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Werbespot legt es nahe

Eignet sich Ketchup als günstige Energiequelle für Ausdauersportler? Das sagen Experten

Ketchup aus der Tüte als Energiequelle für Sportler? Das zumindest behauptet ein neuer Werbespot.
Ketchup aus der Tüte als Energiequelle für Sportler? Das zumindest behauptet ein neuer Werbespot. Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

23. November 2023, 4:47 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Für viele Menschen gilt Ketchup als der Inbegriff von ungesundem Essen, denn meistens verzehren wir ihn in Kombination mit Fast Food. Nun wirbt ein Hersteller damit, dass es eine ideale Energiequelle für Ausdauersportler ist. FITBOOK hat zwei Ernährungsexperten gefragt, was sie davon halten.

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Wer an gesundes Essen denkt, hat wohl am wenigsten Tomatenketchup im Sinn. Zum einen gilt Ketchup als Kalorienbombe mit fast einem Viertel Zuckeranteil pro 100 Gramm. Zum anderen enthält es viel Salz. Und so wundert es kaum, dass die Kombination aus Tomaten, Zucker, Essig und Salz zur beliebtesten Fast-Food-Soße avancierte. Egal, ob zu Pommes, Burgern oder Fertiggerichten, für viele Menschen gehört Ketchup zum Essen einfach dazu. Allerdings verzichten gesundheitsbewusste Menschen oft auf diese Fertigsoße. Offenbar versucht jetzt der Ketchup-Hersteller das Image aufzupolieren und wirbt damit, dass Ketchup in kleinen Sachets sich ideal als Energiequelle für Ausdauersportler eignet. FITBOOK hat bei zwei Medizinern nachgefragt, ob das tatsächlich so ist – und ob es Sinn macht, Ketchup beim Sport zu konsumieren.

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Heinz bewirbt sein Ketchup als Energiequelle für Läufer

Ketchup-Hersteller Heinz ist besonders kreativ und clever, um sein weltbekanntes Produkt zu vermarkten. Anders kann man sich den aktuellen Werbespot, der vor allem in Nordamerika ausgestrahlt wird, nicht erklären. Darin wird dem Zuschauer suggeriert, dass Läufer „überall Ketchup beim Laufen einnehmen“. Bei dem postulierten Hype soll es nur ein Problem geben: Ketchup-Nachschub während des Laufens zu finden.

Deswegen hat Heinz für all die Ketchup-hungrigen Läufer extra Laufrouten kreiert, die an Restaurants vorbeiführen, die Ketchup-Sachets anbieten. Diese Routen findet man in beliebten Lauf-Apps wie z. B. „Map My Run“ und „Strava“. Egal, ob in Toronto, New York oder San Francisco, jetzt können Läufer endlich überall ihren Ketchup finden. Das klingt so absurd, dass wir bei Experten nachfragen mussten, ob Ketchup tatsächlich als Energiequelle für Ausdauersportler taugt.

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Das steckt drin im Heinz-Ketchup

Zunächst schauen wir uns die Zutatenliste der weltberühmten Fertigsoße genauer an. Dort ist aufgelistet in der Reihenfolge der verwendeten Menge:

  • Tomaten (148 Gramm pro 100 Gramm Tomaten Ketchup)
  • Essig
  • Zucker
  • Salz
  • Gewürz – und Kräuterextrakte (enthält Sellerie)

Wichtig ist auch die Nährstoffzusammensetzung. Laut Verpackung sind sie wie folgt pro 100 Gramm:

  • Fett: 0,1 Gramm
  • Kohlenhydrate: 23,2 Gramm
  • davon Zucker: 22,8 Gramm
  • Eiweiß: 1,2 Gramm
  • Salz: 1,8 Gramm
  • Energiegehalt: 102 Kalorien

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Ist Ketchup eine billige Energiequelle für Sportler?

Obwohl Ketchup oft wegen des hohen Zuckergehalts kritisiert und als Dickmacher bezeichnet wird, könnte genau dieser Aspekt für Ausdauersportler interessant sein. Denn insbesondere Läufer, Triathleten und Rennradfahrer greifen gerne zu sogenannten „Energy Gels“, die schnell Energie und Elektrolyte liefern sollen. Diese sind jedoch teuer.

So kostet zum Beispiel das „Dextro Energy Liquid Gel“ als 18er-Packung (18x60ml) im Angebot 36,30 Euro. Das macht 33,61 Euro pro Liter. Und das, obwohl hauptsächlich Kohlenhydrate und Salz enthalten sind. Folgende Nährstoffe sind enthalten:

  • Wasser
  • Dextrose (25,2 %)
  • Invertzuckersirup (22,2 %)
  • Säuerungsmittel (Citronensäure)
  • Natriumcitrat
  • Konservierungsmittel (Kaliumsorbat)
  • natürliches Aroma

Zum Vergleich: 100 Sachets (17ml) von Heinz-Tomatenketchup gibt es im Handel für 9,90 Euro. Das macht 5,82 Euro pro Liter. Allerdings enthält das Ketchup etwa halb so viel Zucker wie die Energy Gels. Um also die gleiche Energiemenge zu erhalten, muss man doppelt so viel zu sich nehmen. Doch selbst dann kostet das Ketchup immer noch zwei Drittel weniger als Energy Gels. Aus rein ökonomischer Sicht ist das Ketchup also von Vorteil, weil es günstiger ist. Wer sich jedoch Wasser mit etwas Zucker und einer Prise Salz zubereitet, kommt noch viel günstiger weg.

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Das sagen die Experten zu Ketchup als Energiequelle

Aber was hält ein Mediziner und Ernährungsexperte von Ketchup als Energiequelle beim Sport? Wir haben Dr. Stefan Kabisch, Studienarzt an der Charité in Berlin, dazu befragt. „Energy-Gels gibt es in zig Varianten, mit mehr Zucker als Ketchup oder auch ganz ohne Zucker. Ketchup liegt da also im Mittelfeld“, so der Mediziner.

Allerdings haben die meisten Energy Gels deutlich weniger bis gar kein Salz. „Ketchup ist also in dem Punkt eindeutig extrem“, so die Einschätzung von Dr. Kabisch. Allerdings hätten Energy-Gels oft kaum Mineralien wie Kalium, Kalzium oder Magnesium. Das zeigt auch unser oben genanntes Beispielprodukt „Dextro Energy Liquid Gel“. Da Ketchup hauptsächlich aus Tomaten bzw. Tomatenmark besteht, „hat Ketchup hier gegenüber vielen Alternativen bizarrerweise einen Pluspunkt“, wenn es um Mineralien gehe, urteilt der Experte.

Wer Gewicht verlieren will, sollte auf Zucker beim Sport verzichten

Und dennoch dürfte es für viele Hobby-Läufer unsinnig sein, Ketchup beim Ausdauersport einzunehmen: „Wer Ausdauersport zur Gewichtsreduktion und Stoffwechselverbesserung betreiben will, sollte keines der Produkte nutzen. Man will ja Energie verbrauchen, Fettreserven abbauen und nicht während des Sports gleich wieder alles auffüllen“, sagt Dr. Kabisch. Wer Zucker, in welcher Form auch immer, beim Sport konsumiere, blockiere damit die Fettverbrennung, weil Insulin ausgeschüttet wird. Da viele Hobby-Sportler ihr Gewicht halten oder Körperfett verlieren wollen, sollten sie auf jede Art von Zucker beim Ausdauersport verzichten und die eigenen Fettreserven anzapfen.

„Wer Ausdauersport als Leistungssport betreibt und gar kein Gewichtsproblem hat, dem wird der Zucker im Ketchup nicht schaden. Den rennt man ja gleich wieder kaputt. Und die hohe Salzzufuhr gleicht die Schwitzverluste aus. Da kann ich aber schwer abschätzen, ob das zu viel Salz ist“, lautet die Einschätzung von Dr. Stefan Kabisch. Hier hat Ernährungsmediziner und Diabetologe Dr. Matthias Riedl eine klare Meinung: Finger weg von Ketchup!

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Isotonische Getränke statt Ketchup

Er betont auf FITBOOK-Nachfrage: „Der Salzgehalt sollte über die Getränke gesteuert werden. Bis zu einer Belastung von einer Stunde besteht aber kein besonderer Trinkbedarf. Darüber hinaus sollten je nach Größe und Schweißverlust 400 Milliliter bis 1 Liter Flüssigkeit getrunken werden. Diese Flüssigkeit sollte dann durch isotonische Getränke zugeführt werden, die neben Natrium auch Kalium, Magnesium und Kalzium enthalten. In den Empfehlungen der Arbeitsgruppe Sporternährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung lässt keinen Raum für diese Ketchup-Empfehlung.“

Die meisten Leistungssportler haben ihre Ernährung wahrscheinlich eh mit einem Ernährungsberater abgestimmt und schlürfen wahrscheinlich sowieso kein Ketchup beim Laufen. Aber auch Hobby-Sportler sollten generell eher sparsam mit dem Würzmittel umgehen – nicht nur beim Training, sondern auch sonst in ihrer Ernährung.

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Was zudem gegen Heinz Ketchup spricht? „Ökotest“

Besonders in Bezug auf Heinz Ketchup findet Dr. Riedl noch wichtig, zu betonen: „Ein weiteres Argument gegen Heinz Ketchup ist, dass Heinz die Herkunft seiner Tomaten nicht bekannt gibt und zudem laut ‚Ökotest‘ viele Schimmelpilzgifte enthält.“ In der Tat fiel Heinz Ketchup beim im Februar veröffentlicht „Ökotest“ aufgrund fehlender Transparenz und hoher Menge Schimmelpilzgifte durch (FITBOOK berichtete).

Themen Laufen
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