21. Juli 2020, 21:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Fast-Food-Riese Kentucky Fried Chicken (KFC) will im Herbst Chicken Nuggets aus dem 3D-Drucker servieren – zunächst testweise in Moskau. Das in solchen Nuggets verarbeitete Fleisch hat ohnehin schon nicht den besten Ruf. Wie sieht es da mit der neuen 3D-Drucker-Variante aus? FITBOOK hat bei einem Gesundheitsexperten nachgefragt, ob so produziertes Fleisch unbedenklich ist.
Spinnerei, Propaganda-Schwindel – oder die Lösung für den schier unstillbaren Hunger der Welt auf Fleisch? Die US-Fast-Food-Kette „Kentucky Fried Chicken“ (KFC) kündigt in einer Pressemitteilung an, ihre Chicken Nuggets testweise im 3D-Drucker zu produzieren. Die Ersten, die die Nuggets aus dem Bioprinting-Verfahren kosten dürfen, sind Test-Kunden in Moskau. Warum gerade in Russland? Ein dort ansässiges Unternehmen („3D Bioprinting Technology“) liefert das Verfahren rund um das Bioprinting.
Was ist Bioprinting überhaupt?
Um „3D-Fleisch“ zu erzeugen, wird im Labor in sogenannten Bioprintern eine Art rudimentäres Gewebe aus tierischen oder menschlichen Zellen hergestellt. Die Zellen entwickeln sich anschließend von alleine weiter, beispielsweise zu einer Art Fleischprodukt oder zu einem Organ wie einem Ohr.
Um die KFC-Nuggets aus dem russischen 3D-Drucker zu erzeugen, sollen nun Hühner-Zellen mit pflanzlichen Inhaltsstoffen und Gewürzen zusammengerührt werden. Mithilfe dieses Verfahrens will man dem Geschmack von echtem Hühnerfleisch ganz nahe kommen.
Ernährungsexperte: Eingesetzte Zusatzstoffe problematisch für die Gesundheit
KFC erklärt, dass das Bioprinting-Verfahren mehrere Vorteile habe. Biomeat besitze die gleichen Mikroelemente wie das Originalprodukt. Allerdings würden verschiedene Zusatzstoffe, wie sie in der traditionellen Landwirtschaft und Tierhaltung eingesetzt würden, hier ausgeschlossen. Ist das Fleisch-Ersatzprodukt von KFC dadurch „sauberer“? „Nein“, meint Ernährungsexperte und Gesundheitscoach Michael Despeghel. Zwar biete das Verfahren aus ökologischer Sicht vielleicht einige Vorteile – allerdings seien die beim Bioprinting zahlreich eingesetzten Zusatzstoffe mit E-Nummer problematisch für die Gesundheit. „Diese rauben dem Körper viele wichtige Mikronährstoffe und fördern beispielsweise den Abbau von B-Vitaminen.“ Insgesamt bringe die Lebensmittelproduktion aus dem 3D-Drucker mehr Schaden als Nutzen, sagt Despeghel.
Fleischersatzprodukte verschlimmern Diabetes-Problematik
Neben E-Stoffen werden bei der Produktion von Fleischersatzprodukten oftmals Hefen beigemischt. So kann der Geschmack von Fleisch und Wurstwaren imitiert werden. Darin sieht Michael Despeghel eine weitere Gefahr: Indem der Fleischgeschmack künstlich erzeugt wird, nimmt der Hunger nach „echtem“ Fleisch nicht ab, sondern eher zu.
„Viele Menschen werden auf diese Weise geradezu in die Fehlernährung hineingeführt. Denn zu viel Fleisch als solches und verarbeitet als Wurstware fördert onkologische Probleme“, sagt der Ernährungsexperte. Auch FITBOOK berichtete bereits über den Zusammenhang von Fleischverzehr und Krebserkrankungen. Zu viele industriell erzeugte Produkte und Fast Food – und damit auch Fleisch aus dem 3D-Drucker – sind außerdem eine der Hauptursachen für die Volkskrankheit Nummer 1: Diabetes mellitus Typ II. Rund 7 Millionen Deutsche und 425 Millionen Menschen weltweit leiden unter der sogenannten Zuckerkrankheit. Für Despeghel ist klar: Diabetes mellitus ist die nächste Pandemie-Welle – und die rollt gerade richtig an.
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Experte sagt: Fleisch ja, aber in Maßen und in bester Qualität
Der Gesundheitscoach empfiehlt, maximal 500 Gramm Fleisch und Wurstwaren zu sich zu nehmen – pro Woche! Das dann jedoch in richtig guter Qualität. Dazu ganz wichtig: Ausreichend frisches Gemüse und Hülsenfrüchte. Die können übrigens in Kombination mit Reis einen hohen Anteil an Proteinen liefern.
Bioprinting von Lebensmitteln die Lösung für Ernährungsprobleme?
Noch steht Bioprinting in den Startlöchern. Inzwischen entwickeln viele große Nahrungsmittel-Konzerne jedoch Konzepte rund um die Lebensmittelproduktion aus dem 3D-Drucker. Behauptet sich das Bioprinting, könnten eine Menge Ressourcen an Wasser und Energie eingespart werden, so die Hoffnung. Ganz zu schweigen von den Flächen für die Rinder, Schweine und andere Nutztiere.
KFC glaubt sogar, durch die Nuggets aus dem 3D-Drucker den Energiekonsum um satte 50 Prozent und die Emission an Treibhausgasen um 25 Prozent zu senken. Übrigens: Wie ein Steak aus dem 3D-Drucker hergestellt wird, beschreiben unsere Kollegen von TECHBOOK hier.
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Warum steht die Fleischproduktion aus dem 3D-Printer noch immer in den Startlöchern?
Das Umweltbundesamt greift in der aktuellen Studie „Fleisch der Zukunft“ die Frage auf, was die Hürden für eine industrielle Produktion von Fleischproduktion aus dem Bioprinter sind. In erster Linie fehlen hierzulande noch immer die technischen Voraussetzungen, um „in vitro Fleisch“ im großen Maßstab herzustellen.