4. Mai 2023, 14:59 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Low Carb oder Low Fat – was ist gesünder? Eine aktuelle Harvard-Studie ist diesem alten Ernährungsstreit erneut nachgegangen und kam zu überraschenden Ergebnissen.
In den 90er-Jahren und frühen 2000ern galt noch das Credo: Low Fat ist die beste Ernährungsform, wenn man schlank und gesund ein hohes Alter erreichen möchte. Dann wurde Zucker bzw. Weißmehl zum Hauptfeind erklärt, sodass fettreiche Low-Carb-Diäten wie Atkins oder Keto wieder salonfähig wurden. Eine neue Untersuchung stellt sich gegen den aktuellen Trend und sagt: Eine Low-Carb-Ernährung erhöht auf Dauer die Sterblichkeit – und zwar überraschend drastisch.
Übersicht
Langzeitstudie mit 371.159 Amerikanern
Die Forscher analysierten detaillierte Ernährungsinformationen von 371.159 Amerikanern. Diese waren zu Beginn der Studie (1995) zwischen 50 und 71 Jahre alt. Dabei suchten sie vor allem nach Zusammenhängen zwischen Ernährung und Lebenserwartung. Die Teilnehmer wurden in Gruppen eingeteilt, wobei die 20 Prozent, die die wenigsten Kohlenhydrate aßen, in eine Kontrollgruppe gesteckt und mit den 20 Prozent verglichen wurden, deren Ernährung die meisten Kohlenhydrate enthielt. Dabei wurde noch einmal in „gesunde“ und „ungesunde“ fettarme Ernährung unterteilt – je nachdem, ob die Kohlenhydrate aus Vollkorn-Quellen oder Zucker und Weißmehl stammten. Insgesamt registrierten die Forscher innerhalb der 23 Studienjahre 165.698 Todesfälle, heißt in der Untersuchung, die im Fachmagazin „Journal of Internal Medicine“ veröffentlicht wurde.1
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Selbst „gesunde“ Low-Carb-Diäten erhöhen die Sterblichkeit
Eine Ernährung, die auf magerem Fleisch und viel Gemüse basiert, ordneten die Forscher als „gesund“ ein, während jemand, der viel raffinierten Zucker und verarbeitete Lebensmittel isst, sich „ungesund“ ernährt. Und trotzdem fanden die Wissenschaftler heraus, dass Menschen, die sich fettarm ernährten – ob gesund oder nicht – ein höheres Alter erreichten, verglichen mit Menschen, die sich fettreich ernährten. Sprich: Low Carb begünstigt offenbar eine höhere Sterblichkeit, und zwar laut Studie um bis zu 38 Prozent. Menschen mit einer keto-ähnlichen Ernährung starben im Vergleich zu ihren kohlenhydratreichen Altersgenossen zu 28 Prozent häufiger an irgendeiner Ursache, darunter vor allem Herzprobleme und Krebs.
Fettarm laut Forschern immer die „gesündere Ernährungsform“
Eine ausgewogene, fettarme Diät ist und bleibt laut Forschern die beste Methode, langfristig Gewicht zu verlieren und die allgemeine Gesundheit zu verbessern. Genauer: Laut der Studie kann die klassische Low-Fat-Ernährung das Risiko eines frühen Todes jedes Jahr um bis zu 34 Prozent verringern. Was auf den Tellern landen sollte: viel frisches Obst und Gemüse, mageres Fleisch, Fisch, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Olivenöl. Tabu sind gesättigte Fette und Transfette, die für den lebensverkürzenden Effekt verantwortlich sein sollen. Dazu gehören rotes Fleisch, Wurst, Butter, Käse, Vollmilch sowie stark verarbeitete und frittierte Produkte. „Eine gesunde Low-Fat-Diät mit wenig gesättigten Fettsäuren senkt das Risiko eines frühen Todes für Menschen ab 50 Jahren. Unsere Studie stützt diese Vermutung erneut“, heißt es abschließend in einer Studienmitteilung.2
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Quellen
- 1. Zhao, Y., Li, J., Wang, W., et al. (2023) Low-carbohydrate diets, low-fat diets, and mortality in middle-aged and older people: A prospective cohort study. Journal of Internal Medicine.
- 2. Wiley. Can low-carbohydrate or low-fat diets prolong life in middle-aged and older adults? (aufgerufen am 4.5.2023)