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Volksleiden

Hilft Joghurtessen gegen Bluthochdruck? Das sagen Studien

Illustration des menschlichen Gefäßsystems
Bluthochdruck begünstigt schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen – bis hin zu Schlaganfall und Herzinfarkt Foto: Getty Images

6. Juli 2023, 16:55 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Menschen, die regelmäßig fettarmen Joghurt essen, haben ein deutlich verringertes Bluthochdruck-Risiko: So lautete das Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2013. Und auch 2021 wiesen Forschende auffallend niedrige Blutdruckwerte bei Joghurtessern nach. Warum das Milchprodukt dennoch kein probates Mittel gegen Bluthochdruck ist.

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Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit haben Bluthochdruck – viele wissen davon nichts. Die Betroffenen haben dadurch ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Weltweit sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache. Deshalb nehmen Millionen von Bluthochdruck-Patienten sogenannte Blutdrucksenker ein – also Medikamente, die den Blutdruck regulieren und so auf lange Sicht vor einem möglichen Herzinfarkt oder Schlaganfall schützen sollen. Unbestritten hat aber auch die Ernährung einen Einfluss auf den Blutdruck. Ein Lebensmittel, dem Studien in diesem Zusammenhang eine gewisse Wirkung attestieren, ist Joghurt. Täglich ein Becher davon, um Bluthochdruck zu behandeln? So einfach ist es nicht. FITBOOK erklärt den Zusammenhang.

Vitamine und Nährstoffe in Joghurt

Joghurt gehört bekanntlich zu den gesündesten Milchprodukten, wenn er ohne Zuckerzusätze auskommt. Durch seine Milchbakterien fördert er nicht nur die Verdauung, sondern kann auch zu einem gesunden Immunsystem beitragen – zumindest in der Theorie. Denn in der Praxis sind beim handelsüblichen Joghurt oft nicht ausreichend viele Bakterien vorhanden, um einen positiven Effekt auf die Darmflora zu erzielen. Ungesüßter, unverarbeiteter Joghurt ist eine Quelle für KalziumKalium, Phosphor, MagnesiumZink sowie die B-Vitamine Riboflavin, Niacin, Vitamin B6 und Vitamin B12. Aber kann man mit dem regelmäßigen Verzehr von Joghurt wirklich Bluthochdruck behandeln?

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Verringertes Bluthochdruck-Risiko bei Joghurtessern in Studien

Bereits 2013 rückte das beliebte Milchprodukt mit dieser Zuschreibung in die Öffentlichkeit: Damals hatten Forschende der Tufts University in Boston nachgewiesen, dass gesunde Menschen, die regelmäßig fettarmen Joghurt essen, innerhalb eines Zeitraums von 14 Jahren ein etwa 30 Prozent verringertes Risiko haben, Bluthochdruck zu entwickeln.1

2021 gingen Forschende der University of South Australia in Adelaide und amerikanischen University of Maine weiter der Frage nach, wie sich der Verzehr von Joghurt auf den Blutdruck auswirkt. Dazu werteten sie die Daten von 915 Probanden aus, die im Rahmen der amerikanischen „Maine-Syracuse Longitudinal Study“ zwischen 2001 und 2006 rekrutiert worden waren.2 Anhand eines Fragebogens hatte man die Teilnehmer zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt. Darin mussten sie angeben, wie oft sie ein bestimmtes Lebensmittel verzehrten: nie, selten, einmal pro Woche, zwei- bis viermal pro Woche, fünf- bis sechsmal pro Woche oder täglich.

28,7 Prozent der Befragten gaben an, „nie“ Joghurt zu essen; 41,9 Prozent setzten ihr Kreuz bei „einmal pro Woche“ und 29,4 Prozent griffen zweimal oder häufiger zum Joghurtlöffel. Besonders interessant: Jene Studienteilnehmer, die mehr Joghurt verzehrten, waren jünger, besser gebildet und überwiegend weiblich. Und: Alle gemessenen Blutdruckwerte waren bei dieser Gruppe niedriger als bei den Gruppen, die weniger oder gar keinen Joghurt aßen. „Bei denjenigen, die regelmäßig Joghurt konsumierten, waren die Ergebnisse noch besser, mit Blutdruckwerten, die fast sieben Punkte niedriger lagen im Vergleich zu jenen, die keinen Joghurt konsumierten“, so Dr. Alexandra Wade, Mitautorin der 2021-Studie.3

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Joghurt gegen Bluthochdruck? Was die Studien wirklich zeigen

Allerdings wurde kein senkender Einfluss bei Teilnehmern beobachtet, die ohnehin einen normalen Blutdruck hatten. Naheliegender, als die Schlussfolgerung, man könne mit Joghurt einen zu hohen Blutdruck senken, ist daher etwas anderes: Nämlich die Tatsache, dass Menschen, die regelmäßig Joghurt essen, sich insgesamt gesünder ernähren. Schließlich gilt der Einfluss der Ernährung auf den Blutdruck als unbestritten – etwa salzarme Ernährung und mediterrane Kost (hier eine Übersicht mit Lebensmitteln, die man bei Bluthochdruck nicht essen sollte). Ebenso, dass schon kleine Veränderungen des Lebensstils helfen können, diesen zu senken – nicht rauchen, auf Alkohol verzichten, Sport.

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Bakterien im Joghurt könnten Freisetzung blutdrucksenkender Proteine fördern

Was man dem Joghurt allerdings zugestehen muss, sind die enthaltenen Mikronährstoffe, die wiederum an der Regulierung des Blutdrucks beteiligt sind; darunter Kalzium, Magnesium und Kalium. Zudem weist Studienautorin Dr. Wade darauf hin, dass die in Joghurt enthaltenen Bakterien die Freisetzung von blutdrucksenkenden Proteinen fördern. Aber: Die gesundheitsfördernde Bakterienanzahl im handelsüblichen Joghurt schwankt extrem. Der Effekt auf die Gesundheit kann von diesen Faktoren aber stark abhängen.

Fazit

Mit einem täglichen Becher Joghurt kann man hohen Blutdruck leider nicht behandeln – diesen simplen Schluss lassen die Studien nicht zu. Vielmehr sind Joghurtesser generell eher einer gesunden Ernährung zugetan, woraus wiederum positive Effekte auf den Blutdruck resultieren. Was man außer gesunder Ernährung und der Einnahme von Medikamenten noch tun kann, um den Blutdruck zu senken: regelmäßig Sport bzw. Bewegung, das Gewicht im Normalbereich halten, Stress reduzieren. Und: Den Blutdruck regelmäßig messen oder messen lassen! Bluthochdruck hat, wer bei Oberarm-Messungen in einer Arztpraxis an verschiedenen Tagen Werte von 140 zu 90 mmHG oder höher angezeigt bekommt (einen Ratgeber zum Blutdruckmessen finden Sie hier).

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Quellen

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