
21. Juni 2024, 16:50 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine Tasse Kaffee ist oft Bestandteil der Morgenroutine, um die Müdigkeit zu vertreiben. Hinter dem Getränk steckt aber auch ein großer gesellschaftlicher Aspekt, denn gerne trifft man sich mit seinen Liebsten auf einen Kaffee. Kurz gesagt: Kaffee spielt in vielen Lebensbereichen eine Rolle. Doch nicht jeder kann unbedingt viel davon trinken – eine Studie zeigt, dass Kaffee-Gene existieren könnten, die den Konsum des braunen Wachmachers individuell beeinflussen.
Etwa 2,6 Milliarden Tassen Kaffee werden täglich weltweit getrunken.1 Nach Wasser ist Kaffee also das am zweithäufigsten konsumierte Getränk. Und das, obwohl in der Forschung regelrecht hitzig debattiert wird, ob die koffeinhaltige Flüssigkeit gut oder schlecht für die Gesundheit ist. So stellte bspw. eine Studie aus dem Jahr 2022 heraus, dass zwei bis drei Tassen Kaffee am Tag die Lebenserwartung verbessern können (FITBOOK berichtete). Eine andere Untersuchung ergab jedoch, dass der regelmäßige Konsum des Wachmachers zu einem erhöhten Risiko für Nierenerkrankungen beiträgt. Doch einer neuen Studie zufolge sollen Kaffee-Gene beeinflussen, ob sich der Genuss negativ oder positiv auf einen Menschen auswirkt – und auch bestimmen, wie viel Kaffee man trinken kann!
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Übersicht
Erhebung genetischer Daten
Forscher verschiedener Universitäten der USA schlossen sich zusammen, um gemeinsam herauszufinden, ob der Kaffee-Konsum mit der Genetik zusammenhängt. „Aus früheren Arbeiten hatten wir die begründete Vermutung, dass es Gene gibt, die beeinflussen, wie viel Kaffee jemand konsumiert“, erklärte Ph.D. Abraham Palmer, leitender Forscher der Studie und Professor an der UC San Diego School of Medicine, den Grund für ihre Untersuchungen in einer Pressemitteilung.2
Zur Klärung dieser Fragestellung nutzten die Wissenschaftler 130.153 Informationen von Personen aus der 23andMe-Datenbank.3 Dabei handelt es sich um ein Biotechnologie-Unternehmen, welches anhand von DNA-Proben der Kunden untersucht, wie die Genetik die Gesundheit beeinflusst. Diese Daten verglichen sie mit denen von 334.649 Menschen aus der UK-Biobank. Anhand statistischer Analysen stellte man genetische Assoziationen heraus:
- Positive genetische Assoziationen stellen eine Verbindung von einer bestimmten Genvariante (Genotyp) und einem bestimmten Zustand (Phänotyp) dar.
- Eine negative genetische Assoziation ist eine schützende Eigenschaft, die der Entwicklung einer Krankheit entgegenwirkt.
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Positive und negative Assoziationen mit Kaffee nicht eindeutig
Die genomweite Assoziationsstudie ergab, dass durchaus genetische Zusammenhänge mit Kaffee existieren. So können vererbte Genvarianten individuell beeinflussen, ob und wie viel man von dem Wachmacher trinkt. Positive genetische Assoziationen beobachte man in der Analyse beider Datenbanken, insbesondere bei Fettleibigkeit und Drogenkonsum. Das bedeutet jedoch nicht, dass jemand, der Kaffee trinkt, zwangsläufig irgendwann Drogen nimmt oder fettleibig wird. Vielmehr zeigt dieser Zusammenhang auf, dass die genetische Veranlagung zum Kaffee-Konsum in irgendeiner Weise mit diesen Merkmalen in Verbindung steht.
„Wir fanden positive Assoziationen zwischen der Genetik des bei 23andMe gemessenen Kaffeekonsums und psychiatrischen Störungen, aber diese Assoziationen waren tendenziell negativ, als sie in der UK Biobank untersucht wurden“, erklärte Hayley Thorpe, ebenfalls leitende Forscherin der Studie und Postdoktorandin an der Western’s Schulich Medicine & Dentistry in einer Pressemitteilung.4 „Aber in der UK Biobank sieht man das gegenteilige Muster, nämlich eine negative genetische Korrelation. Das ist nicht das, was wir erwartet haben.“
Das könnte zu den unterschiedlichen Ergebnissen geführt haben
Die Forscher haben einen Ansatz, warum die Analyse der beiden Datenbanken zu unterschiedlichen Ergebnissen kam. Zum einen wurden den Teilnehmern verschiedene Fragen gestellt. Bspw. formulierte 23andMe: „Wie viele Portionen koffeinhaltigen Kaffee (in der Größe einer Tasse) konsumieren Sie täglich?“ In der UK Biobank heißt es dagegen: „Wie viele Tassen Kaffee trinken Sie täglich (einschließlich koffeinfreien Kaffees)?“
Auch die regionalen Kaffeegewohnheiten könnten die Ergebnisse verfälschen. „Wir wissen, dass in Großbritannien Instantkaffee generell bevorzugt wird, während in den USA gemahlener Kaffee bevorzugt wird“, so Thorpe. Zusätzlich betonen die Forscher, dass in Großbritannien eine große Tee-Kultur herrscht, die ebenfalls Einfluss auf den Kaffeekonsum nehmen könnte. „Die Genetik beeinflusst viele Dinge. Zum Beispiel beeinflusst sie, wie groß man ist“, äußerte sich Palmer zu den Ergebnissen. „Und diese Dinge würden sich wahrscheinlich sehr ähnlich auswirken, egal ob man in den USA oder in Großbritannien lebt. Aber Kaffee ist eine Entscheidung, die die Menschen selbst treffen.“

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Einordnung der Studie
Diese Forschung markiert nur den Anfang der Untersuchungen, ob Kaffee-Gene existieren und welche genetischen Zusammenhänge mit dem Konsum des koffeinhaltigen Getränks und der individuellen Gesundheit bestehen. Demnach ist klar, dass es weiterer Studien bedarf, um die These weiter zu stützen und Kausalitäten zu klären.
Aktuell wurden nur Daten aus den USA und Großbritannien einbezogen, weshalb man noch weitere Informationen von Teilnehmern aus anderen Ländern nutzen sollte. Zusätzlich sollten die Fragestellungen konkret und einheitlich gestellt werden, um eindeutigere Ergebnisse zu erzielen.