30. April 2023, 8:10 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ka’Chava verspricht das extragesunde All-In-One-Wonder unter den pflanzlichen Trinkmahlzeiten zu sein. Natürliche Superfood-Extrakte statt Konservierungsstoffe. Was ist dran? FITBOOK hat bei einem Experten nachgefragt.
In den USA ist es schon länger auf dem Markt, jetzt schwappt Ka’Chava auch nach Deutschland rüber. Das Pulver will mehr können, als nur eine Mahlzeit ersetzen. Es soll den Körper mit mehr oder weniger allen wichtigen Nährstoffen versorgen. Das Versprechen: Über 70 Superfoods und weitere pflanzliche Inhaltsstoffe sollen helfen, auf ganzer Linie gesund zu bleiben. Was steckt genau in der neuen Trinkmahlzeit und wie gesund ist sie? Gemeinsam mit dem Ernährungsexperten Prof. Sven-David-Müller hat FITBOOK den Mahlzeitenersatz unter die Lupe genommen.
Übersicht
Das will Ka’Chava seiner Kundschaft bieten
Ka’Chava will gleich mehrere gesunde Vorteile bieten. Es enthält eine Reihe von Vitaminen, Mineralstoffen und essenziellen Aminosäuren. Es ist vegan und glutenfrei. Das Unternehmen wurde 2014 von Simon Malone gegründet, nachdem er Schwierigkeiten hatte, ein überzeugendes Produkt zu finden, das ihn auf seinen Reisen durch Thailand begleite. Also hat er sich kurzerhand selbst an die Arbeit gemacht und ein Pulver (einfach mit Wasser mixen und fertig!) entwickelt, dessen Basis aus pflanzlichen Proteinen besteht (Reis, Erbsen, Amaranth etc.). Dazu pflanzliche Ballaststoffe, pulverisiertes Obst und Gemüse, Omega-3-Fettsäuren, natürliche Aromen, Probiotika, Verdauungsenzyme und eine Vitamin- und Mineralmischung. Was nicht drin steckt: Gluten, tierische Produkte, Konservierungsstoffe, Soja. Und: Laut der Produktwebsite hat das Unternehmen seit 2017 durch seine Umweltschutzbemühungen mit The Rainforest Trust über 47.000 Hektar Regenwald gerettet. Ein Super-Shake, der nicht nur die Gesundheit fördert, sondern auch die Welt ein bisschen besser macht?
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Diese Nährwerte stecken in Ka’Chava
Nährwerte | pro 100 ml | RM* |
---|---|---|
Energie pro 60-Gramm-Portion | 1046 kJ / 250 kcal | |
Fett | 7 g | 11 % |
- davon gesättigte Fettsäuren | 4,4 g | 23 % |
Kohlenhydrate | 19 g | 8 % |
- davon Zucker | 7 g | 25 % |
Ballaststoffe | 6 g | 30 % |
Eiweiß | 25 g | 48 % |
Salz | 1,1 g | 15 % |
Das sagt der Experte
Der ernährungsmedizinische Wissenschaftler Prof. Sven David Müller hat sich das Produkt und Zutatenliste einmal genauer angeschaut und stellt gleich zu Beginn fest: „Superfood – ein reiner Marketingbegriff. Was damit gemeint ist, sind bestimmte Lebensmittel, die eine hohe Nährstoffdichte haben. Das gilt allerdings nur für das frische Produkt. Dieses Pulver ist ein reines und zudem stark verarbeitetes Industrieprodukt.“ Was ihn dabei besonders alarmiert: die ultralange Zutatenliste. Sein hartes Urteil: „Auch wenn vieles davon natürlichen Ursprungs ist, ist Ka’Chava nichts weiter als ein Nahrungsergänzungsmittel mit einer Vitamin- und Mineralstoffmischung.“
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Kein Lebensmittel, sondern Nahrungsergänzungsmittel
Ein weiterer Nachteil für den Experten: Das Produkt ist mit 85 Euro pro Beutel extrem kostspielig, zumal sich der Wert aus der Zutatenliste nicht erschließt. Auch stoßen dem Ernährungsforscher einige Inhaltsstoffe auf: „Zinkoxid hat eine ganz schlechte Resorptionsfähigkeit, die zugesetzten Ballaststoffe behindern die Aufnahme bestimmter Mineralstoffe, Kokosblütenzucker ist nicht besser als Rübenzucker und damit unnötig, genauso wie Verdauungsenzyme, die im Magen verdaut werden. Verdaute Verdauungsenzyme sind wertlos. Die Vitamine und Mineralstoffe kommen nicht vom Gemüse- und Früchtepulver, sondern sind künstlich zugesetzt.“ Seine Einschätzung: „ Ka’Chava kein gesundes Lebensmittel, sondern ein teures Nahrungsergänzungsmittel.“
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Mehr Salz als echtes Gemüse enthalten
Ebenso auffällig: In der Zutatenliste befindet sich Natriumchlorid, also Kochsalz noch vor der angegebenen Gemüsemischung. Pro Portion sind es 1,1 Gramm Kochsalz. Das heißt, der reine Gemüseanteil ist verschwindend gering. „Wir sollten aber täglich 500 bis 1000 Gramm Gemüse und Obst essen. Was da aufgenommen wird, befindet sich im Gramm-Bereich.“ Außerdem: Für die Mega-Zutatenliste müssen Produkte aus der ganzen Welt herangeschafft und verarbeitet werden. Der CO₂-Abdruck ist enorm. Einige, wie beispielsweise Acai- oder Maqui-Beere sind alles andere als nachhaltig (FITBOOK berichtete). „Wer regional, frisch und saisonal kauft, tut mehr für den Regenwald.“
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Fazit: Ein Käsebrötchen und ein Apfel sind die bessere Wahl
Ist Ka’Chava gesund? „Die Behauptung seitens der Hersteller halte ich für irreführend, wenn nicht rechtlich problematisch“, fasst Müller zusammen. „Ich bin mir aber ziemlich sicher: Schaden tut das Produkt nicht.“ Gestresste Menschen, die wenig Zeit zum Kochen haben, sind mit einem Apfel, einem Käsebrötchen und zwei Haferkeksen besser bedient. „Da hat der Körper mehr von. Unser Organismus ist auf natürliche Lebensmittel eingestellt. Sich von Pulver-Shakes zu ernähren, ist evolutionär nicht vorgesehen.“