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Laut Studie

16:8-Intervallfasten hat womöglich dramatische Auswirkungen auf das Herz

Intervallfasten erhöht das Risiko für Tod durch Herzerkrankungen
Eine spezielle Form des Intervallfastens steht Forschern zufolge in Verbindung mit tödlichen Herzerkrankungen Photo: GettyImages/ Mohammed Haneefa Nizamudeen

23. März 2024, 18:16 Uhr | Read time: 6 minutes

Intervallfasten – also das Einhalten von Fastenzeiten zwischen Nahrungsaufnahmen – gilt seit einigen Jahren als gesundheitsförderlich. Umso mehr überraschen die Ergebnisse einer aktuellen Studie. Ihr zufolge soll das beliebte 16:8-Fasten die Wahrscheinlichkeit, an Herzerkrankungen zu sterben, um erschreckende 91 Prozent erhöhen. FITBOOK geht ausführlicher auf die Untersuchung ein – und erklärt auch, warum die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen sind.

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Es soll beim Abnehmen helfen und gar das Risiko für chronische Krankheiten senken können. So ist es zum Thema Intervallfasten bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung nachzulesen.1 Auch FITBOOK hat über die Jahre hinweg verschiedene Studien aufgegriffen, die der Ernährungsmethode positive gesundheitliche Auswirkungen (zum Beispiel auf den Schlaf und das Herz) attestieren. Neueste Forschungsergebnisse jedoch sprechen eine ganz andere Sprache: Sie bringen eine verbreitete Form des Intervallfastens mit einem maßgeblich erhöhten Risiko für tödliche Herzerkrankungen in Verbindung.

Vorab: Was Intervallfasten bedeutet

Beim Intervallfasten werden zwischen den einzelnen Mahlzeiten beziehungsweise Nahrungsaufnahmen Fastenpausen eingehalten. Diese Pausen können mehrere Stunden bis Tage betragen. Sie sollen sich positiv auf unter anderem den Blutzuckerspiegel, Blutdruck sowie die Blutfett- und Entzündungswerte des Fastenden auswirken. Weiterhin sollen die körperlichen Regenerations- und Reinigungsprozesse von Nahrungspausen profitieren.

Eine besonders beliebte Form ist das 16:8-Fasten. Dabei darf nach einer letzten Nahrungszufuhr am Abend beispielsweise um 20 Uhr erst wieder 16 Stunden später, also am Folgetag um 12 Uhr gegessen werden. Dann sind Mahlzeiten und Snacks acht Stunden lang uneingeschränkt erlaubt.

Studie zeigt tödliche Gefahren durch Intervallfasten auf

Ausgerechnet mit dem 16:8-Intervallfasten soll ein um immerhin 91 Prozent erhöhtes Risiko für tödliche Herzerkrankungen einhergehen. Zu dieser Erkenntnis kam ein Team internationaler Forscher in Untersuchungen mit rund 20.000 Teilnehmern. Details zur Studie wurden kürzlich auf einer Tagung der American Heart Association präsentiert. Im News-Room der Organisation erfährt man mehr dazu.2

Anlass für die Untersuchung war laut Studienhauptautor Victor Wenze Zhong von der Shanghai Jiao Tong University School die zunehmende Beliebtheit der Intervallfasten-Form. Die vermeintlichen Beweggründe – ein vereinfachtes Abnehmen und verbesserte kardiometabolische Werte – seien Interpretationen aus früheren Studien. „Doch die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen einer zeitlich eingeschränkten Ernährung, einschließlich des Risikos eines Todes aus beliebiger Ursache oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, waren unbekannt“, so der Forscher.

Auch interessant: Gemüse kann vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen

Details zur Untersuchung

Die aktuelle Studie zielte speziell auf eben diese potenziellen langfristigen Risiken ab. Hierfür arbeiteten Zhong und sein Team mit Daten aus dem National Health and Nutrition Examination Survey, einem Forschungsprogramm der National Center for Health Statistics. Darin sind der Gesundheits- und Ernährungszustand von US-amerikanischen Erwachsenen und Kindern auf Basis von Befragungen, körperlichen Untersuchungen und Fitness-Tests dokumentiert.

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Die berücksichtigten Daten stammten aus den Jahren 2003 bis 2018, von weiblichen sowie männlichen Probanden (vordergründig aus Südamerika) mit einem Durchschnittsalter von 49 Jahren. Sie waren im Mittel acht Jahre bis maximal 17 Jahre beobachtet worden. Die Forscher glichen deren Daten mit dokumentierten Todesfällen aufgrund von Herzerkrankungen aus dem National Death Index der Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention ab.

Erkenntnisse

„Diejenigen Menschen, die ihre Nahrung in weniger als 8 Stunden pro Tag zu sich nahmen, hatten ein um 91 Prozent höheres Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben“, heißt es dazu konkret in der Pressemitteilung der American Heart Association.

Bei Vorerkrankten wirkten sich den Daten nach Nahrungs-Zeitfenster etwas abweichend aus. Schränkten demnach Betroffene von Herz-Kreislauf-Vorbelastungen ihre Essenszeiten auf weniger als zehn Stunden am Tag ein, erhöhte dies bei ihnen die Gefahr um rund 66 Prozent, an Herzerkrankungen oder einem Schlaganfall zu sterben. Und, erstaunlich: „Eine Essdauer von mehr als 16 Stunden pro Tag wurde mit einem geringeren Krebs-Sterblichkeitsrisiko (…) in Verbindung gebracht.“

Interpretation und Einschränkungen

Die Erkenntnisse seien nicht so zu deuten, dass Intervallfasten in kurzer Zeit zum Tod durch Herzerkrankungen führt. Womöglich könnte 16:8-Fasten kurzfristig tatsächlich Vorteile bringen, so Studienleiter Zhong in der Veröffentlichung. Die geschilderten Gefahren drohten demnach auf lange Sicht.

Was die Studie hervorgebracht hat, sollte vor allem „zu einem vorsichtigeren, individuelleren Ansatz bei Ernährungsempfehlungen“ veranlassen. Es sei wichtig, sicherzustellen, dass die Art der Nahrungszufuhr unter Berücksichtigung des jeweiligen Gesundheitszustands gestaltet wird. Nicht zuletzt sollten Empfehlungen mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen übereinstimmen.

Einschränkungen der Studie

Die Studie ist noch nicht in der Fachpresse erschienen. Für die Ergebnisse fehlt folglich eine unabhängige Überprüfung – sie gelten bis auf Weiteres als „vorläufig“. Inhaltlich weisen die Verantwortlichen darauf hin, dass die Analyse sich auch auf rückblickende Angaben durch die Probanden zu ihrer Ernährung stützte. Hier drohten somit Ungenauigkeiten. Weiterhin seien Faktoren, die nichts mit der Ernährung zu tun hatten, aber eine Rolle für die Gesundheit der Probanden gespielt haben könnten, nicht in die Untersuchung einbezogen worden. Es werden weiterführende Studien nötig sein, um die Bedeutung der vorläufigen Ergebnisse zu stützen.

Kritik

Die genannten Einschränkungen wurden jetzt auch von dem bekannten medizinischen Mediziner und Buchautor, Dr. Peter Attia in einem Artikel sowie in einem Instagram-Post, hervorgehoben.3 Er sieht vor allem in der Methodik der Studie das Problem. So könnte die Selbstauskunft der Probanden zu Verzerrungen der Ergebnisse geführt haben, zwei Erhebungen der Ernährungsweise durch Befragungen seien zudem für verlässliche Daten nicht ausreichend. Es gebe vor dem Hintergrund keinerlei Sicherheit, ob und inwiefern sich Ernährungsweisen in einem Zeitraum des Nachbeobachtungszeitraums von acht bis 17 Jahren geändert haben könnten.

Weitere Kritikpunkte beziehen sich auf die Gruppengrößen (414 in der Intervallfasten-Gruppe versus 11.831in der Kontrollgruppe) sowie auf Unterschiede in den Lebensstilen. So befanden sich in der Versuchsgruppe offenbar prozentual mehr Menschen mit einem hohen BMI sowie mehr Raucher. Die Studie könne nicht ausschließen, dass diese Unterschiede ebenfalls eine verzerrende Rolle bei den Ergebnissen gespielt haben könnten.

Ist 16:8-Intervallfasten nun gut oder schlecht?

Diese Frage lässt sich so pauschal wahrscheinlich gar nicht beantworten. Während diverse Studien belegt haben wollen, wie gesund Intervallfasten ist, möchte die aktuelle Studie Hinweise für mögliche Gefahren geliefert haben. In Wahrheit bedarf es sicher noch weiterer Forschung, um die Frage nach den Benefits sowie Nachteilen der Fastenform zu beantworten. Generell scheint es wichtiger, bewusst und ausgewogen zu essen. Ob und wie man mit Fasten noch mehr gesundheitliche Vorteile aus dem Ernährungsstil herausholen kann, ist die zweitrangige Frage, zu der sicher noch viele spannende Studien folgen werden.

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Quellen

Topics #AmazonNutrition Herzgesundheit

Sources

  1. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Intervallfasten (aufgerufen am 22.03.2024) ↩︎
  2. American Heart Association: „8-hour time-restricted eating linked to a 91% higher risk of cardiovascular death“ (aufgerufen am 22.03.2024) ↩︎
  3. Attia, P. Does time-restricted eating increase the risk of cardiovascular death? (23.3.2024) ↩︎
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