1. November 2024, 14:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Er steht in den Regalen der Drogeriemärkte und ist auf der Speisekarte jedes Cafés zu finden: der Matcha, wahlweise auch Matcha Latte. Auch in den sozialen Medien teilten zahlreiche Influencer, wie sie ihren speziellen Grüntee zubereiteten. Und dieser macht nicht nur optisch etwas her, sondern soll auch sehr gesund sein! Welche Wirkungen wissenschaftlich belegt sind, erklärt FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke.
Alles ging los mit Shirin Davids Sommerhit „Bauch, Beine, Po“, in dem sie „Iced Matcha Latte“ trinkt. Der Social-Media-Hype, der darauf folgte, spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen des grünen Pulvers wider. Wie der Deutsche Tee und Kräutertee Verband laut „dpa“ mitteilte, stieg der Import von Japan nach Deutschland um satte 240 Prozent. Doch was steckt eigentlich genau in Matcha und wie gesund ist das Trend-Getränk?
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Übersicht
Matcha gibt es nur als Pulver
Matcha ist eine Form von grünem Tee. Der feine Unterschied ist, dass grüner Tee vornehmlich mit losen Blättern oder Aufgussbeuteln zubereitet wird, während Matcha ausschließlich in Pulverform erhältlich ist. Denn aus dem Japanischen übersetzt heißt Matcha „gemahlener Tee“. Im Herstellungsprozess von Matcha kommt es außerdem zur „Überschattung“. Dabei werden die Teeplantagen rund vier Wochen vor der Ernte mit dunklen Netzen bedeckt. Das fehlende Sonnenlicht führt zu einer besonders intensiven Chlorophyll-Produktion in den Teepflanzen und sorgt für den süßlichen Geschmack und die kräftige Grünfärbung.
Bei der Zubereitung landet circa ein Gramm grünes Pulver in einer speziellen Matcha-Schale und wird dann mit einem Bambusbesen schaumig geschlagen. In der Latte-Variante finden sich noch Milch oder pflanzliche Drinks.
So erkennen Sie echten Matcha
Lebensmittelrechtlich geschützt ist der japanische Begriff Matcha laut der Verbraucherzentrale hierzulande nicht.1 Damit ist für Käufer nicht erkennbar, ob das verwendete Grünteepulver tatsächlich den traditionellen, aufwendigen Herstellungsprozess mit Beschattung der Teepflanzen durchlaufen hat, der es vergleichsweise teuer macht. Auch wie sich der hierzulande gekaufte Matcha-Tee von herkömmlichen Grüntee-Produkten abgrenzt, bleibt unklar.
Es gibt jedoch zwei Aspekte, die helfen können, echten Matcha zu erkennen. Tee-Experte Thomas Grömer erklärte FITBOOK in einem früheren Artikel, dass es sich lohne, auf die Herkunft zu achten. Denn echter Matcha komme aus Japan. Steht z. B. „made in China“ auf dem Etikett, mag es sich zwar um zermahlenen Grüntee, aber nicht um den traditionellen Matcha handeln. Der zweite Indikator, den Grömer verriet, ist der Preis. Denn aufgrund des aufwendigen Herstellungsverfahrens ist der knallgrüne Tee recht kostspielig. Wirkliche Trinkqualitäten begännen laut Grömer erst ab 20 Euro pro 30 Gramm-Dose.
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Achtung, Schadstoffe!
Der Verbraucherzentrale zufolge sollte man beim Matcha-Kauf einen gründlichen Blick auf die Zutatenliste sowie die Zubereitungs- und Verzehrempfehlungen auf der Packung werfen. Denn je nach Anbaugebiet können die verwendeten Teepflanzen Aluminium aufnehmen. Und dieses kann in hohen Mengen langfristig Nervensystem und Knochen schädigen. Auch das Schwermetall Blei, welches Nieren und Herz-Kreislaufsystem belastet, kann im Matcha-Pulver stecken. Da im Falle von Matcha nicht nur der (filtrierte) Aufguss, sondern das gesamte Pulver getrunken wird, werden vermutlich höhere Mengen aufgenommen.
Den Verbraucherschützern fiel weiterhin auf, dass manchmal zwar groß der Begriff „Matcha“ auf Produkten prange, dieser aber nur kleine Mengen enthalten sei.
Verbraucherschützer empfehlen nicht mehr als drei Tassen am Tag
Bei fehlendem Verzehrhinweis auf der Packung sollten Sie aus Sicht der Verbraucherschützer nicht öfter als dreimal am Tag Matcha trinken. Außerdem sollte pro Tasse lediglich ein Gramm Grüntee-Pulver verwendet werden. Ein weiterer Tipp: Regelmäßig die Produkte und Marken wechseln, um eine einseitige Schadstoffbelastung zu vermeiden. Und auch mal andere Getränke einschenken.
Für Kinder sind Produkte mit hoher Matcha-Konzentration ungeeignet. Denn diese können sogar mehr Koffein als herkömmlicher Grüntee enthalten. Je nach Rezeptur reichen Matcha-Getränke an den Koffeingehalt eines Espresso heran.
Ist Matcha eine gesunde Alternative zu Kaffee?
Matcha kann also ebenso wie Kaffee eine echte Koffein-Bombe sein. Allerdings wird der wach machende Inhaltsstoff aus Matcha und Kaffee unterschiedlich aufgenommen und kann insbesondere eine Alternative für Menschen sein, die eine gewisse Nervosität nach dem Kaffeetrinken verspüren.
Kaffee ist für einen schnellen Energiekick bekannt. Dies geschieht, weil der Körper das Koffein schnell absorbiert, die höchste Koffeinkonzentration im Blut ist bereits 15 Minuten nach dem Verzehr erreicht.2 Bei Matcha hingegen wird Koffein aufgrund des Vorhandenseins der Aminosäure L-Theanin langsamer absorbiert. So kommt es zu einem länger andauernden Effekt, ohne schnellen Auf- und Abfall des Energielevels.3
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Was in der Wissenschaft über Matcha bekannt ist
Dem trendigen Grünteepulver werden viele gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt. Doch wissenschaftlich bewiesen sind diese laut den Verbraucherschützern längst nicht.
Fest steht, dass Matcha seine kräftige Farbe sekundären Pflanzenstoffen zu verdanken hat. Von diesen ist bekannt, dass sie antioxidativ wirken und den Körper so vor entzündlichen Prozessen schützen, denen allerlei chronische Erkrankungen, wie etwa Diabetes Typ 2, folgen können.
Über grünen Tee an sich ist bereits bekannt, dass er die Gefäße schützen kann. Auch die deutsche Herzstiftung berichtet, dass sich der Konsum positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken kann.4 Speziell Matcha als ganzes wurde bisher jedoch wenig untersucht. Ein Review aus 2022 analysierte Studien, die sich mit dem therapeutischen Potenzial von Matcha beschäftigten.5 Humanstudien konnten zeigen, dass Matcha Stress und Ängstlichkeit reduzieren konnte, während sich das Erinnerungsvermögen verbesserte. Bei Versuchstieren wurde festgestellt, dass Matcha die Geschwindigkeit einer Gewichtszunahme ausbremsen und die Menge an verzehrtem Futter reduzieren könne. Erste In-vitro-Studien zeigten einen wachstumshemmenden Effekt auf Brustkrebszellen.
Alles in allem scheint sich Matcha positiv auf die Gesundheit auszuwirken. Für gesicherte Erkenntnisse und Gesundheitsversprechen ist jedoch weitere Forschung – insbesondere in Form von Humanstudien – erforderlich.
Mit Material von dpa