
25. November 2024, 20:41 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Wird es kälter und die Nase beginnt zu laufen, fangen viele an, ein wärmendes Heilmittel zu löffeln, an das sie sich noch aus ihrer Kindheit erinnern: Hühnersuppe. Aber kann die Forschung ihre lindernde Wirkung bei Erkältungen und grippalen Infekten eigentlich bestätigen? Und welcher Stoff darin ist dafür verantwortlich?
Huhn, Karotten, Sellerie, Lauch, ein paar Gewürze sowie frische Kräuter und Wasser – eine Hühnersuppe anzusetzen, ist keine Raketenwissenschaft. Trotzden – oder vielleicht gerade deshalb – wird sie seit Jahrhunderten in vielen Kulturen als Heilmittel angesehen. Besonders bei Erkältungen und grippalen Infekten wird ihr eine lindernde Wirkung nachgesagt. Aber warum ist das so? Die entzündungshemmenden Eigenschaften von Hühersuppe waren tatsächlich schon Gegenstand wissenschaftlicher Prüfung. Was Forscher über ihre gesundheitliche Wirkung herausgefunden haben und ob Hühnersuppe tatsächlich einen Beitrag dazu leisten kann, dass Halskratzen, eine Schniefnase und allgemeine Schlappheit wieder verschwinden, sagt FITBOOK.
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Übersicht
Woher kommt die Hühnersuppe?
Suppe aus Hühnern und anderen Tieren wurde bereits in der Antike gekocht. Bei den Römern wurden Brühen aus Fleisch und Knochen nicht nur als Nahrungsquelle, sondern auch zu medizinischen Zwecken genutzt. Im alten Ägypten empfahl der Arzt Maimonides im 12. Jahrhundert Hühnersuppe als Heilmittel gegen Atemwegserkrankungen. In der chinesischen Küche wird Hühnersuppe mit Ginseng oder Ingwer angereichert, um stärkende und heilende Eigenschaften zu entfalten. Auch bei uns in Europa wurden Suppen immer als Stärkungsmittel für Kranke zubereitet, da sie leicht verdaulich sind und Nährstoffe liefern. In den USA gilt Hühnersuppe gar als „Jewish Penicillin“ – jüdische Einwanderer hatten Hühnersuppe dort populär gemacht. Heute ist Hühnersuppe ein universelles Gericht, das in vielen Kulturen verankert ist. Überall auf der Welt gilt sie als Nahrungs- und Heilmittel.
Hauptbestandteile
Hühnersuppe gibt es in unterschiedlichen Varianten. Gemeinsam haben sie, dass sie aus wenigen, einfachen Zutaten bestehen. Die Haptbestandteile: Hühnerfleisch, Knochen und Gemüse. Hier etwas detaillierter die Bestandteile einer Hühnersuppe:
- ein ganzes Huhn (oder Teile davon Keulen oder Flügel)
- Suppengemüse: Karotten, Sellerie, Lauch und/oder Petersilienwurzel
- Salz und Pfeffer
- frische Kräuter, meist Petersilie
- Wasser
In anderen Ländern wird Hühnersuppe mit anderen Gewürzen (Ingwer, Zwiebeln oder Knoblauch), Gemüsesorten oder extra Beilagen zubereitet. Dadurch kommt es vor, dass Hühnersuppe auch in Variationen mit Pasta, Reis oder auch Kartoffeln serviert wird. Die Brühe wird meist zubereitet, indem alle Teile des Huhns mitgekocht und später entfernt werden. Das Fleisch bleibt dabei natürlich immer erhalten. Durch diese Methode erhält Hühnersuppe so einen intensiven Geschmack. Die Brühe wird in der Regel abgeseiht und dann entweder direkt getrunken – oder mit Suppennudeln, Kartoffeln oder mehr Gemüse zur Suppe weiterverarbeitet.
Das sagen Studien zur gesundheitlichen Wirkung von Hühnersuppe
Kulturen auf der ganzen Welt verbreiten also die Weisheit, dass man Hühnersuppe essen sollte, wenn man krank ist. Doch was bleibt von dieser Volksweisheit übrig, wenn man sie auf die (wissenschaftliche) Probe stellt? Studien zeigen: Hühnersuppe könnte entzündungshemmende Effekte auf die Schleimhäute haben, blutdrucksenkend wirken und Appetit sowie Sättigung fördern. FITBOOK hat sich die interessantesten Studien zum Thema Hühnersuppe genauer angesehen.
Studien: Hühnersuppe lässt Schleimhäute abschwellen …
1993 ging Dr. Stephen Rennard, Lungenspezialist an der Universität Nebraska, ins Labor, um genau das herauszufinden. Sein Testobjekt war das Familienrezept für Hühnersuppe seiner Frau.
Er und sein Team fand heraus, dass zu Beginn einer Erkältung viel zu viele weiße Blutzellen in die Nasenschleimhäute transportiert werden. Hier greife die Hühnersuppe ein: „Wir konnten zeigen, dass Omas Hühnersuppe eine leichte, aber deutlich messbare Fähigkeit hat, den Transport dieser Zellen zu reduzieren“, sagte Rennard. Isst man Hühnersuppe, schwellen die Schleimhäute also wieder ab, das zeigt die 2000 im Chest Journal veröffentlichte Studie.1 Die Studie hat jedoch eine Schwäche: Der Effekt der Hühnersuppe wurde im Labor, also Reagenzglas, untersucht, nicht aber am Menschen.
Wen es interessiert: Hier hat die University of Nebraska das Familienrezept veröffentlicht, dessen Wirkung Stephen Rennard seinerzeit untersucht hat.
… heißes Wasser trinken aber auch
Der wirkliche Beleg für diese antientzündliche Wirkung fehlt also? Nicht ganz. 1978 hat eine kleine Studie die Wirkung von Hühnersuppe auf den Nasenschleim untersucht. Veröffentlicht wurde sie im Chest Journal.2 Die Ergebnisse zeigten, dass die Suppe kurzfristig den Nasenschleim kurzzeitig flüssiger machen kann, sodass er besser abläuft. Einen ähnlichen Effekt hat jedoch auch heißes Wasser.
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Studie: Hühnerbeine als Blutdrucksenker
Doch was genau in der Suppe ist es, von dem die gesundheitliche Wirkung ausgeht? Rennard hatte darauf keine Antwort. Die japanische Forscherin Ai Saiga von der Hiroshima University hingegen schon: Laut ihr ist es das Huhn selbst – bzw. die in dessen Beinen und Füßen besonders zahlreich vorkommenden Kollagenproteine (Kollagenhydrolysat ). Sie sollen den Blutdruck senken können – ähnlich wie dies Medikamente tun, sogenannte ACE-Hemmer.
Kollagenhydrolysat kann bei der Senkung des Blutdrucks helfen, weil es bioaktive Peptide enthält, die auf das Herz-Kreislauf-System einwirken. So kann es bspw. die Nierenfunktion unterstützen, wodurch der Salz- und Wasserhaushalt im Körper besser reguliert wird – was wiederum den Blutdruck positiv beeinflusst. Diese Wirkung wurde in verschiedenen Studien untersucht.
Hühnersuppe als Blutdruckmedikament? Saiga und ihr Team gaben Ratten Hühnerkollagenhydrolysat. Anschließend stellten sie einen signifikanten Blutdruckabfall fest. „Durch die Integration dieser Nahrungsmittel in Mahlzeiten wird eine Normalisierung des Blutdrucks erreicht, ohne die Lebensqualität derjenigen zu beeinträchtigen, die solche Nahrungsmittel benötigen“, schlussfolgerten die Forscher. Die Studie wurde 2022 in der Fachzeitschrift Journal of Agricultural and Food Chemistry veröffentlicht.3
Studie: Umami-Geschmack (Hühnersuppe) steigert Appetit
Für eine Studie, 2014 im Americal Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht, nahmen Probanden eine kalorienarme Suppe zu sich, die unter anderem Natriumglutamat enthielt.4 Natriumglutamat erzeugt den Geschmack umami, der als herzhaft oder fleischig beschrieben wird. Im Unterschied zur Kontrollgruppe gaben die Umami-Suppenesser an, dass der Verzehr ihren Appetit angeregt habe und ihr Sättigungsgefühl nach der Esspause gesteigert hätte.
Auch Hühnersuppe ist umami. Hühnerfleisch und -knochen enthalten natürlich vorkommende Aminosäuren wie Glutaminsäure, die für den umami-Geschmack verantwortlich sind. Auch Karotten, Sellerie und Lauch enthalten Glutamate, die den Geschmack verstärken. Diese Kombination macht die Hühnersuppe nicht nur appetitsteigernd, sondern auch besonders sättigend und wohltuend. Nicht das Schlechteste, wenn man erkältet ist und die Geschmacksknospen regelrecht ausgeschaltet sind!
Fazit – Belege für Wirksamkeit beim Menschen fehlen
Hühnersuppe vereint mehrere potenzielle gesundheitliche Vorteile, die durch wissenschaftliche Studien gestützt werden: Sie könnte entzündungshemmende Effekte auf die Schleimhäute haben, indem sie den übermäßigen Transport weißer Blutkörperchen reduziert. Hinzu kommen blutdrucksenkende Eigenschaften enthaltener Peptide sowie die Appetit anregende und Sättigungs fördernde Wirkung durch den Umami-Geschmack. Jedoch: Belege für die Wirksamkeit beim Menschen fehlen. Die zu untersuchen wäre auch gar nicht so leicht. Schließlich kommen in so einer Suppe ganz schön viele Zutaten zusammen – vom Hühnerfleisch mit verschiedenen Fettsäuren über Gemüsesorten wie Sellerie, Karotten oder Porree mit ihren Nährstoffen. Wie sich diese einzelnen Bestandteile auf einzelne Mechanismen der Immunabwehr auswirken – das ist im Detail kaum zu erforschen.
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In welcher Form ist Hühnersuppe am gesündesten? Ernährungsexpertin antwortet

In welcher Form ist Hühnersuppe am gesündesten?
„Wer krank ist, sollte das Bett hüten und nicht am Herd stehen – klar. Doch selbst gekocht hat eine Hühnersuppe wesentliche gesundheitliche Vorteile. Ob vom Lieblingsmenschen oder Lieblingsrestaurant, die frische Version schlägt die Konserve.
Zum einen isst man ohnehin keine großen Mengen, wenn man mit einer Erkältung flachliegt. Dann ist es umso wichtiger, genügend Protein zu sich zu nehmen. Es dient dem Körper als Baustein für Antikörper und Zellen. Und Hühnerfleisch liefert reichlich Protein.
Zum anderen versorgt das frische Gemüse in der Hühnersuppe den Körper mit Vitaminen, Mineralien und Antioxidantien, welche das Immunsystem unterstützen. Fertige Hühnersuppe aus dem Supermarkt hingegen wurden vor dem Abfüllen in die Konserve stark erhitzt, sodass nur wenige Nährstoffe erhalten bleiben. Zusätzlich enthalten sie Konservierungsstoffe und viel Salz.
Mit Nudeln zubereitet, liefert die Suppe zudem Energie und die Brühe ist eine gute Ergänzung für den Flüssigkeitshaushalt – neben dem Teetrinken natürlich.“

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Rezept für Hühnersuppe nach Ur-Ur-Oma Martha
FITBOOK-Redakteur Janek Hennicke teilt hier das Rezept für Hühnersuppe seiner Ur-Ur-Oma Martha. Die genauen Garzeiten sind nicht überliefert. Da hilft es nur, mit viel Gefühl zu kochen – wie Oma.
Zutaten (für einen Topf):
- 1 Suppenhuhn
- 2x Suppengrün (Möhren, Lauch, Porree, Sellerie, Zwiebeln, Petersilie)
- 1 handvoll kleine Nudeln (Fädchen, Buchstaben, Sternchen)
- 1 Teelöffel Hühnerbrühe
- 2 Esslöffel Mehl
- 1 Ei
- Salz, Pfeffer, Zucker
Zubereitung:
Wasser in einem großen Topf erhitzen – so viel, dass das Huhn vollständig bedeckt ist. Das abgewaschene Huhn im Ganzen ins Wasser gegeben und bereits salzen, damit es durchziehen kann. Das Suppengrün in kleine Scheiben schneiden. Mit zwei Teelöffeln Hühnerbrühe zur Suppe geben. Wenn das Huhn gar ist (nach Gefühl!), herausnehmen und ihm die Haut abziehen. Alle nicht essbaren Teile entfernen. Das Fleisch danach fürs Erste nicht wieder in den Topf geben. Für die Klößchen werden Mehl und Ei zu einem Brei-ähnlichen Teig gemischt. Diesen würzt man mit Salz und einer Prise Zucker. Anschließend können die Nudeln in den Topf gegeben werden und erst danach kommt auch wieder das Huhn dazu. Der Teig sollte nicht geformt werden, stattdessen lässt man ihn von einem Löffel in den Topf tropfen, Menge je nach Bedarf. Wenn die dadurch entstandenen Klößchen oben schwimmen, sind sie durch. Suppe mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit restlicher Petersilie bestreuen.
Tipp: Insbesondere durch langsames und langes Kochen entfaltet Hühnersuppe ihren Umami-Geschmack – und damit verbunden ihre wohltuende und sättigende Wirkung.