
11. März 2025, 15:49 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die Ernährung hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit unseres Darms und spielt entsprechend auch eine Rolle bei der Entstehung von Darmkrebs. Je nachdem, was wir essen und trinken, fördern wir unsere Darmgesundheit oder erhöhen das Risiko für Krankheiten wie Krebs. Nun verglichen Forscher drei verschiedene Ernährungsformen in Bezug auf ihre Rolle für das Darmkrebsrisiko. Besonders im Fokus: Die Low-Carb-Ernährung. FITBOOK-Redaktionsleiterin Melanie Hoffmann erklärt die Details der Studie.
Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen weltweit.1 Neben genetischen Faktoren spielen Ernährung und Darmflora eine entscheidende Rolle. Eine wachsende Zahl von Studien weist darauf hin, dass bestimmte Stämme von Escherichia coli (insbesondere pks+ E. coli) eine Rolle bei der Entstehung von Darmkrebs spielen könnten.2 Diese Bakterien produzieren Colibactin, ein Toxin, das die DNA schädigt. Ein Forschungsteam untersuchte nun, wie verschiedene Ernährungsformen das Wachstum dieser Bakterien und deren krebserregendes Potenzial beeinflussen. Dabei zeigte sich, dass besonders eine Low-Carb-Ernährung unter bestimmten Umständen die Schutzmechanismen des Darms schwächt und das Risiko für Darmkrebs erhöhen kann.
Übersicht
Das haben die Forscher untersucht
Die Forscher wollten herausfinden, wie Ernährung, Darmflora und genetische Anfälligkeit für Darmkrebs zusammenwirken. Der Fokus lag dabei auf der Rolle von pks+ E. coli, die Colibactin produzieren und mit Darmkrebs in Verbindung stehen.
Konkret untersuchte die Studie, wie sich verschiedene Ernährungsweisen auf die Darmflora und Entzündungen im Darm auswirken. Dabei wollte man herausfinden, ob eine Form der Ernährung womöglich deutlicher als andere mit einem Risiko für Darmkrebs verbunden sein könnte und wenn ja, welche dies ist. Außerdem wollten die Wissenschaftler testen, ob sich ein möglicher negativer Effekt einer Ernährungsweise umkehren ließe. Neben einer Standardernährung und einer Ernährung mit viel Zucker und Fett (westliche Ernährung) erhielt die Low-Carb-Ernährung besondere Aufmerksamkeit. Da diese Ernährungsform mit dem Risiko einhergeht, zu wenig Ballaststoffe zu konsumieren, wurde auch dieser Faktor in der Untersuchung berücksichtigt.3
Ablauf der Studie
In ihrer Studie experimentierten die Forscher an Mäusen, die genetisch anfällig für Darmkrebs waren. Diese wurden mit verschiedenen Bakterienstämmen infiziert – darunter pks+ E. coli. Anschließend wurden sie auf eine von drei Diäten gesetzt:
- Normale Standarddiät (NCD)
- Ballaststoffarme, kohlenhydratarme Diät (Low-Carb-Ernährung)
- Westliche Ernährung (WSD) mit hohem Zucker- und Fettgehalt
Die Mäuse wurden neun Wochen lang mit einer der drei Diäten gefüttert. Anschließend wurden die Anzahl der Polypen und andere Marker für Darmkrebs analysiert. Nach weiteren sieben Wochen – insgesamt 16 Wochen nach Beginn der Studie – erfolgte eine erneute Untersuchung auf Polypen und Tumore.
Gemessen wurden:
- Die Anzahl der Polypen und Tumore
- DNA-Schäden durch Colibactin
- Veränderungen der Darmflora
- Entzündungsmarker im Darm
Zusätzlich wurde untersucht, ob sich die negativen Effekte durch die Zugabe von Ballaststoffen (Inulin) oder entzündungshemmende Medikamente (PPAR-γ-Agonisten) reduzieren ließen.
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Ballaststoffarme Low-Carb-Ernährung erhöhte Risiko für Darmkrebs
Die Ergebnisse zeigten, dass von allen getesteten Bakterien- und Diätkombinationen nur die Kombination aus pks+ E. coli und der ballaststoffarmen, kohlenhydratarmen Ernährung das Risiko für Darmkrebs signifikant erhöhte.4
Die Erkenntnisse der Studie im Überblick
Erhöhte Tumorbildung
Die Mäuse in dieser Gruppe entwickelten signifikant mehr Polypen und Tumore als die anderen Gruppen.
DNA-Schäden durch Colibactin
Die Bakterien produzierten das genotoxische Colibactin, das die DNA schädigte und genetische Mutationen förderte.
Ausgedünnte Schutzschicht im Darm
Die Low-Carb-Diät führte zu einer Verdünnung der Darmschleimhaut, sodass Colibactin die Darmzellen leichter erreichte.
Entzündungsfördernde Prozesse
Die Kombination aus pks+ E. coli und der Low-Carb-Diät verstärkte entzündliche Prozesse, was die Entstehung von Krebs zusätzlich begünstigte.
Zelluläre Seneszenz
Die betroffenen Darmzellen zeigten Zeichen der Seneszenz (Phänomen, bei dem die Zellen aufhören, sich zu teilen) – ein Zustand, der das Tumorwachstum fördern kann.
Schutz durch Ballaststoffe
Die gute Nachricht: Die negativen Effekte konnten durch die Zugabe von Ballaststoffen deutlich abgeschwächt werden. Mäuse, die zusätzlich Inulin erhielten, entwickelten weniger Tumore, und die Entzündungswerte waren niedriger.
Bedeutung der Studienergebnisse
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Ernährung einen erheblichen Einfluss auf das Darmkrebsrisiko haben kann, besonders in Kombination mit pks+ E. coli. Das ist besonders deshalb besorgniserregend, da E. coli in vielen Darmkrebsfällen nachgewiesen werden können, diese Bakterien also im Darm gar nicht so selten zu sein scheinen.5 Wenn dann noch eine ballaststoffarme Ernährung hinzukommt, erhöht dies gemäß der aktuellen Studie das Erkrankungsrisiko, indem sie die Schutzmechanismen des Darms schwächt und entzündliche Prozesse verstärkt.
Gleichzeitig gibt es aber auch eine vielversprechende Präventionsstrategie: Eine ballaststoffreiche Ernährung kann die schädlichen Effekte zumindest teilweise ausgleichen. Die Forscher planen, in weiteren Studien zu untersuchen, welche Ballaststoffarten am wirksamsten sind und wie sich diese Erkenntnisse auf den Menschen übertragen lassen.
Einordnung der Studie und mögliche Einschränkungen
Diese Studie liefert eine der bislang detailliertesten Analysen zur Wechselwirkung von Ernährung, Darmflora und genetischen Faktoren im Kontext von Darmkrebs. Sie zeigt klare Mechanismen auf, wie eine ballaststoffarme Ernährung in Kombination mit pks+ E. coli die Krebsentstehung fördert.
Allerdings gibt es einige Einschränkungen:
Die Untersuchung erfolgte an Mäusen – die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen muss erst noch bestätigt werden.
Die Studie konzentrierte sich auf eine spezifische Diätkombination und bestimmte Bakterien – andere Umwelt- und Lebensstilfaktoren wurden nicht berücksichtigt.
Langzeitstudien am Menschen fehlen noch, um endgültige Empfehlungen abzuleiten.

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Fazit
Diese Studie liefert neue Belege dafür, dass eine ballaststoffarme Low-Carb-Ernährung das Risiko für Darmkrebs erhöhen kann – besonders in Kombination mit pks+ E. coli. Die Verdünnung der Darmschleimhaut und die verstärkte DNA-Schädigung durch Colibactin spielen dabei eine Schlüsselrolle.
Die wichtigste Erkenntnis: Eine ballaststoffreiche Ernährung könnte ein einfacher und effektiver Weg sein, dieses Risiko zu senken. Zukünftige Forschung sollte untersuchen, welche Ballaststoffarten den besten Schutz bieten und ob sich diese Effekte auch beim Menschen bestätigen lassen. Bis dahin ist klar: Eine faserreiche Ernährung fördert nicht nur die Darmgesundheit, sondern könnte auch vor Krebs schützen.