22. Januar 2021, 16:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Maca soll eine heilende und potenzsteigernde Wirkung haben. Klingt nach Superfood. Aber ist es das auch? FITBOOK fragte bei einem Ernährungswissenschaftler nach.
In Südamerika vertraut man von jeher auf die Kräfte der Maca-Pflanze. In den vergangenen Jahren hat sich das pulverisierte Extrakt des Kreuzblütengewächses auch in Deutschland verbreitet – nicht nur als Küchenzutat und unter Naturheilkundlern, sondern auch als Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Aber was ist dran am Hype um Maca?
Inhaltsverzeichnis
Was genau ist eigentlich Maca?
Die Maca-Pflanze ist rein optisch eine Kreuzung aus Radieschen und Steckrübe. Sie besteht aus einer Knolle, die geschmacklich als nussig-erdig beschrieben wird, und auch ihre kresseartigen Blätter sind essbar. In ihrer peruanischen Heimat wird Maca seit etwa 2000 Jahren angebaut, daher auch ihr Spitzname „Peru-Ginseng“.
Die Knolle gibt es in Schwarz, Gelb und Rot. Sie ist ein fester Bestandteil der südamerikanischen Küche, vergleichbar etwa mit unserer Kartoffel. Maca kann im Ofen gegart, gekocht oder als Brei serviert werden. Außer als Nahrungsmittel wird sie aber auch aufgrund ihrer Wirkung genutzt.
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Maca als Aphrodisiakum und zur Testosteron-Steigerung
In Deutschland findet man frische Maca allenfalls im sehr gut sortierten Reformhaus oder im heimischen Garten, vorausgesetzt, man hat entsprechendes Saatgut eingepflanzt. Viel üblicher und einfacher erhältlich ist Maca hierzulande als Nahrungsergänzungsmittel in Kapsel- oder Pulverform. Wer solches schluckt, es sich ins Müsli oder in den Smoothie rührt, tut das eventuell wegen der angeblich leistungs-, lust- und potenzsteigernden Wirkung. Entsprechende Nahrungsergänzungsmittel werden unter anderem damit beworben, den Testosteronspiegel erhöhen sowie die Fruchtbarkeit und die Fähigkeit, zum Höhepunkt zu kommen, verbessern zu können.
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Die anregende Wirkung soll sogar in wissenschaftlichen Studien belegt worden sein. Beispielsweise haben chinesische Forscher bei Mäusen, die Maca-Pulver bekommen haben, eine dreimal so starke sexuelle Aktivität gemessen wie bei den Test-Mäusen. Wichtig: Die Chinesen räumten damals allerdings ein, dass ihre Untersuchung kaum repräsentativ ist. Und: dass weitere Untersuchungen nötig sind, um die Nutzbarkeit als pflanzliches Potenzmittel einschätzen zu können.
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Hat Maca-Pulver wirklich eine potenzsteigernde Wirkung?
FITBOOK hat beim Experten nachgefragt, ob Maca-Pulver wirklich die Wirkung hat, die sich viele davon versprechen. Das Fazit von Ernährungswissenschaftler Sven-David Müller: Nein. „In den Anden ist Maca ein Nahrungsmittel“, erklärt er, „eine kohlenhydratreiche Knolle.“ Er zieht wieder den Vergleich mit unserer Kartoffel, die ebenfalls Kohlenhydrate enthalte, zudem „Eiweiß und natürlich auch Kalzium oder andere Inhaltsstoffe – alle Lebensmittel haben Inhaltsstoffe. Das macht sie noch lange nicht zu einem Potenzmittel“.
Mit anderen Worten: Es mag Wertvolles in der Maca-Knolle stecken (genauso wie in verschiedenen Obst- und Gemüsesorten, die bei uns beheimatet sind) – im entsprechenden Pulver aber längst nicht mehr! „Die in Nahrungsergänzungsmitteln enthaltenen Mengen sind so gering, dass sie keinerlei Wirkung oder Nutzen für den Menschen haben können.“ Mehr wäre übrigens auch nicht erlaubt, da Nahrungsergänzungsmittel keine medizinische Wirkung haben dürfen. Müller zu FITBOOK: „Wer Gesundheitswirkungen haben möchte oder braucht, muss in der Apotheke Arzneimittel kaufen oder sich welche verschreiben lassen.“
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Nährwerte von Maca
Maca-Pulver enthält:
- ca. 60 bis 70 Prozent Kohlenhydrate
- ca. 10 bis 14 Prozent Eiweiß
- ca. 1 bis 3,5 Prozent Fett
- ca. 7 bis 8 Prozent Ballaststoffe
Zudem hat Maca-Pulver viele wichtige Nährstoffe, steckt voller Aminosäuren, darunter auch alle essenziellen Aminosäuren, und ist je nach Verarbeitungsprozess reich an Vitamin C, B2, B3 und B6 sowie Kalizium, Kalium, Eisen, Kupfer und Mangan.
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Fazit: Die Knolle ist leider kein Superfood
Als Pulver verleiht der Exot Getränken und Speisen einen malzigen, leicht süßlichen Geschmack. Letzterer kann (auch) mit den zugesetzten Süßungsmitteln zusammenhängen, und das ist auch schon das nächste Problem: Laut Müller kommt in Maca-Präparaten die namensgebende Zutat zu kurz, dabei seien sie oft „extrem teuer, reich an Zucker, Maltodextrin (aus Stärke künstlich hergestelltes Kohlenhydrat, Anm. d. Red.) oder anderen Füllstoffen“.
Soll heißen: Wenn Maca, dann die Knolle selbst. „Sie schmeckt gut und riecht toll nach Moschus“, findet der Fachmann.