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Mäusestudie

Intervallfasten kann womöglich vor Alzheimer schützen

intervallfasten alzheimer: Kreative Darstellung von Fasten
Könnte sich intermittierendes Fasten als Behandlungsstrategie bewähren, die Alzheimer-Symptome lindern kann? Foto: Getty Images

23. August 2023, 13:49 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Mit einer ausgewogenen Ernährung lässt sich bereits viel für die Gesundheit tun und ernsten Krankheiten vorbeugen. Das gilt offenbar auch für Erkrankungen des Gehirns. Und dabei scheint es nicht nur darauf anzukommen, was man isst, sondern auch wann – bzw. wann nicht.

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Das Intervallfasten, also abwechselnde Phasen des Essens und Fastens, hilft nicht nur beim Abnehmen. Dem intermittierenden Fasten werden auch zahlreiche positive Wirkungen auf die Gesundheit zugeschrieben. Es kann Diabetes vorbeugen und eventuell sogar rückgängig machen, Herzgesundheit und Schlaf verbessern. Auch auf das Gehirn scheint diese Form des Fastens einen Effekt zu haben. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2021 lieferte Hinweise dafür, dass sie das Erinnerungsvermögen verbessern kann.1 Doch damit nicht genug! Offenbar hat Intervallfasten auch das Potenzial, vor Alzheimer zu schützen.

Alzheimer-Patienten berichten von Störungen ihrer biologischen Uhr

Bis zu 80 Prozent der Alzheimer-Patienten gaben in entsprechenden Untersuchungen Probleme an, die mit ihrer biologischen Uhr, dem sogenannten zirkadianen Rhythmus, zusammenhängen. So berichteten sie z. B. von Schlafstörungen oder davon, dass sich ihre kognitiven Funktionen nachts verschlechtern.2,3

Forscher der University of California in San Diego (USA) wollten herausfinden, ob es einen Weg gibt, diese bei Alzheimer auftretenden, die biologische Uhr betreffenden Störungen zu mildern. Ihre Theorie: Fasten könnte den gewünschten abmildernden Effekt haben. Denn dieses hat sich bereits in einigen Studien, in denen es darum ging, Stoffwechselfunktionen im Fall gestörter zirkadianer Rhythmen zu verbessern, bewährt.4,5

Studie mit neurologisch kranken Mäusen

Um ihre Theorie zu testen, führten die Wissenschaftler ein Experiment mit Mäusen durch, die eine Mutation des menschlichen APP-Gens haben. Veränderungen dieses Gens werden mit Alzheimer, auch der im mittleren Lebensalter auftretenden Form, in Verbindung gebracht (FITBOOK berichtete). Tiere mit dieser Mutation erkranken zunehmend. Zunächst kommt es, wie für Alzheimer typisch, zu einer Ansammlung von Amyloid-Plaques im Gehirn, später treten Störungen des Schlafs sowie kognitive Veränderungen auf. Bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung ist der zirkadiane Rhythmus, also die abwechselnde Ruhe- und Aktivitätsphase im Tagesverlauf, gestört.

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Welchen Effekt hat Intervallfasten auf das Gehirn von Mäusen?

Für ihre Untersuchung teilten die Forscher die Tiere in zwei Gruppen ein. Die Studiengruppe wurde drei Monate lang gemäß dem Intervallfasten-Konzept ernährt: Die Fütterung fand innerhalb eines sechsstündigen Zeitfensters statt, gefolgt von 18 Stunden des Fastens. Dieses Konzept war passend zu den typischen Wachphasen von sechs Stunden am Tag, welche Mäuse mit funktionierender biologischer Uhr aufweisen. Art und Menge an Futter veränderten die Wissenschaftler nicht. Für Vergleichsmäuse aus der Kontrollgruppe gab es keine Fastenperiode.6

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Intervallfasten reduziert die Beschwerden

Tatsächlich zeigte sich, dass sich die Krankheitssymptome der „Intervallfasten-Mäuse“ im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant verbesserten. So konnte die Fastenform die Amyloid-Plaques im Gehirn reduzieren. Außerdem zeigten sich positive Effekte auf den zirkadianen Rhythmus. So fiel auf, dass sich das Erinnerungsvermögen sowie die kognitive Leistung der Tiere verbesserte, sie waren nachts weniger hyperaktiv, hatten wieder einen eher typischen Schlafrhythmus und wachten weniger häufig auf.

Experte erklärt, warum es den 16:8-Rhythmus beim Intervallfasten gibt

Die populärste Form des Intervallfastens ist sicherlich die 16:8-Methode. Dabei darf in einem Zeitfenster von acht Stunden gegessen werden. Anschließend wird 16 Stunden lang gefastet. Warum genau diese zeitliche Aufteilung? Sie entstand eher zufällig bzw. aus praktischen Gründen, wie der renommierte Forscher Dr. Satchin Panda (Chronobiologe) in einem früheren FITBOOK-Beitrag verraten hat: „Das mit dem 16-Stunden-Fastenfenster kommt ursprünglich aus unserem Labor“. Der Grund für das achtstündige Essensfenster sei „lustig“ gewesen, wie Satchin Panda erzählt. „Es hatte keine empirische Basis.“ Der Grund sei der ebenfalls an der Studie beteiligte deutsche Doktorand Christopher Vollmers gewesen. „Christopher hatte eine neue Freundin. Und diese Freundin hatte die Bedingung gestellt, dass er nicht länger als neun Stunden im Labor verbringen dürfe.“

Zusammenhang zwischen zirkadianem Rhythmus und Alzheimer

„Viele Jahre lang nahmen wir an, dass die Störungen des Tagesrhythmus, die bei Alzheimer-Patienten auftreten, eine Folge der Neurodegeneration sind, aber jetzt lernen wir, dass es vielleicht umgekehrt ist – die Störungen des Tagesrhythmus könnten einer der Hauptfaktoren für die Alzheimer-Pathologie sein“, erklärt Studienautorin Dr. Paula Desplats die neuen Erkenntnisse in einer Universitätsmitteilung.7 „Dies macht Störungen des zirkadianen Systems zu einem vielversprechenden Ziel für neue Alzheimer-Therapien, und unsere Ergebnisse liefern den Konzeptnachweis für eine einfache und zugängliche Methode zur Korrektur dieser Störungen.“

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Intervallfasten als mögliche neue Therapie für Alzheimer-Patienten

Vor diesem Hintergrund hoffen die Forscher nun, mit Intervallfasten einen neuen Therapieansatz für Alzheimer gefunden zu haben. „Die zeitlich begrenzte Fütterung ist eine Strategie, die die Menschen leicht und sofort in ihr Leben integrieren können“, so Desplats. „Wenn wir unsere Ergebnisse beim Menschen reproduzieren können, könnte dieser Ansatz eine einfache Möglichkeit sein, das Leben von Alzheimer-Patienten und denjenigen, die sie pflegen, drastisch zu verbessern.“

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Quellen

Themen Demenz
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