16. Dezember 2024, 16:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Intervallfasten werden viele gesundheitliche Vorteile zugesprochen. Nicht nur kann durch diese Ernährungsform eine Gewichtsreduktion erzielt werden, sondern auch eine leistungsfähigere Verfassung, ein besserer Schlaf sowie eine Verbesserung der Blutfettwerte. Einer neuen Studie zufolge kann Intervallfasten aber auch Nachteile mit sich bringen.
Die klassische Variante des Intervallfastens bedeutet, innerhalb eines achtstündigen Zeitraums täglich zu essen und anschließend eine zwölfstündige Fastenphase einzuhalten. Diese Ernährungsform kann nicht nur positive Auswirkungen auf das Gewicht, sondern auch auf den Stoffwechsel, den Schlaf und viele weitere Dinge haben. Eine kürzlich veröffentlichte Studie fand sogar heraus, dass das Intervallfasten die Lebensdauer verlängern kann (FITBOOK berichtete). Auch wenn die positiven Vorteile überwiegen dürften, ist die Ernährungsform nicht frei von Nebenwirkungen: Neue Untersuchungen zeigen, dass Intervallfasten das Haarwachstum negativ beeinflussen könnte.
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Übersicht
Tests an Mäusen
Um erst einmal herauszufinden, ob ein Zusammenhang zwischen dem Haarwachstum und dem Intervallfasten besteht, führten die Wissenschaftler Tests mit Mäusen durch. Vor den Experimenten rasierte man den Tieren den Rücken, um das Haarwachstum bestimmen zu können. Dann unterteilte man die Mäuse in eine Gruppe, die 24 Stunden Zugang zu Futter hatte und eine, die nur in einem bestimmten Zeitfenster Nahrung erhielt. Letztere teilte man in folgende Gruppen auf:
- Mäuse mit achtstündigem Futterzugang
- Mäuse, die jeden zweiten Tag Futter erhielten
Mittels verschiedener wissenschaftlicher Methoden bewerteten die Forscher den Stoffwechsel und das Haarwachstum der Mäuse über einen 96-tägigen Behandlungszeitraum.
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Intervallfasten verlangsamte das Haarwachstum deutlich
Entgegen ihrer Erwartungen kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass das Intervallfasten das Haarwachstum störte, indem die Haarregeneration gehemmt wurde. Denn bei den Mäusen, die uneingeschränkten Zugang zu Futter hatten, war das Fell nach 30 Tagen größtenteils schon nachgewachsen. Dagegen beobachtete man bei den Mäusen, die dem Intervallfasten unterzogen wurden, nach 96 Tagen nur ein mäßiges Haarwachstum.
Der Grund dafür könnte oxidativer Stress sein, der vermehrt durch die Umstellung von Glukose auf Fett aufkommt. Die Mäuse, die dem Intervallfasten unterzogen wurden, wiesen eben eine verbesserte Glukosetoleranz auf. Einerseits ist das ein Indikator für einen verbesserten Stoffwechsel. Andererseits sorgt das aber dafür, dass die Haarfollikelstammzellen den dadurch aufkommenden oxidativen Stress nicht bewältigen können. Die Folgen: eine erhöhte Konzentration von Fettsäuren in Nähe der Haarfollikel, was Apoptose (programmierter Zelltod) bedingt. „Während des Fastens beginnt das Fettgewebe, freie Fettsäuren freizusetzen, und diese Fettsäuren gelangen in die kürzlich aktivierten Haarfollikelstammzellen, aber diese Stammzellen verfügen nicht über die richtige Maschinerie, um sie zu nutzen“, erklärt der leitende Autor und Stammzellbiologe Bing Zhang in einer Pressemitteilung.1
Dagegen blieben die epidermalen Stammzellen vom Intervallfasten unbeeinflusst – diese zeichnen sich durch höhere antioxidative Kapazitäten aus – und halfen den Haarfollikelstammzellen dadurch beim Überleben. Dieser Prozess konnte durch Vitamin E positiv beeinflusst werden.
Klinische Studie mit Menschen
Um zu überprüfen, ob sich auch beim Menschen ähnliche Ergebnisse wie bei den Mäusen einstellen, rekrutierten die Wissenschaftler Personen aus der vorangegangenen Westlake Precision Nutrition Study. Man schloss alle Menschen von den Untersuchungen aus, die an einer chronischen, akuten und/oder psychischen Erkrankung litten, regelmäßig Medikamente einnahmen oder zu einem hohen Alkohol-, Drogen- oder Zigarettenkonsum neigten.
Zu Studienbeginn rasierte man den Teilnehmern eine kleine Stelle auf der Kopfhaut. Zehn Tage lang unterzogen sich die Probanden dann einer 18:6-Intervallfastenmethode. Bedeutet: 18 Stunden fasten und sechs Stunden, in denen Nahrung aufgenommen werden konnte. Die Analysen kamen zu ähnlichen Ergebnissen wie bei den Tierversuchen: Die Gruppe, die fastete, wies im Vergleich zur Kontrollgruppe ein um 18 Prozent reduziertes Haarwachstum auf.
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Einordnung der Studie
Die Untersuchungen legen nahe, dass ein Zusammenhang zwischen Intervallfasten und einem verringerten Haarwachstum durchaus besteht. Dennoch muss man noch weiter forschen, um das als Folge der Ernährungsform zu belegen. Denn die Tests basieren auf Mäusen, was bedeuten kann, dass die Ergebnisse gar nicht oder nur in abgeschwächter Form auf den Menschen zutreffen. Zwar zeigt auch die Studie mit Menschen, dass sich ein ähnlicher Effekt einstellt, jedoch fiel die Kohorte mit 49 Teilnehmern aus China sehr gering aus. Demnach ist nicht gewährleistet, ob man ähnliches bei einer breiteren Masse und/oder anderen Bevölkerungsgruppen feststellen würde.
„Die menschliche Bevölkerung ist sehr heterogen, daher können die Auswirkungen bei verschiedenen Menschen unterschiedlich sein“, weiß auch Zhang um die Einschränkungen. „Mäuse haben im Vergleich zu Menschen auch eine sehr hohe Stoffwechselrate, daher haben Fasten und Stoffwechselumstellung schwerwiegendere Auswirkungen auf die Haarfollikelstammzellen von Mäusen. Bei Menschen sehen wir einen milderen Effekt – es gibt immer noch apoptotische Stammzellen, aber viele Haarfollikelstammzellen überleben. Es gibt also immer noch Haarwachstum, es ist nur etwas langsamer als üblich.“