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Studie zeigt

Warum Intervallfasten für Teenager riskant sein kann

Teenager beim Essen
Wenn Teenager Intervallfasten machen, kann das negative gesundheitliche Auswirkungen haben Foto: Getty Images

14. Februar 2025, 12:43 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Intervallfasten gilt als effektive Methode, um den Stoffwechsel zu verbessern und um Diabetes vorzubeugen. Und auch bei einem Abnehmwunsch kommt diese Ernährungsform oft zum Einsatz. Doch könnte diese Methode nicht für alle Altersgruppen gleichermaßen vorteilhaft sein. Dafür liefert zumindest eine neue Studie Hinweise.

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Beim Intervallfasten, auch intermittierendes Fasten genannt, legt man regelmäßige Essenspausen ein. Wie lang sie ausfällt, hängt von der jeweiligen Form des Intervallfastens ab. Die wohl geläufigste dürfte aber die 16:8-Methode sein: Man verzichtet 16 Stunden lang auf feste Nahrung, das Trinken von Wasser, Tee und Kaffee ohne Milch und ohne Zucker ist erlaubt. Die übrigen acht Stunden darf man essen. Durch das „Hungern“ in der Fastenphase wird der Zuckerstoffwechsel auf den Fettstoffwechsel umgestellt und die Verstoffwechselung verbessert.1 Der Körper reagiert durch die Umstellung außerdem wieder empfindlicher auf Insulin, wodurch man Typ-2-Diabetes vorbeugen kann. Zusätzlich sammeln sich weniger giftige Zwischenprodukte in der Leber an. Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass das Interfallfasten eine Menge gesundheitliche Vorteile mit sich bringt. Mit einer Einschränkung: Nicht jede Altersgruppe profitiert offenbar von der Ernährungsform. So zeigt eine neue Studie, dass Teenager lieber vom Intervallfasten absehen sollten.

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Hintergrund der Studie

„Intervallfasten hat nachweislich positive Effekte, es regt den Stoffwechsel an und hilft bei der Gewichtsabnahme und bei Herzerkrankungen. Doch seine möglichen Nebenwirkungen waren bislang nicht gut verstanden“, sagt Alexander Bartelt, Else Kröner Fresenius-Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Translationale Ernährungsmedizin an der TUM, in einer Pressemitteilung.2 Besonders die Auswirkungen auf junge Organismen sind weitgehend unerforscht. Da sich die Bauchspeicheldrüse bei Teenagern noch entwickelt, stellt sich die Frage, ob Intervallfasten die Reifung der insulinproduzierenden β-Zellen beeinflusst.

Die Studie untersuchte daher, wie sich Intervallfasten auf den Glukosestoffwechsel in jungen, mittelalten und alten Mäusen auswirkt. Außerdem interessierte die Wissenschaftler, ob die Dauer des Intervallfastens unterschiedliche Effekte haben kann.

Untersuchungen an Mäusen

Die Forscher teilten männliche Mäuse in drei Altersgruppen ein: heranwachsende, erwachsene und ältere Tiere.3 Jede Gruppe unterteilte man nach dem Zufallsprinzip noch einmal auf. Ein Teil erhielt uneingeschränkt Nahrung, der andere Teil wurde dem Intervallfasten unterzogen. Unabhängig vom Alter führte man die Untersuchungen vier bis fünf Wochen bzw. neun bis zehn Wochen durch. Zur Analyse der metabolischen Auswirkungen wandte man folgende Methoden an:

  • Glukosetoleranz- und Insulintoleranztests zur Bestimmung der Blutzuckerregulation.
  • Untersuchung isolierter Pankreasinseln zur Analyse der Insulinsekretion.
  • Einzelzell-RNA-Sequenzierung (scRNA-seq) zur Ermittlung molekularer Veränderungen in den β-Zellen.
  • Immunfluoreszenzfärbung zur Messung der β-Zellmasse und der Zellproliferation.

Zusätzlich verglichen die Wissenschaftler die Ergebnisse der Mausstudien mit Daten aus menschlichem Gewebe.

Negative Fasten-Effekte bei jungen Versuchstieren

Bei den erwachsenen und älteren Mäusen reagierte nach zehn Wochen der Stoffwechsel besser auf das von der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin. Dieser Prozess reguliert also den Blutzuckerspiegel und kann Typ-2-Diabetes vorbeugen. Doch bei den heranwachsenden Mäusen konnte man derartige positive Effekte nicht feststellen. Ganz im Gegenteil: Bei den jüngeren Tieren beobachtete man einen Rückgang der Betazellfunktion, also der insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Das kann zu Diabeteserkrankungen und Stoffwechselstörungen führen. „Intervallfasten gilt normalerweise als vorteilhaft für die Betazellen. Daher waren wir überrascht, dass junge Mäuse nach dem längeren Fasten weniger Insulin produzierten“, erklärt Leonardo Matta von der Helmholtz-Gemeinschaft München und einer der Hauptautoren der Studie. Damit lieferten sie Hinweise darauf, dass Intervallfasten bei Teenagern ungesund sein könnte.

Doch was ist der Grund für den Rückgang von Betazellen bei den heranwachsenden Mäusen? Um das herauszufinden, skizzierten die Forscher den Bauplan der Bauchspeicheldrüse mittels Einzelzellsequenzierung nach und stellten fest, dass die Betazellen bei den Jungtieren nicht ausreiften. „Irgendwann stellten die Zellen der heranwachsenden Mäuse ihre Entwicklung ein und produzierten weniger Insulin“, fasst Peter Weber vom Helmholtz-Zentrum München, ebenfalls Erstautor der Studie, die Erkenntnisse zusammen. Nur Tiere, deren Betazellen zu Beginn der Untersuchungen ausgereift waren, blieben davon unberührt.

Der Vergleich mit den menschlichen Gewebeproben zeigte dann, dass eine ähnlich gestörte Zellreifung bei Patienten mit Typ-1-Diabetes vorherrscht. Bei dieser Art von Diabetes fällt die Zerstörung der Betazellen allerdings auf eine Autoimmunreaktion zurück.

Auch interessant: Verbessert Intervallfasten das Erinnerungsvermögen?

Intervallfasten bleibt für Erwachsene effektiv – für Teenager nicht

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Intervallfasten für junge Menschen bzw. Teenager nicht unbedenklich ist. Die Studie zeigt erstmals, dass langfristiges Durchführen dieser Ernährungsform bei Heranwachsenden die β-Zellfunktion beeinträchtigen kann.

Besonders wichtig ist, dass die molekularen Veränderungen denen ähneln, die bei Typ-1-Diabetes beobachtet werden. Dies könnte bedeuten, dass Intervallfasten bei genetisch anfälligen Personen das Risiko für β-Zell-Dysfunktion erhöhen könnte.

Für Erwachsene und ältere Menschen hingegen bleibt Intervallfasten eine vielversprechende Methode zur Verbesserung des Stoffwechsels und zur Vorbeugung von Diabetes.

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Einordnung der Studie

Die Studie liefert neue Erkenntnisse über altersabhängige Effekte von Intervallfasten, jedoch hat sie auch einige Einschränkungen. Zum einen basieren die Ergebnisse auf Mäusen, deren Stoffwechsel nicht eins zu eins auf den Menschen übertragbar ist. Des Weiteren berücksichtigte man nur männliche Tiere, wodurch geschlechtsspezifische Unterschiede nicht berücksichtigt wurden. Somit sind klinische Studien notwendig, um eindeutig zeigen zu können, ob Intervallfasten schädlich für Teenager ist.

Die Studie zeigt außerdem, dass die Dauer des Fastens eine entscheidende Rolle spielt – eine genauere Untersuchung der Mechanismen ist jedoch notwendig. Und auch Einflussfaktoren wie die Auswirkungen von Intervallfasten auf den Hormonhaushalt wären von Bedeutung.

Themen Fasten Intervallfasten Kindergesundheit

Quellen

  1. Helmholtz. Was bringt Intervallfasten? (aufgerufen am 14.02.2025) ↩︎
  2. Technical University of Munich. Intermittent fasting could be unsafe for teenagers. (aufgerufen am 14.02.2025) ↩︎
  3. Matta L., Weber P., Erener S., et al. (2025). Chronic intermittent fasting impairs β cell maturation and function in adolescent mice. Cell Reports. ↩︎
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