder eine Hormonersatztherapie, eingenommen wird, ist eine Konsultation sinnvoll. Auch bei Medikamenten, die sich auf Dopamin auswirken (bspw. bei Parkinson oder Depressionen) sollte eine Einnahme vermieden oder zumindest mit dem entsprechenden Arzt abgesprochen werden.
Empfohlene Dosis und Dauer der Anwendung
Mönchspfeffer ist in verschiedenen Formen erhältlich, einschließlich Kapseln, Tinkturen, Tropfen oder getrockneten Beeren. Die genaue Dosierung sollte individuell angepasst werden und kann von der Schwere der Symptome abhängen. Als Orientierung gilt 20 Milligramm wobei die Spanne zwischen vier und 240 Milligramm liegt und drei Gramm nicht überschritten werden sollten. Bis die potenziellen Effekte von Mönchspfeffer eintreten, können einige Wochen vergehen. Sie sollten entsprechende Fertigarzneimittel über mindestens drei Monatszyklen einnehmen, wobei wie immer gilt, lieber niedrig dosiert anzufangen und ggf. zu erhöhen.
Fazit
Obwohl Mönchspfeffer in der traditionellen Medizin weit verbreitet ist, gibt es noch begrenzte wissenschaftliche Beweise für dessen Wirkung. Sollte eine Einnahme trotzdem infrage kommen, aufgrund Alternativlosigkeit oder hohem Leidensdruck durch Symptome, sollte eine Beratung mit einem entsprechenden Arzt oder medizinisches Fachpersonal erfolgen.

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Quellen
- 1. Mahady, G., Michel, J., Soni, K. et al. (2010). Encyclopedia of Dietary Supplements. Routledge.
- 2. Heinz Schilcher, Susanne Kammerer, Tankred Wegener (2016). Leitfaden Phytotherapie. Urban & Fischer in Elsevier.
- 3. National Centre for Complementary and Integrative Health (2020). Chasteberry (aufgerufen am 18.06.2023)
- 4. Cleveland Clinic (2022). What Is Chasteberry, and What Can It Do? (aufgerufen am 18.06.2023)
- 5. Webster, D., Lu, J., Chen, S. et al. (2006). Activation of the μ-opiate receptor by Vitex agnus-castus methanol extracts: Implication for its use in PMS. Journal of Ethnopharmacology.
- 6. Wuttke, W., Jarry, H., Christoffel, V. et al. (2003). Chaste tree (Vitex agnus-castus) – Pharmacology and clinical indications. Phytomedicine.
- 7. Hajdú, Z., Hohmann, J., Forgo, P. et al. (2007). Diterpenoids and flavonoids from the fruits of Vitex agnus-castus and antioxidant activity of the fruit extracts and their constituents. Phytotherapy Research.
- 8. Grant, P., Ramasamy, S. (2012). An Update on Plant Derived Anti-Androgens. International Journal of Endocrinology and Metabolism.
- 9. Schellenberg, R. (2001). Treatment for the premenstrual syndrome with agnus castus fruit extract: prospective, randomised, placebo controlled. BMJ.
- 10. Milewicz, A., Gejdel, E., Sworen, H. et al. (1993): Vitex agnus castus extract in the treatment of luteal phase defects due to latent hyperprolactinemia. Results of a randomized placebo-controlled double-blind study. Arzneimittel-forschung.
- 11. Gerhard, I., Patek, A., Monga, B. et al. (1998). Mastodynon(R) bei weiblicher Sterilität. Forschende Komplementärmedizin und klassische Naturheilkunde: offizielles Organ der Schweizerischen Medizinischen Gesellschaft für Phytotherapie ; offizielles Organ der European Society for Classical Natural Medicine.
- 12. Westphal, L., Polan, M., Trant, A. et al. (2004). A nutritional supplement for improving fertility in women: a pilot study. JRM-The Journal of Reproductive Medicine.
- 13. Cleveland Clinic. Understanding Vasomotor Symptoms: Hot Flashes and Night Sweats (aufgerufen am 18.06.2023)
- 14. Cleveland Clinic. Menopause Diet: What To Eat To Help Manage Symptoms. (aufgerufen am 18.06.2023)
- 15. Naseri, R., Farnia, V., Yazdchi, K. et al. (2019). Comparison of Vitex agnus-castus Extracts with Placebo in Reducing Menopausal Symptoms: A Randomized Double-Blind Study. Korean Journal of Family Medicine.
- 16. Daniele, C., Thompson, C., Pittler, M. et al. (2005). Vitex agnus castus: a systematic review of adverse events. Drug Safety.
- 17. Drugs.com (2022). Chaste Tree. (aufgerufen am 18.06.2023).