12. August 2024, 20:23 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine ketogene, also kohlenhydratarme Ernährung könnte sich negativ auf das Darmmikrobiom auswirken, indem sie nützliche Bakterien reduziert. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie aus England. Was bedeutet das für Sportler und Menschen, die Fett verbrennen möchten?
Die ketogene Ernährung liegt im Trend. Die wichtigste Regel dabei: Kohlenhydrate wie Brot, Nudeln, Reis und – erst recht – Zucker sind weitgehend tabu. Als Folge schmilzt das Körperfett und der Muskelaufbau wird bei regelmäßigem Training gefördert (FITBOOK berichtete). Das stimmt, bestätigt auch die aktuelle Studie der Universität Bath. Sie zeigt aber auch noch eine unerwünschte Kehrseite der kohlenhydratarmen Keto-Diät: ein geschädigtes Darmmikrobiom – mit potenziell langfristigen gesundheitlichen Folgen. Auch der Gehalt ungünstiger Fette im Blut stieg bei den Keto-Probanden besorgniserregend an.
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Übersicht
Studie mit 53 gesunden Erwachsenen
Die Forscher rekrutierten 53 gesunde Frauen und Männer und teilten sie in drei Gruppen ein. Die erste Gruppe ernährte sich gesund (ausgewogenes Verhältnis von Fett, Kohlenhydraten und Eiweiß) und zuckerarm. In der zweiten Gruppe wurde der Zuckeranteil noch weiter reduziert auf unter fünf Prozent. Die dritte Gruppe ernährte sich streng ketogen, mit weniger als acht Prozent Kohlenhydraten.
Zur Erinnerung: Ein allgemeiner Richtwert für die tägliche Kohlenhydratzufuhr liegt bei etwa 45 bis 60 Prozent der Gesamtkalorienzufuhr. 12 Wochen später untersuchten die Forscher, wie sich Blutwerte, Stoffwechsel, Gewicht und Co. bei den Probanden durch die jeweilige Diät verändert hatten. Die Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift „Cell Reports Medicine“ veröffentlicht.1
Die wichtigsten Erkenntnisse der Keto-Studie
Der Vergleich der Gesundheitswerte bei ketogener Ernährung vs. zuckerarmer Ernährung ergab:
Weniger nützliche Darmbakterien
Die ketogene Ernährung veränderte die Zusammensetzung des Darmmikrobioms der Probanden und reduzierte insbesondere die Bifidobakterien. Diese nützlichen Bakterien haben weitreichende Vorteile: Sie produzieren B-Vitamine, hemmen Krankheitserreger und schädliche Bakterien und senken den Cholesterinspiegel. Interessant: Der Zuckerverzicht hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Zusammensetzung des Darmmikrobioms.
Erhöhter Cholesterinspiegel
Die Keto-Diät erhöhte den Cholesterinspiegel der Probanden. Genauer erhöhte sie das Apolipoprotein B (apoB), das Plaquebildung in den Arterien verursacht. Dagegen senkte die zuckerarme Diät den Cholesterinspiegel deutlich.
Beide Diäten reduzierten Körperfett
Die Keto-Diät führte zu einem durchschnittlichen Fettabbau von 2,9 Kilogramm pro Person, die zuckerreduzierte Diät zu einem durchschnittlichen Fettabbau von 2,1 Kilogramm.
Veränderungen im Stoffwechsel
Die Forscher stellten außerdem fest, dass die Keto-Diät den Fettstoffwechsel und den Energieverbrauch der Muskeln deutlich veränderte. Der Körper der Probanden bezog seine Energie aus Fett und nicht wie üblich aus Glukose. Die Keto-Diät verringerte auch die Glukosetoleranz, was bedeutet, dass der Körper Kohlenhydrate weniger effizient verarbeitet.
Warum ein gesundes Darmmikrobiom so wichtig ist
Die negativen Auswirkungen einer ketogenen Ernährung auf das Darmmikrobiom und damit auf die Darmgesundheit können problematisch sein. „Ballaststoffe sind für das Überleben nützlicher Darmbakterien wie Bifidobakterien unerlässlich. Die ketogene Diät reduzierte die Ballaststoffaufnahme auf etwa 15 Gramm pro Tag“, erklärt Studienleiter Dr. Russell Davies.2 „Dies kann zu langfristigen gesundheitlichen Folgen führen. Zum Beispiel zu Verdauungsstörungen wie dem Reizdarmsyndrom, einem erhöhten Risiko für Darminfektionen und einer geschwächten Immunfunktion.“ Der Darm gilt auch als Ausgangspunkt für verschiedene Volkskrankheiten wie Übergewicht, metabolischem Syndrom, Fettleber und Diabetes (FITBOOK berichtete). Ein gestörtes Mikrobiom kann nicht nur körperlich krank machen, sondern auch psychische Erkrankungen wie Depressionen begünstigen und möglicherweise das Leben verkürzen (FITBOOK berichtete).
Besorgniserregende Cholesterin-Ergebnisse
Die mit den Stoffwechselveränderungen einhergehenden erhöhten Blutfettwerte empfindet der ebenfalls an der Studie beteiligte Forscher Dr. Aaron Hengist als ebenfalls besorgniserregend: „Trotz der Reduzierung der Fettmasse erhöhte die ketogene Diät den Gehalt ungünstiger Fette im Blut unserer Teilnehmer. Das kann, wenn es über Jahre anhält, langfristige gesundheitliche Folgen haben. Beispielsweise ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfälle.“
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Zuckerarme Ernährung ist die gesündeste Option
Angesichts dieser neuen Forschungsergebnisse kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass eine zuckerarme Ernährung für die meisten Menschen besser ist, die Fett verbrennen wollen. Auch wenn die ketogene Diät einige positive Eigenschaften zu haben scheint, haben frühere Studien bereits gezeigt, dass die Trend-Diät im Verdacht steht, Diabetes, Nierenschäden, Herzprobleme und sogar Krebs und Alzheimer zu begünstigen (FITBOOK berichtete).