29. September 2020, 14:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Auf langen Wanderungen in den Bergen muss man irgendwann die Trinkflasche auffüllen. Ob man Quellwasser bedenkenlos trinken kann, hängt von zwei Faktoren ab, wie die Limnologin Dr. Stefanie von Fumetti gegenüber FITBOOK erklärt.
Wer schon mal eine lange Bergtour gemacht hat, weiß, wie sehr sich ein Abstieg nach dem Erreichen des Gipfelkreuzes ziehen kann. Damit er nicht zur Durststrecke wird, liegt es nahe, die Trinkflasche mit erfrischendem Quellwasser aus einer der unzähligen Bergquellen aufzufüllen. Aber kann man dieses Wasser eigentlich komplett bedenkenlos trinken? Diese Frage haben wir der Limnologin Dr. Stefanie von Fumetti gestellt, die an der Universität Basel u.a. das Leben in alpinen Quellen erforscht.
Woher das Quellwasser in den Bergen kommt
FITBOOK: Frau Dr. von Fumetti, was ist der Unterschied zwischen Quell-, Grund-, Leitungs- und Mineralwasser?
Dr. von Fumetti: „Quellwasser ist an der Oberfläche zutage getretenes Grundwasser. Leitungswasser kann Grundwasser sein. Es kann aber auch Uferfiltrat von Flüssen sein oder aus Seen (z.B. Bodensee!) stammen. In der Regel wird Leitungswasser noch aufbereitet, bevor es in unsere Wasserleitungen gelangt. Für Mineralwasser nimmt man gern Tiefengrundwasser, das seit Jahrhunderten im Untergrund ist.“
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Quellwasser trinkbar? 2 Faktoren sind entscheidend
FITBOOK: Kann man Wasser aus Bergquellen grundsätzlich bedenkenlos trinken?
„Es kommt darauf an. Die Reinigungsleistung der Mikroorgansimen im Grundwasser hängt vor allem von der Aufenthaltszeit im Untergrund ab. Die ist natürlich schwer auf den ersten Blick einzuschätzen. Grundsätzlich sollten Sie in Karstgebieten Quellwasser nicht trinken, denn da rauscht es eher rasch durch das poröse Gestein durch.“
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Was ist Karst?
„Durch Verwitterung entstandene, zerklüftete Landschaften aus Kalkgestein werden als Karst bezeichnet. Solche Karstgebiete sind in den Alpen und in Deutschland in den Mittelgebirgen anzutreffen, z.B. Schwäbische Alp. Die Wege des Wassers in bzw. unter einer Karstlandschaft sind sehr komplex: Es verschwindet in schmalen Rillen und Bodenlöchern und verweilt in vielen unterirdischen Speichern.“–
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Dr. von Fumetti weiter: „Auch im Gebirge haben wir eher Grundwasserleiter, in denen das Wasser weniger lang im Untergrund verweilt. Aber dort ist das Wasser generell nährstoffarm und frei von jeglichen Verunreinigungen und deswegen in der Regel trinkbar. Sie sollten Quellwasser nicht trinken, wenn oberhalb, also im Einzugsgebiet, Weidewirtschaft betrieben wird. Dann könnte das Wasser unter Umständen sogar mit Fäkalkeimen verunreinigt sein.“